Zeitreise(n) durch Bad Iburg |
Mühlenpforten-Rott - Haus Nr. 105 (heute: Große Straße 18)
Auf dem Eckgrundstück Große Straße / Kleine
Straße befand sich im Mühlenpforten-Rott das Haus Nr. 105.
Unmittelbar nördlich grenzte das Hagenbergpforten-Rott und
nordwestlich das Beckerteichpforten-Rott an.
Plan vom 04. Dezember 1875 (rot eingekreist: Haus Nr. 105) |
Im Jahre 1667 wird Herbert Zölter als Besitzer eines dortigen Anwesens genannt; ihm gehörte ebenfalls das Haus Mühlenpforten-Rott Nr. 104 und war mit diesem vereint.
1736 folgt Joannes Henricus
Frecker (auch Freker geschrieben), geboren um 1701, verheiratet
mit der in Glane 1694 geborenen Anna Catharina, geb. Erdmann.
Joannes Henricus Frecker verstarb im Mai 1761 und wurde am 18.
Mai 1761 in Iburg beerdigt.
Sein Sohn Franz Conrad Frecker, geboren
1733 in Glane, übernahm das Anwesen - er war Kaufmann und
erbaute 1780 dort ein (neues) großes Wohn- und
Geschäftshaus. Conrad Frecker betrieb einen großen
Getreidehandel und benötigte daher auch zahlreiche
Getreideböden und Lagerräume.
Conrad Frecker war in erster Ehe mit Clara Maria, geb. Rekers,
verheiratet. Seine Frau gebar ihm vier Kinder - sie verstarb 1764
und wurde am 23. Februar 1764 in Iburg beerdigt. Am 8. Februar
1766 heiratete Conrad die in Glane 1749 geborene Clara Sophia
Kruse - diese schenkte ihm in den Folgejahren weitere 10 Kinder.
Conrad Frecker verstarb am 17. Januar 1790 in
Iburg; das jüngste Kind war vier Jahre alt. Seine zweite Ehefrau
Clara Sophia verstarb bereits ein Jahr zuvor am 6. September 1789
in Iburg.
Neuer Besitzer wurde der älteste Sohn aus zweiter Ehe, Franz Wilhelm Frecker, geboren im September 1767. Er war ebenfalls Kaufmann, Ratsherr und zeitweise Bürgermeister in Iburg. Er verstarb am 9. November 1833 in Iburg an einem Schlaganfall. Franz Wilhelm war mit der am 9. Juni 1771 getauften Anna Maria Elisabeth Horstmeyer aus Iburg verheiratet; diese verstarb am 12. April 1812 in Iburg. Das Ehepaar hatte zwei Kinder.
Nach 1805 befand sich in dem Gebäude ebenfalls der evangelische Schulraum.
Der am 26. Oktober 1866 verstorbene jüngste Sohn aus zweiter Ehe, der Kaufmann Franz Frecker, vermachte der katholischen Iburger Klostergemeinde 3.800 Taler für eine Anstalt zur Pflege der Kranken - ein Grundstück wurde 1883 gekauft, das Hauptgebäude des Franziskus-Hospitals in Iburg wurde 1885 erbaut.
Der Urenkel von Conrad Frecker, Franz Conrad Sander, Sohn des Kaufmanns Hermann Henrich Sander und seiner Ehefrau Wilhelmina Sophia Catharina, geb. Grüning, wurde am 6. März 1829 in Glane geboren; der Vater von Wilhelmina Sophia Catharina war Tabakfabrikant. Conrad Sander übernahm später das Gebäude. Er war mit Anna Hiltermann (geb.: 09. April 1841), Tochter des Gastwirtes Fridericus Christianus Jacobus Hiltermann, verheiratet - die beiden hatten vier Kinder, wovon ein Kind einjährig an "Kopfleiden" im Jahre 1873 verstarb.
Conrad Sander | Briefkopf einer Rechnung vom 13. November 1905 an den Landwirt Brinkmann in Ostenfelde |
Conrad Sander war Kaufmann ("Colonialwaaren"), er besaß die "Kalkbrennerei Conrad Sander" am Langenberg, war seit 1871 Ratmann im Magistrat und Standesbeamter in Iburg; er war Mitglied eines Stammtisches im Hotel Gersemann, dort traf er sich mit weiteren Kaufleuten, aber auch mit den Amtsgerichtsräten August Lamby, Oskar Bauer und Georg Dütemeyer, dem Bürgermeister Hermann Pohlmann, dem Professor Rudolf Seggel sowie dem Theologen Bernhard Thörner. Conrad Sander starb 1907 und das Haus gelangte später über seine Ehefrau in den Besitz der Erben Aschenberg - Dütemeyer.
Zeitweilig beherbergte das Gebäude das "Kaufhaus Arnold Jelkmann", späterer Inhaber Heinz Jelkmann (ein weiteres Kaufhaus befand sich in der Johannisstraße 139 in Osnabrück); die Anschrift lautete anfänglich Großestraße 90. Nach dem 2. Weltkrieg lautete die Anschrift Große Straße 18. Arnold Jelkmann war Mitglied des Vereins für Geschichte und Landeskunde von Osnabrück (Historischer Verein Osnabrück).
Kaufhaus Arnold Jelkmann (erkennbar noch das große Einfahrttor von Frecker) |
gewerbliche Anzeige aus dem Jahre 1930 | gewerbliche Anzeige um 1949 |
Während des 2. Weltkrieges hieß die Großestraße kurzzeitig Adolf-Hitler-Straße.
Am 1. August 1962 eröffnete Mathilde Hellbernd, geb. Kassen (geb.: 10. März 1917, gest.: 4. August 2015) nach umfangreichen Umbauarbeiten im Erdgeschoss die "Nikolaus-Apotheke".
Nikolaus-Apotheke um 1970 | Mathilde Hellbernd |
Mathilde Hellbernd gründete 2006 die "St.
Nikolaus-Stiftung", deren Anliegen die Unterstützung von in
Not geratenen Menschen aus Iburg ist.
Die seit den 1980er Jahren an der Eingangsfront der Apotheke
befindliche Bronzeplastik des Hl. Nikolaus, ein Werk des
Künstlers Heinrich-Gerhard Bücker aus Beckum-Vellern, zog 2008
auf den Kirchhof der Fleckenskirche um und grüßt noch heute zur
Großen Straße.
Späterer Inhaber der Apotheke war der Apotheker Gerhard Rump. Die Apotheke besteht (weiterhin) seit 2007 als Filialapotheke der Osnabrücker "Neumarkt Apotheke" unter dem Apotheker Carl Henrik Leue; eine weitere Filialapotheke ist die "Apotheke am MHO" in Osnabrück.
Impressum / Kontakt / Datenschutzerklärung --- Inhaltsverzeichnis --- Zeitreise(n) durch Bad Iburg--- Große Straße 18