Zeitreise(n) durch Bad Iburg |
Fleckenskirche "St. Nikolaus"
Die Fleckenskirche "St. Nikolaus" ist die älteste Hallenkirche des Osnabrücker Landes; sie ist in ihren Ursprüngen romanisch und wurde später im gotischen Stil umgebaut.
Nach mündlichen Überlieferungen wurde das
Gotteshaus 1226 von dem Osnabrücker Bischof
Engelbert I. von Isenberg (Bischof von 1224 bis 1226 und von 1239
bis 1250) als Kapelle des St. Nikolai gegründet. Kaufleute, die
auf ihrem Weg von Osnabrück nach Münster im Schutze der Burg
wohnten, spendeten für die kleine Kapelle - daher auch die Weihe
nach dem hl. Nikolaus von Myra, dem Schutzpatron der Kaufleute
und der Deutschen Hanse.
Iburg befand sich an einem Nord-Süd
verlaufenden Hauptverkehrsweg, auch Römerstraße genannt, die
das Rhein-Main-Gebiet mit dem Nord- und Ostseeraum verband. Aber
auch ein weiterer Hellweg, der alte "Königsweg",
verlief südlich des Teutoburger Waldes von Paderborn nach Rheine
und weiter zum Niederrhein. Es handelte
sich wahrscheinlich um einen einschiffigen romanischen Bau mit
flacher Holzdecke. Diese Kapelle hatte dieselbe Länge wie die
jetzige Kirche, doch war sie nicht so breit. Erhalten sind aus
dieser Zeit zwei schmale Rundbogenfenster der Nordseite, die
später mit Spitzbögen darüber überwölbt wurden, und ein
kleines, ebenfalls halbkreisförmig geschlossenes Fenster in der
nördlichen Obermauer des Chores, welches heute vom
zweigeschossigen Sakristeianbau von 1713 verdeckt sind.
Diese Kirche gehörte ursprünglich zur Pfarrei
des heutigen Stadtteils Glane, die wiederum dem Kloster Iburg
unterstellt war.
Im Jahre 1255 entbrannte jedoch ein Streit
zwischen den Einwohnern von Glane und Iburg: der Thesaurar des
Klosters las in der Nikolaus-Kapelle regelmäßig eine Messe für
die älteren Bewohner Iburgs - "Das hielten die Glaner für
einen Eingriff in ihre Rechte, da es den Anschein hätte, als
wollten die Iburger sich von Glane und der dortigen Seelsorge
losmachen, ...", so die Iburger Klosterannalen. Der Glaner
Pfarrer Sweder beschwerte sich beim Osnabrücker Bischof Bruno
von Isenberg (Bischof von 1251 bis 1258, ein Bruder von Engelbert
I. von Isenberg). Nach Rücksprache mit dem Domkapitel ordnete
Bischof Bruno laut einer Urkunde vom 2. April 1255 die
Zuständigkeiten neu und setzte die neuen Pfarrgrenzen zwischen
Iburg und Glane fest: die Nikolaus-Kapelle wurde nun Kirche der
neuen Pfarrei St. Nikolaus für die Fleckensbewohner und die
Burgmannswohnungen; der Pater Thesaurar übernahm die Seelsorge;
zugleich wurde ermöglicht auf dem Kirchhof begraben zu werden.
Die umliegenden Gebiete, die "villa" (Bauernschaft),
gehörten weiterhin zur Glaner Pfarrei.
Aber 1310 kam es zu erneutem
Streit zwischen den Glanern und den Iburgern:
"Da nämlich die Iburger im Sinne hatten, ihre kleine
Capelle zum Gottesdienst für die Bevölkerung zu vergrößern,
und, da es an Geld fehlte, einen Opferstock mit einem eisernen
Verschluß errichtet hatten, um darin von den Beiträgen der
Gläubigen ein Almosen für den Bau zu sammeln, hielt der Pfarrer
[Henricus] von Glane, der die Capelle als seine Filiale ansah,
das für einen Eingriff in seine Rechte, und beklagte sich
deshalb beim Bischof Engelbert [II. von Weyhe], der auch sogleich
den Opferstock fortzunehmen befahl. Doch der Abt Albero war der
Meinung, es könne wohl beiden Theilen geholfen werden, und so
schlichtete er mit Genehmigung des Bischofs den Streit durch den
Ausspruch, der Opferstock oder die Sammelbüchse möge bleiben
bis zur Fertigstellung der Capelle, und die unterdes
angesammelten Beiträge sollten in drei Theile getheilt werden,
wovon einer dem Pfarrer zu Glane, der zweite dem zu Iburg
zufallen, und der dritte für den Bau verwendet werden sollte."
