Zeitreise(n) durch Bad Iburg |
Drostenhof - ein Burgmannshof
Einleitung
Zwischen 1200 und 1400 befanden sich sämtliche Iburger Burgmannshöfe (Bissendorfscher , Bramscher, Buckscher, Hakescher, Varendorffscher undVinckescher Burgmannshof) auf dem Burgberg und wurden von den Burgmauern umschlosssen. Bei den notwendigen Erweiterungen des Schlosses und des Klosters Iburg wurden diese im Laufe der Zeit von den Landesherrn und dem Kloster angekauft und abgerissen.
Siegel der Iburger Burgmannschaft, um 1350 |
Bruno von Isenburg, Bischof von Osnabrück von 1250 bis 1258, verlieh im Jahr 1254 dem Flecken Iburg die Stadtrechte und schützte den Ort durch Wälle, Palisaden, Hecken und Zäunen ("vallo et propugnaculis"). Unter Fürstbischof Konrad III. von Osnabrück, Bischof von Osnabrück von 1455 bis 1482, wurde der Flecken durch eine Stadtmauer mit drei Toren gesichert.
Drostenhof
Ein Eckpunkt dieser früheren Iburger
Befestigungsanlage bildete der sog. "Drostenhof", in
dem über mehrere Jahrzehnte die Amtsdroste von Iburg wohnten.
Der Amtsdrost war der Vertreter des Landesherrn im Amt Iburg:
dieser leitete die Verwaltungsgeschäfte im Amt und hatte auch
polizeiliche Befugnisse inne.
Im Jahre 1426 wurde Eberhard (Everd) von Korff
zu Harkotten (geb.: 1375, gest. 1459) mit einem Burgmannshof
belehnt - dieser befand sich wahrscheinlich am heutigen
Drostenhof.
Als Lehen bezeichnet man einen Grundbesitz, den der Landesherr an einen
Untergebenen mit der Verpflichtung verleiht, dass er dem
Landesherrn (Lehnsherr) mit persönlichen Leistungen zur
Verfügung steht.
1461 wurden sein Sohn Dietrich (Dyderick) von Korff gen.
Schmising (geb.: um 1428), 1510 Jasper von Korff gen. Schmising (geb.:
1486) und 1534 Jost (Yost, Joest) von Korff gen. Schmising damit
belehnt.
Es folgte Heinrich von Korff gen. Schmising zu
Tatenhausen (geb.: 1583, gest.: 1665) und ab 1663 sein Sohn
Caspar Heinrich von Korff gen. Schmising zu Tatenhausen (geb.:
1616, gest.: 1690).
Letzterer tauschte am 27. April 1663 mit Fürstbischof Ernst
August I. einige zu dem Burglehen gehörige Grundstücke gegen
ein dem Bischof gehöriges Stück Land, das als Zuschlag für den
Garten des Korffschen Gutes Willenburg (heute: Hilter a.T.W.)
dienen sollte. Zugleich erhielt er die Erlaubnis, aus dem Flecken-
und Kummerteich Wasser für seine Teiche abzuleiten.
1664 schenkte Fürstbischof Ernst August I. die
eingetauschten Grundstücke seinem Hofmarschall Georg Christoph
von Hammerstein (geb.: 1624, gest.: 1687) und gab ihm
entsprechende Baumaterialien zum Bau eines Hauses. Gleichzeitig
wurde die Erbexengerechtigkeit (Erb-Eigentum) auf dieses neue
Haus gelegt; zudem behielt er die Landtagsfähigkeit sowie andere
Rechte wie das der Jagd.
Zum Burgmannshof gehörten weitere Grundstücke in Iburg.
Georg Christoph von Hammerstein, Ölbildnis um 1660 |
Nur ein Jahr später kaufte Hofmarschall von Hammerstein das Burglehen von Caspar Heinrich von Korff gen. Schmising zu Tatenhausen. Am 17. Oktober 1665 gaben der Fürstbischof und das Domkapitel ihre Einwilligung und befreiten gleichzeitig das Burglehn von dem Lehnsverhältnis.
1673 verkaufte von Hammerstein diesen Burgmannshof an den Drosten Christian Friedrich von Harling (geb.: 21.08.1631, gest.: 04.07.1724).
Wahrscheinlich von 1680 bis 1685 war Caspar Heinrich von Korff gen. Schmising zu Tatenhausen Drost zu Iburg; er nutzte den Burgmannshof als Amtssitz.
Sein Sohn Friedrich Matthias von Korff gen.
Schmising zu Tatenhausen (geb.: 15.09.1660, gest.: 18.05.1727)
kaufte am 26. Juli 1685, im Jahr seiner Heirat mit Alexandria
Hedwig von Velen zu Velen (geb.: 06.06.1665, gest.: 04.01.1727),
von dem Drosten Christian Friedrich von Harling (den später
benannten "Korffschen Burgmannshof". Friedrich Matthias
war von 1685 bis 1690 Amtsdrost in Iburg - der Burgmannshof
diente ihm ebenfalls als Amtssitz
Christian Friedrich von Harling, seit 1672
Drost von Iburg, wurde 1680 von Ernst August I. von Braunschweig-Lüneburg
zum Oberstallmeister befördert.
