Geowissenschaftler | Karl Andrée | Christian Dütting | Wilhelm Haack | Heinrich Hiltermann |
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Gerhard KELLER wurde am 22. Juni 1903 in Langensalza (Thüringen) geboren.
Schon in früher Jugend erweckte sein Interesse
für Geologie und so schrieb er als Gymnasiast eines
humanistischen Gymnasiums in Göttingen in der Oberprima (= 13.
Jahrgang) seine erste geologische Jahresarbeit. Nach dem Abitur
1923 praktizierte er ein Jahr lang im westdeutschen Steinkohlen-
sowie im Erz- und Kalibergbau. 1924 begann er mit dem Studium der
Geologie an der Georg-August-Universität Göttingen. Neben
Geologie und Paläontologie wählte er die Fächer Mineralogie,
Chemie und Physik. Später wechselte KELLER für ein Semester an
die Karl-Franzens-Universität Graz (Österreich). 1928
promovierte er bei Prof. Dr. Hans Stille, Göttingen, mit einer
tektonischen Arbeit "Stratigraphisch-fazielle Untersuchungen
in der Magerkohle der Gegend von Essen und Witten". Die
Arbeit erschien 1930 in der Schriftenreihe "Mitteilung aus
dem Museum der Stadt Essen für Natur- und Völkerkunde",
Band 29.
Nach seiner Promotion folgte ab 1928 seine wissenschaftliche
Tätigkeit am "Museum der Stadt Essen für Heimat-, Natur-
und Völkerkunde", dem späteren "Ruhrland-Museum".
Dort gestaltete und kümmerte er sich um die geologische
Abteilung, ab 1939 als Kustos und ab 1943 als Obermuseumsrat; in
diese Zeit fallen seine vielfältigen Arbeiten über das
Oberkarbon des Ruhrgebietes.
Bereits einige Jahre zuvor (1929) legte KELLER an der
Preußischen Geologischen Landesanstalt zu Berlin sein Examen als
Diplom-Geologe ab.
1932 erhielt er - neben seiner Tätigkeit am späteren "Ruhrland-Museum"
- einen Ruf als Dozent an das Geologische Institut der
Universität Köln - dort habilitierte KELLER 1935 mit der
Schrift "Geohydrologische Untersuchungen im Zusammenhang mit
dem Bau des Baldeneysees im Ruhrtal in Essen" und erhielt
damit die Lehrberechtigung für Geologie; 1940 wurde er zum
außerplanmäßigen Professor ernannt.
In den Kriegsjahren war er als Regierungsbaurat der Luftwaffe und
Wehrgeologe im Luftgau-Kommando VI Münster mit wehrgeologischen
Aufgaben in Westfalen und im Emsland betraut; es folgten
Fronteinsatz und Gefangenschaft. Nach dem Krieg fand KELLER in
Ibbenbüren seine neue Heimat; er wohnte zuletzt in der
Bodelschwinghstraße 4. Hier entstanden dann auch geologische und
heimatkundliche Beiträge für heimatkundliche Schriften (z.B.
für Ibbenbüren, Dreierwalde).
1946 - 1948 fanden seine geologischen Aufnahmen der Blätter
Tecklenburg und Bevergern im Auftrag des Geologischen Landesamtes
von Nordrhein-Westfalen statt, die dann 1949 erschienen. Dabei
konnte er erstmals die stratigraphischen und paläogeographischen
Verhältnisse der küstennahen Unterkreide klären und den
Komplex des Osning-Sandsteins aufgliedern.
1950 folgte KELLER einem Ruf an die Technische Hochschule
Hannover, wo er 1955 zum außerordentlichen Professor und
Direktor des Geologischen Instituts berufen wurde.
1959 übernahm KELLER gleichzeitig vertretungsweise die Leitung
des Instituts für Geologie und Paläontologie der Technischen
Hochschule Carolo-Wilhelmina zu Braunschweig.
1961 bis zu seiner Emeritierung 1969 war er nach einem Wechsel
nach Braunschweig Ordinarius und Direktor des Institutes für
Geologie und Paläontologie an der Technischen Hochschule Carolo-Wilhelmina
zu Braunschweig (Pockelsstraße 4).
Im 5. Stock des Hochhauses war das Institut für
Geologie und Paläontologie der Technischen Hochschule Braunschweig untergebracht (Aufnahme: Dr. Petra Sandhagen, Technische Universität Braunschweig) |
Nach seiner Emeritierung wandte er sich verstärkt dem Osnabrücker Raum, hier besonders der Unterkreide im westlichen Teutoburger Wald und dem Pleistozän zu.
Alleine 49 Veröffentlichungen befassen sich mit der Geologie des ehemaligen Regierungsbezirks Osnabrück und angrenzender westfälischer Gebiete - nachfolgend ein Auszug:
1952: | Die Deutung des Kiessandrückens in Laer-Heide und Laer-Höhe (Bez. Osnabrück) als Kame. - N. Jb. Geol. Paläont., Mh., S. 353 - 362. |
1952: | Zur Frage der Osning-Endmoräne bei Iburg.
- N. Jb. Geol. Paläont., Mh., S. 71 - 79. Geologischer
Exkursionsführer für Osnabrück. - Hrsg.: Prof. Dr. G.