Diese Einigung, von der die Iburger Klosterannalen berichten,
stellte die Eintracht wieder her.
Nach 1310 wurde die Kirche erheblich erweitert.
Als Baustein diente hauptsächlich der Osning-Sandstein aus dem
"Benno-Steinbruch" am Dörenberg, aber auch Osning-Sandsteine,
die zwischen Horn und Detmold-Hörste abgebaut wurden, Iburger
Kalkstein und Sinterkalke aus Laer (teilweise als "Piepstein"
ausgebildet) wurden verbaut. So ist das busige Kreuzgewölbe
gänzlich aus Laerer Sinterkalken erbaut worden.
Der hannoversche Architekt und "Kunstschriftsteller"
Hector Wilhelm Heinrich Mithoff (1811 - 1886) beschrieb
die Kirche 1879 in dem Buch "Kunstdenkmale und Alterthümer
im Hannoverschen. Sechster Band: Fürstenthum Osnabrück,
Niedergrafschaft Lingen, Grafschaft Bentheim und Herzogthum
Arenberg-Meppen" wie folgt:
"In dem mittleren Theile des (...) Gotteshauses (...) will
man jenes alte Sacellum erkennen, indess tritt die überall den
gothischen Styl zeigende Architektur des Gebäudes einer solchen
Annahme entschieden entgegen. Das Langhaus bildet einen
dreischiffigen Hallenbau mit vier Rundpfeilern von 1,20 m
Durchmesser und nur etwa 3,50 m Höhe, welche mit einfachen
Sockeln und aus Platte und Hohlkehle bestehenden Kämpfern
versehen sind. Sie tragen scharfgrätige, durch spitzbogige,
rechteckig profilierte Scheidbögen und Quergurten geschiedene
Kreuzgewölbe, deren Gräte aber nach dem Scheitel hin sich
verlieren. Letzterer befindet sich an 7,30 m über dem Fussboden.
Das Innere des Langhauses erscheint bei der geringen Höhe und
der ansehnlichen Pfeilerstärke schwerfällig, und mag dies
Veranlassung geben, diesem etwa dem 14. Jahrh. angehörenden
Gebäudetheile ein weit höheres Altere zuzuschreiben. Die Thür
liegt auffalender Weise nicht in der Mitte der Westseite; auch
die Fenster der Nordseite, die kleiner als die an der Südseite
gehalten sind, treffen mit den Querachsen der Gewölbjoche nicht
zusammen. Ein gothischer sog. Triumphbogen verbindet das
Mittelschiff mit dem rechteckig gestalteten Chore, der von einem
Kreuzgewölbe überspannt wird, dessen Rippen - abweichend von
der vorhin gedachten Gewölbe-Construction - vortreten und in den
vier Ecken des Chors auf Wandsäulchen mit Laubkapitälen ruhen."
Die Innenwände, auch die Rundpfeiler, waren im Mittelalter mit bunten Fresken bemalt - an der Wand nördlich des großen Triumphbogens ist in einem kleinen Rechteck nach einer Restaurierung noch eine Teufelsszene aus dem 13. Jahrhundert sichtbar.
Freske mit einer Teufelsszene, 13. Jahrhundert |
Der Regierungs- und Baurat Dr. Wilhelm Jänecke erläuterte dazu in der am 22. Februar 1922 erschienenen wissenschaftlichen Fachzeitschrift "Die Denkmalpflege": "Dieser Umbau scheint sich durch das ganze Jahrhundert hingezogen zu haben; nur so erklärt sich das auffallende Nichtübereinstimmen der Achsen von Fenstern, Gewölben, Strebepfeilern sowie die Verschiedenheit der Profile und sonstigen Einzelformen."
