Zeitreise(n) durch Bad Iburg

Der nachfolgende Beitrag soll im Hinblick auf die derzeitige widerrechtliche kriegerische Invasion und den Angriffskrieg von Russlands Diktator und Aggressor Wladimir Wladimirowitsch Putin in die Ukraine (Ukrajina) daran erinnern, dass Kriege nur Leid und Elend mit sich bringen; es darf nie (wieder) zu kriegerischen Auseinandersetzungen kommen!

Friedrich Knoke und die vermeintliche Varusschlacht (Clades Variana) in Iburg

Einleitung

In der zweiten Hälfte des Jahres 9 nach Christi erlitten mehrere römische Legionen unter Führung des Senators und Feldherrn Publius Quinctilius Varus (geb.: 47/46 v. Chr., gest.: 9 n. Chr.) in Germanien eine vernichtende Niederlage gegen ein germanisches Heer unter der Führung des Arminius (geb.: um 17 v. Chr., gest.: um 21 n. Chr.), einem Fürsten der Cherusker.
Die Cherusker waren ein germanischer Stammesverband, der im Gebiet beidseitig des oberen Flussgebietes der Weser im heutigen Ostwestfalen und in Niedersachsen bis zu Elbe lebte.

Bronzemünze Feldherr Publius Quintilius Varus

Rückseite einer Bronzemünze mit dem Portrait des Feldherrn
Publius Quinctilius Varus und der Inschrift "P QVINCTILI VARI - ACHVLLA",
gefunden in der nordafrikanischen Stadt Achulla (Berliner Exemplar).
Die Münze datiert aus den Jahren 8 - 7 v. Chr., in denen Varus das
Proconsulat in der Provinz Africa bekleidete.

Als Ort der sogenannten "Varusschlacht" (auch als "Hermannsschlacht", "Schlacht im Teutoburger Wald" und "Varusniederlage (Clades Variana)" bezeichnet) wurden in der Vergangenheit verschiedenste Orte in Ostwestfalen, Norddeutschland und den Niederlanden vermutet - rund 700 Theorien zur Lokalisierung der Varusschlacht wurden erstellt.
Nach Angaben des deutschen Altphilologen, Heimatforschers und Lehrers Friedrich Knoke ist eines dieser vermuteten Orte der Varusschlacht auch Iburg ...

Zur Person

Karl Ludwig Friedrich Knoke kam am 9. Januar 1844 in Schmedenstedt (heute: Ortsteil von Peine) als jüngster Sohn des lutherischen Pastors Johann Heinrich Gottlieb Knoke (geb.: 22.11.1798, gest.: 30.10.1880), Pastor in Feldbergen (1826 - 1841), Oedelum (1827 - 1841), Schmedenstedt (1841 - 1852) und abschließend in Landesbergen (heute: Samtgemeinde Mittelweser, Landkreis Nienburg/Weser) und seiner am 8. Oktober 1826 geehelichten Marie Sophie, geborene Brackebusch (geb.: 19.03.1806, gest.: 30.05.1870), auf die Welt; er hatte sieben ältere Geschwister:
- Ludwig Theodor Hermann (geb.: 20.04.1828, gest.: 03.12.1906), später Pastor in Hameln und Landolfshausen, Superintendent in Walsrode und Mitglied der Hannoverschen Landessynode,
- Friedrich Wilhelm (geb.: 13.07.1830, gest.: 14.12.1904), später Pastor in Pattensen, Adenstedt und Gestorf sowie ebenfalls Mitglied der Hannoverschen Landessynode,
- Sophie Agnes (geb.: 17.10.1831, gest.: 06.05.1896),
- Johanna Juliane Wilhelmine (geb.: 22.06.1833, gest.: 27.08.1903), später verheiratet mit dem Pastor August Friedrich Theodor Vahlbruch,
- Agnes Gertrud (geb.: 04.02.1836, gest.: 30.11.1877), später verheiratet mit dem Pastor Theodor Herbst,
- Johanne Therese Marie (geb.: 30.06.1838, gest.: 17.03.1901), nach dem Tod ihrer Schwester Gertrud ebenfalls verheiratet mit dem Pastor Theodor Herbst,
- Hans Georg Wilhelm Karl (geb.: 15.10.1841, gest.: 22.10.1920), später Seminarlehrer, Seminardirektor und ordentlicher öffentlicher Professor der praktischen Theologie in Göttingen.