Keller, Hannover, Verlag Meinders & Elstermann,
Osnabrück. Die Kames im Becken von Hagen (Bez. Osnabrück). - N. Jb. Geol. Paläont., Mh., S. 336 - 364. Sand- und Kieshügel vor dem Teutoburger Wald bei Lengerich (Westf.) und Lienen. - N. Jb. Geol. Paläont., Mh., S. 433 - 441. Die stratigraphisch-fazielle Entwicklung der marinen Unterkreide im nordwestlichen Teutoburger Wald. - Z. deutsch. geol. Ges., 104, S. 474 - 498. Exkursion in das Fluvioglazial und die Endmoräne am Osning und Exkursion in die marine Unterkreide im Nordwesten des Teutoburger Waldes. - Z. deutsch. geol. Ges., 104, S. 534 - 536. |
1953: | Fluviatile Sand- und Kieshügel des Saale-Weichsel-Interglazials
am Teutoburger Wald und die Bildung des Brochterbecker
Durchbruchtales. - N. Jb. Geol. Paläont., Mh., S. 8 - 15. Das Fluvioglazial am Teutoburger Wald zwischen Hilter und Borgholzhausen. - N. Jb. Geol. Paläont., Mh., S. 193 - 198. Fluviatile Feinsande des Saale-Weichsel-Interglazials an der Münstlandseite des nordwestlichen Teutoburger Waldes. - N. Jb. Geol. Paläont., Mh., S. 350 - 357. |
1955: | Die Ausbildung des Wealden am Nordwestende des Teutoburger Waldes. - N. Jb. Geol. Paläont., Mh., S. 59 - 69. |
1961: | Die Hydrologie der Hagenbachquelle in der Vorzone des Hüggels bei Osnabrück. - Z. deutsch. geol. Ges., 113, S. 61 - 68. |
1962: | Zum Landschaftsbild des nordwestlichen Teutoburger Waldes. - Jahrbuch der Technischen Hochschule, Hannover, S. 105 - 110. |
1966: | Die Grundwasservorkommen für die Trinkwasserversorgung Osnabrücks. - Jubiläumsschrift der Stadtwerke Osnabrück AG zum 75jährigen Bestehen der Stadtwerke. - Stadtwerke Osnabrück, S. 13 - 17. |
1967: | Die Virgation des Osning-Sandsteins (Valendis bis Unter-Alb) im nordwestlichen Teutoburger Wald. - N. Jb. Geol. Paläont., Abh., 128, S. 101 - 118. |
1968: | Der Piesberg und seine geologische Geschichte. -
Veröffentlichungen des Naturwissenschaftlichen Vereins
Osnabrück, 32, S. 31 - 38. Zur Geologie des Piesberges bei Osnabrück. - Z. deutsch. geol. Ges., 117, S. 743 - 748. |
1974: | Die Fortsetzung der Osningzone auf dem
Nordwestabschnitt des Teutoburger Waldes. - N. Jb. Geol.
Paläont., Mh., Heft 2, S. 72 - 95. Beitrag zur Geologie des Rubbenbruches bei Osnabrück. - Osnabrücker naturwiss. Mitt., 3, S. 69 - 78. |
1977: | Hydrogeologische Untersuchungen für den Rubbenbruch
See. - Osnabrücker naturwiss. Mitt., 5,
S. 61 - 77. Die geologische Entwicklung des Osnabrücker Gebietes während der Unterkreidezeit. - Verlag H. Th. Wenner, 21 S., 1 Falttafel. |
1979: | Die küstennahe Ausbildung des Osningsandsteins bei Bad
Iburg im Liegenden der Osningüberschiebung. -
Osnabrücker naturwiss. Mitt., 6, S. 7 -
17. Felsmechanik und Bruchtektonik des Osningsandsteins im Tecklenburger Lande. - Osnabrücker naturwiss. Mitt., 6, S. 19 - 33. Woher kommt die Osningsandsteinmasse des Dörenbergmassivs bei Bad Iburg (Teutoburger Wald)? - Ber. naturhist. Ges. Hannover, 122, S. 71 - 77. |
1980: | Der Sudenfelder Sattel des Osningsandsteins bei Hagen a.T.W. (Landkr. Osnabrück). - Osnabrücker naturwiss. Mitt., 7, S. 68 - 94. |
KELLER erkannte als erster Geologe, daß die
Gesteine des Dörenberges ursprünglich als mächtige, marine
Füllungen der weiter im Nordosten gelegenen Verlängerung der
Hohnsberg-Rinne abgelagert wurden. Im Zuge der Bewegung während
der Osningfaltung wurden die Gesteine in die heutige Lage
transportiert. KELLER's Beobachtungen über die Osningfaltung
begannen 1974 am Dörenberg bei Bad Iburg.
Auch war es KELLER, der 1951 erkannte, daß die bislang als
Osning-Endmoräne gedeuteten Hügel vor der Iburger Pforte
fluvioglazialer Entstehung sind. 1952 - 1954 folgten weitere
Veröffentlichungen über die hiesige Quartätgeologie; KELLER's
Erkenntnisse wurden in späteren Untersuchungen von weiteren
Geologen bestätigt.
Am 27. Januar 1981 starb Gerhard KELLER an den Folgen eines tragischen Verkehrsunfalls. KELLER war Ehrenmitglied des Naturwissenschaftlichen Vereins Osnabrück.
Quellennachweis:
BETTENSTAEDT, Franz & WACHENDORF, Horst: [Ohne Titel:
Lebenslauf von Gerhard KELLER]. In: Beih. Ber. Naturh. Ges., 5,
Hannover 1968.
BÄßLER, Rolf: Prof. Dr. Gerhard Keller 22.6.1903-27.1.1981. In:
Osnabrücker naturwiss. Mitt., 9, Osnabrück
1982.
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