Nunmehr war die Nikolaus-Kapelle eine
dreischiffige "Hallenkirche mit rechteckigem westfälischen
Chorschluß", wie Dr. Jänecke schrieb.
Später schrieb Maurus Rost in seinem "Glaner-Kirch-Standt-Buch":
"... domini 1310 tempore abbatis Alberonis ex fidelium
oblationibus erectum ..." - "... errichtet aus den
Opfergaben der Gläubigen zur Zeit des Abtes Albero im Jahre 1310
...".
Maurus Rost war von 1661 bis zu seiner
Abtswahl am 10. April 1666 Pfarrer von Glane.
Grundriss der Fleckenskirche von Dr. Wilhelm Jänecke, um 1920 |
1341 wurde zum ersten Mal ein "rector capella St. Nicolai in castro Yburg", ein "Leiter der Kapelle St. Nikolai im Schloß Iburg", erwähnt - damit war ein Patres des Klosters für die Fleckenskapelle zuständig.
Noch 1623, zur Zeit des Iburger Pfarrers Pater Heinrich Augustini, wurde die Iburger Kirche "filia matricis ecclesiae Glanensis" - "Tochter der Mutterkirche Glane" genannt.
Da bislang ein Kirchturm fehlte, wurde,
insbesondere durch die Bemühungen des Pastors Pater Clemens
Immenkamp, in Westfalen und Holland Geld für die Errichtung
desselben, gesammelt. Bislang wurde die Bevölkerung durch zwei
kleine Glocken, die in einem Giebelfenster hingen, zum
Gottesdienst gerufen.
Am 9. April 1669 begann man auf dem Westgiebel
den Kirchturm zu errichten. Das "Thürmchen", mit
Schindeln bekleidet, wurde am 14. August 1669 mit einer
Gesamthöhe von 34 m fertig gestellt und am 22. August erfolgte
die Weihe der neuen Glocken in dem Kirchturm. Später erhielt der
Turm eine Schieferabdeckung.
1713 erfolgte an der Nordseite des Chores ein zweigeschossiger Sakristeianbau.
Eine neue Glocke wurde 1716 von dem Glockengießer H[einrich ?] Fricke aus Gütersloh gegossen.
1771 wurde der Haupteingang nach Süden verschoben; im westlichsten Joch befand sich bis 1892 eine Orgelbühne. Jänecke schrieb dazu 1922: "Daß der Haupteingang so auffallend aus der Achse nach Süden verschoben ist, hat wohl darin seinen Grund, daß er vorher den Aufgang zu dieser Orgelbühne behinderte oder durch den späteren Turmbau verdeckt wurde."
Nach Aufhebung des Klosters im Februar 1803 und der Entweihung der Klosterkirche St. Clemens wurde die Fleckenskirche weiterhin als Pfarrkirche genutzt - ab 1807 konnte die Klosterkirche St. Clemens als Pfarrkirche genutzt werden. Damit wechselte auch der Name der Pfarrei: an Stelle des heiligen Bischofs Nikolaus wurde Papst Clemens von Rom der Patron der Gemeinde. Damit wurde die Fleckenskirche (wieder) zur Filialkirche.
Am 6. Oktober 1832 starb der Iburger Pfarrer Placidus Frye - er wurde am 10. Oktober im Altarraum der Fleckenskirche beigesetzt.
Bis Ende 1837 befand sich der Friedhof der Iburger Fleckensbürger um die Fleckenskirche - anschließend erfolgten die Beerdigungen ab Januar 1838 auf dem "Alten Friedhof" und seit Juli 1981 (zusätzlich) auf dem neuen "Parkfriedhof".
Der Kaplan Gottfried Buß verstarb am 1. Januar 1851: auch er fand seine letzte Ruhestätte am 4. Januar im Altarraum dieser Kirche. Dieses war die letzte Bestattung in der Fleckenskirche.