Ab 1684 bewohnte seine Ehefrau Anna Catharina von Offen und er
das ihr vom Ernst August geschenkte "Harlingsche Haus"
(Calenbergerstraße 29) in Hannover; diese war erste Hofdame der
nachmaligen Kurfürstin Sophie von der Pfalz.
Am 9. Januar 1691 verkaufte Friedrich Matthias von Korff gen. Schmising zu Tatenhausen den Burgmannshof an Rembert Jobst von Kerßenbrock zu Brinke.
Am 12. Oktober 1714 kaufte dann der Abt des
Iburger Klosters für 6.000 Taler die Besitzung von Rembert Jobst
von Kerßenbrock zu Brinke und verpachtete sie 1723 für vier
Jahre an den Gografen Dr. jur. Johann Zacharias Möser (geb.:
21.04.1690, gest.: 23.01.1768), dem Vater von Justus Möser.
Zacharias Möser wurde 1723 vom protestantischen Fürstbischof
Ernst-August II. zum Richter und Gografen des Amtes Iburg ernannt.
Unter der katholischen Regierung Clemens-Augusts
wurde Zacharias Möser 1735 zum Kanzlei- und Ersten
Konsistorialrat in Osnabrück ernannt.
Zacharias Möser, Öl auf Leinwand, Jahr unbekannt |
Im Jahre 1727 wurde der Hof an den Rentmeister Casparus Conrad von Schorlemer verpachtet.
Das Kloster verkaufte am 16. März 1749 die mit dem Hof verbundene Landtagsfähigkeit an den Freiherrn Goswin Lubbert von Kettleler zu Harkotten (geb.: 02.07.1719, gest.: 19.02.1775), der sie auf sein in Glandorf befindliches Gut Bollen legte.
Die Gebäude wurden 1750 abgerissen und die
Steine für den Klosterneubau in den Jahren 1750 und 1751
verwandt; die Bauern des Amtes Iburg hatten den Transport der
Steine zu leisten.
Mit diesem Abbruch wurden auch die letzten bestehenden Reste der
Stadtmauer abgebrochen.
Durch die Säkularisation vom 25. Februar 1803 kam der einstige Hof in den Besitz der Klosterkammer.
Da die letzten Bewohner dieses Anwesens die Iburger Drosten waren, erhielt es im Volksmund den Namen "Drostenhof".
Nachtrag
Plan vom 04. Dezember 1875 (rot eingekreist: Lage des Korffschen Burgmannshofes) |
Dem ehemaligen "Korffschen Burgmannshof"
vorgesetzt war ein Gebäude (Iburg Nr. 80), in dem im Jahre 1667
die Witwe Wurenbrot wohnhaft war.
1697 wurde als Besitzer der Consul Henrich Danckbahr (geb.: 1667,
gest.: Dezember 1720) genannt - dieser war seit dem 25. November
1696 mit der im Januar 1674 geborenen Anna Gertrudis Prange
verheiratet; das Paar hatte fünf Kinder. Am 19. September 1710
heiratete er Anna Maria Kruse - aus dieser Ehe gingen ebenfalls
fünf Kinder hervor.
Im Jahr 1736 wurde der aus zweiter Ehe
stammende Sohn Peter Franz (Petrus Franciscus) Danckbahr (geb.:
April 1715, gest.: 28.04.1758) als Besitzer erwähnt; auch er
wurde bei seinem Tod als Consul bezeichnet.
Peter Franz heiratete am 18. September 1737 in Iburg die im
Januar 1713 getaufte Maria Elisabetha Bitter; das Paar hatte acht
Kinder sowie ein von Peter Franz vor der Ehe gezeugtes Kind mit
Margaretha Bercklinck.
Der älteste gemeinsame Sohn Friederich
Christian (Fridericus Christianus) Danckbahr, getauft am 29. Juli
1738 in Iburg, wurde 1789 und 1799 als Eigentümer des Hauses
aufgeführt; er war über 20 Jahre erster Bürgermeister im
Flecken Iburg sowie Gildemeister des Bäckeramtes.
Friederich heiratete am 20. Dezember 1765 die 1727 geborene
Henrietta Schmid, die im drei Töchter schenkte.
Die jüngste Tochter Maria Florentina
heiratete am 5. November 1799 den Iburger Bürgermeister sowie
Königlich Hannoverschen Vogt zu Glane, Hagen und Oesede Heinrich
Reinert.
Am 18. Januar 1789 verstarb Henrietta, Friederich verstarb am 22.
Februar 1808 und wurde am 24. Februar 1808 in Iburg beerdigt.
Im Jahre 1866 folgte der Bäcker Caspar Heinrich August Bruns, der in zweiter Ehe am 4. Mai 1862 mit der am 20. September 1825 geborenen Catharina Agnes Elisabeth Heuer verheiratet war.
Im Jahre 1874 folgte Familie Fritz Komesker.
Um 1900 wurde erstmals zwischen dem Haus Komesker und dem ehemaligen "Korffschen Burgmannshof" der Kernbereich Iburgs durch einen Straßenbau durchbrochen - es war die erste asphaltierte Straße in Iburg.
Beim Bau des Kohlenschuppens der Kohlenhandlung Wilhelm ("Willy") Wiemann wurden "meterdicke Reste des früheren Drostenhofes" gefunden.
Kohlenschuppen von Wilhelm Wiemann, links daneben Haus Barlage, rechts daneben Friseur-Salon "Salden" und im Hintergrund Haus Ostermöller |
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