Plan von 1875 - mittig die Fleckenskirche, umgeben vom Kirch- bzw. Friedhof (grün) |
Luftbild der Fleckenskirche vom 18. März 1930 - die Kirche befindet sich auf einer Erhöhung und wird so gut auf fotografischen Ansichten Iburgs erkannt |
1882 erfolgte eine Renovierung der Kuppel mit neuer Eindeckung des Kirchturms mit Schieferplatten, ferner wurde der Hahn, das Kreuz sowie die Uhr renoviert.
1908 wurde die Fleckenskirche verputzt; der Innenraum wurde 1921 neu ausgemalt.
Inneres der Fleckenskirche, um 1921 | Inneres der Fleckenskirche, 1976 | Inneres der Fleckenskirche, 2020 |
Im Jahre 1947 wurde die Kirche renoviert - dies war durch Risse und Schäden im Gewölbe notwendig geworden. In dieser Zeit wurde die Fleckenskirche auch neu ausgemalt.
Postkarte der Fleckenskirche |
1957 wurde der Fußboden in der Kirche höher gelegt.
Im Jahr 1964 wurden an der
Fleckenskirche weitere Renovierungsarbeiten vorgenommen.
Dabei fand man in der Turmkugel ein Kupferblech mit folgender
Inschrift:
"Anno 1669 Im Maio in diesem Thurmb zur Ehre Gottes
Neuwes Auffgerichtet Bey Bedienung P. Clementis Imekapisi
Pastoris Jo is Suttmullers Custodis Jo is Gruener et Matth.
Eversmanns Provisorium Diesen Knop Hat Hierzu Verehret Arnold
Hoyer [Stadtrichter] Vnd den Hanen Johan Düvelingk. Es
hat bei dieser Auffreichtunge Regieret Hertzog Ernest Augustus
Bischoff zu Osnabrügk-Hertzogh zu Braunschweich Und Lüneburgh
Regierende Bürgermeistere Gillebaerdt Vorbraeck Vnd Henrich
Averbecke."
Fleckenskirche um 1965 Foto: Jürgen Heinemann, Osnabrück |
1976 wurde der Außenputz
wieder abgeschlagen - in diesem Zusammenhang wurden auch die zwei
schmalen Rundbogenfenster an der Nordseite und das
halbkreisförmig geschlossene Fenster in der nördlichen
Obermauer des Chores freigelegt.
Bei der Restaurierung wurden ebenfalls die alte Männerpforte auf
der Südseite und die Frauenpforte auf der Nordseite freigelegt.
Das Männerportal bestand aus einem gotischen Spitzbogen mit
gekehltem Gewände, die Frauen mussten mit einem schlichten
rechteckigen Eingang vorlieb nehmen, dessen Sturz ein
ungeschlachter Steinblock bildet.
Gottesdienstordnung Dezember 1976 | Der Autor als Messdiener vor der Fleckenskirche, Sommer 1975 |
Ende August 2019 wurden die
Wandflächen und der Turmhelm des Kirchturms mit neuen
Schieferplatten in historischem Format und nach überliefertem
Verlegemuster neu eingedeckt und im Dachstuhl wurden Träger aus
Eichenholz erneuert, auch der Wetterhahn und die darunter
angebrachte Kugel erhielten ein neues Kupferkleid - im November
2019 waren die Arbeiten fertig gestellt.
Über den Friedhof an der
Fleckenskirche berichtet ausführlich der
Heimatforscher Gerhard Vollbrecht in der Veröffentlichung "Die
Friedhöfe in Bad Iburg" (Iburger Hefte Nr. 14), S. 11 ff.:
"Der Friedhof hatte ursprünglich drei Eingangstore. Das
große Haupttor lag an der Rathausstraße zwischen einem
Brunnenhäuschen und dem ehemaligen Rathaus (später
Rektoratsschule). Die Friedhofsmauer entlang der Kleinen Straße
knickte an der Ecke zur Rathausstraße nach Norden um und endete
am Brunnenhäuschen.
Der südöstliche Zugang erfolgte über eine abgewinkelte
Steintreppe gegenüber der heutigen Eingangstür zur Nikolaus-Apotheke.
Diesen Zugang beschreibt der ehemalige Vorsitzende des
Heimatvereins Iburg, der Schulleiter Wilhelm Wedekämper, wie
folgt: "Gegenüber dem Eingang zur Nikolausapotheke
stieg man hinauf zu einem Durchbruch der Kirchenmauer. Innerhalb
nach links führte eine zweite Treppe auf den Kirchhof."
Diese zweite Treppe führte demnach von einem Podest aus, das
hinter der Umfassungsmauer lag, an der Innenseite der Mauer in
Richtung Westen bis auf den Friedhof.
Der dritte Zugang lag zwischen den jetzigen Häusern Große
Straße 10 und 12. Hinter dem Haus Nr. 12 (Gründler) bog der Weg
nach Süden ab und führte genau auf die ehemalige Frauenpforte
der Fleckenskirche zu. Erst in neuerer Zeit nach Aufgabe des
Friedhofes 1836 soll der Treppenaufgang neben dem Haus Gründler
gebaut worden sein.
In früherer Zeit war die Umfassungsmauer des Friedhofes entlang
der Großen und Kleinen Straße wesentlich höher als heute und
erreichte an der Straßenecke eine Höhe von über 2 m. Erst in
jüngerer Zeit wurden die am Rand stehenden Bäume (zuerst Linden,
später Rotdorn) gefällt, die Oberfläche des Friedhofes tiefer
gelegt und von der Kirche aus zu den Umfassungsmauern hin
abfallend gestaltet."
Der Friedhof, ursprünglich Kirchhof genannt, wurde, unterbrochen
von 1624 bis 1633 und von 1803 bis 1806, für Beerdigungen sowohl
katholischer als auch evangelischer Christen genutzt.
Für die evangelischen Christen befand sich,
zumindest zwischen 1803 und 1806, ein Friedhof am Burghagen.
Verkündung vom Pastor Placidus Frye zum Entfernen der Grabsteine vom 26. Juni 1808 |
Letzte Bestattung auf dem Friedhof an der
Fleckenskirche war die des 13 Tage alten Caspar Hartlage, der am
29.12.1837 verstorben war und am 31.12. begraben wurde.
Wahrscheinlich 1837 wurde die Mauer an der heutigen Große
Straße um 6 Fuß (= 1,75 m) zurück versetzt.
Die Mauerecke von der Kleinen Straße zur Großen Straße wurde
zum Teil abgetragen und auf halber Mauerhöhe entstand ein
Blumenbeet.
Mit Vertrag vom 20. März 1884 kaufte der Kaufmann August Bruns
eine Fläche von 1.675 m2 vom aufgegebenen Kirchhof
für einen Erweiterungsbau.
1991 wurde das Hochbeet entfernt und die Ecke (mit dem
Handwerkerbrunnen) neu gestaltet.
Am 13. April 2008 wurde zum Gedenken an die dort bestatteten
Toten eine vom Künstler Heinrich-Gerhard Bücker aus Beckum-Vellern
gefertigte Stele aufgestellt - die an der Stele angebrachte
bronzene Figur des hl. Nikolaus schmückte vorher seit den 1980er
Jahren die Nikolaus-Apotheke.
In der Fleckenskirche sind einige Kunstwerke erwähnenswert:
Neben einigen älteren gotischen Figuren
befindet sich in der Kirche ein romanischer Taufstein aus
Bentheimer Sandstein aus der Zeit um 1230 (des sog. "Übergangsstyls
zu Belm"). Der Taufstein wird oben, wo derselbe ein
Durchmesser von 84 cm hat, von einem hübschen Friese romanischen
Blatt- und Rankenwerks, unter aber, wo der Durchmesser nur 58 cm
beträgt, von einem einfach profilierten 15 cm hohen Sockel
umzogen.
Der 88 cm hohe Taufstein ist heute mit einem neuen kupfernen
Deckel versehen.
Anfang des letzten Jahrhunderts lagen noch in Nähe des
Taufsteins alte rautenförmige Fliesen aus dem Rittersaal des
Schlosses Iburg, die 1864 hierher verlegt wurden.
Taufstein von 1230, um 1965 fotografiert Foto: Jürgen Heinemann, Osnabrück |
In Nähe des Taufsteins befindet sich das Fünfwundenbild - aus den fünf Wunden Jesu fließen Wasser und Blut (Johannes 19, 34).
Bei den Figuren, die einst an den östlichen
Pfeilern angebracht waren, handelt es sich um eine "Anna
selbdritt" (Darstellung der heiligen Anna mit ihrer Tochter
Maria und dem Jesuskind) aus dem Umkreis des Meisters von
Osnabrück um 1515 - sie kam aus dem Wallfahrtsort St. Annen (heute
Melle-Neuenkirchen, einst Schiplage), der von 1514 bis 1651 von
Iburger Patres betreut wurde. Während das nackte Jesuskind auf
dem Arm der Mutter Anna ein aufgeschlagenes Buch auf dem Schoß
hält, hält die danebenstehende mädchenhafte Maria drei
Granatäpfel in der Hand (als Zeichen der Fruchtbarkeit und Gnade).
Ebenfalls zu sehen die "Schmerzhafte Mutter" aus der
zweiten Hälfte des 17. Jahrhunderts. Zur Innenausstattung
gehörten weiterhin die Statuen des hl. Nikolaus, des hl. Josef
und von König David.
1613 entstand das Epitaph des Rentmeisters
Rudolf Valkenburg mit Reliefs des Kalvarienberges und der
Auferstehung Christi von dem Osnabrücker Maler und Bildhauer
Adam Stenelt.
Das 1617 entstandene Sandsteinepitaph des Gografen Johannes
Gildemeister mit der Darstellung der Geburt Christi ging aus der
einst in Münster befindlichen "Schule der Gröninger"
hervor.
Das Epitaph für Benedikta Valkenburg, ein doppelstöckiger
Aufbau mit Reliefs des Abendmahles und des Mannaregens, entstand
1623 ebenfalls von dem Osnabrücker Maler und Bildhauer Adam
Stenelt.
Aus dem 17. Jahrhundert stammt die Kanzel mit
den Bildnissen der vier Evangelisten; eine dazugehörige Haube
wurde bei einer Renovierung entfernt.
Ebenso aus diesem Jahrhundert sind die im Chor befindlichen
Grabsteine der Iburger Pastoren.
Aus der Zeit um 1771 stammen die barocken
Ausstattungsstücke wie Hochaltar, Seitenaltäre, Kommunionbank
und Weihwasserbecken.
Der Hochaltar, einst aus Teilen des früheren Hochaltars der
Iburger Klosterkirche "St. Clemens" von Joseph Geitner
zusammengesetzt, zeigt den heiligen Johannes der Täufer sowie
den Mönchsvater Benedikt.
Das Relief "Grablegung" aus dem Jahre 1863 stellt den Tod des hl. Joseph dar und stammt von dem Iburger Bildhauer Heinrich Pohlmann (1839 - 1917). Die Sandsteinplastik wurde in neuerer Zeit in der Nische des Fraueneingangs angebracht - zuvor befand sich die Plastik an der Ostseite der Sakristei in unmittelbarer Nähe des Aufganges.
In der Kirche befinden sich weiterhin drei Altäre und eine ehemalige Kommunionbank, aus welcher der heutige Zelebrationsaltar zusammengefügt wurde, aus dem 18. Jahrhundert.
Die spätgotischen Chorstühle aus dem 15. Jahrhundert, die an den Endbacken Ornamente im Fischblasenmuster (Schneuß) und unter den sog. Misericordien (kleine Stützbretter) schöne Schnitzereien enthielten und einst zu beiden Seiten des Chores standen, wurden 1897 an das spätere Kulturgeschichtliche Museum in Osnabrück und das Kestner-Museum in Hannover verkauft.
Gedenktage:
Patronatsfest der Kirche ist der 6. Dezember, der Gedenktag
des Bischofs Nikolaus von Myra - Kirchweihfest der Fleckenskirche
ist der Sonntag nach dem Fest des hl. Ägidius (1. September).
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