Friedrich Knoke verbrachte seine frühen Kinderjahre in Walsrode und besuchte als Schüler von Ostern 1859 bis Ostern 1863 das Lyzeum I in Hannover. Friedrich Knoke studierte in an der Universität Erlangen und der Georg-August-Universität Göttingen Philologie (Sprach- und Literaturwissenschaft einer fremden Sprache) und Geschichte. Während seines Studiums in Erlangen wurde er im Wintersemester 1863/64 Mitglied der pflichtschlagenden Burschenschaft "Germania Erlangen".

1871 legte Knoke sein Staatsexamen ab und unterrichtete von Michaelis 1866 bis Ostern 1871 zunächst als Hauslehrer Kinder eines Gutsherrn in Kurland (heute: Lettland). Anschließend besuchte er abermals für ein Semester die Georg-August-Universität Göttingen. Ende 1871 reiste er mit dem befreundeten Theologen Hermann Wilhelm Heinrich Hölscher (geb.: 22.04.1845, gest.: 11.03.1911) nach Italien und kehrte Ostern 1872 zurück. Am 11. April 1872 wurde Knoke durch den Direktor Dr. Gustav Lahmeyer als Lehrer am evangelischen Gymnasium Andreanum in Hildesheim in sein Amt eingeführt, wechselte aber an Michaelis 1873 an das Gymnasium in der Residenzstadt Dessau.

Friedrich Knoke (1844 - 1928)

Friedrich Knoke (1844 - 1928)
Quelle: https://familieknoke.wordpress.com/linie-landesbergen/zweig-osnabrueck/
(abgerufen: 27.02.2022)

Im Jahre 1874 promovierte Friedrich Knoke vor der "Philosophischen Fakultät zu Rostock" mit der Dissertation "Der Investiturstreit nach den Streitschriften der Zeit" - außer Satzanfänge und Namen sind sämtliche Wörter der Inauguraldissertation nur in Kleinbuchstaben geschrieben worden.

Am 23. September 1874 heiratete er in Dessau Dorothea Clara Elisabeth Mohr (geb.: 28.12.1853, gest.: 14.01.1923). Das Ehepaar bekam fünf Söhne:
- Heinrich Wilhelm Alfred (geb.: 17.11.1875, gest.: 1911 in den USA), später Bankbeamter,
- Karl Friedrich (geb.: 12. Mai 1877, gest.: 24.07.1918), später Amtsrichter in Tholey (Saarland),
- Hermann Gerhard (geb.: 15.05.1878, gest.: 01.08.1878),
- Karl August Hans (geb.: 28.01.1884, gest.: 02.11.1957), später Studienrat in Lübeck,
- Ludwig Werner (geb.: 12.08.1889, gest.: 10.05.1929), später Bankkaufmann in London und New York.

1875 wechselte Knoke an das Karls-Gymnasium in Bernburg (Saale) und übernahm das Ordinariat der Tertia A. - zeitgleich wirkte er als Bibliothekar an der Schule. In Bernburg wurde er am 27. April 1877 zum Oberlehrer und im Juni 1887 zum Professor ernannt.
1889 wurde Knoke an das Gymnasium in Zerbst/Anhalt versetzt; 1892 wechselte Friedrich Knoke als Nachfolger von Heinrich Runge als Direktor an das Ratsgymnasium in Osnabrück. Dort wurde er am 18. Oktober 1892 durch den Geheimen Regierungs- und Provinzial-Schulrat Dr. Breiter in sein neues Amt eingeführt - anwesend waren auch der Oberbürgermeister Dr. Bernhard Möllmann sowie der Pastor Spiegel in seiner Eigenschaft als Mitglied der Schulkommission. In diesem Jahr wurde Knoke auch Mitglied im "Verein für Geschichte und Landeskunde von Osnabrück (Historischer Verein)".

In seiner Eigenschaft als Lehrer war er Mitglied im Verband Deutscher Philologen und Schulmänner.

Ratsgymnasium Osnabrück

 

Kollegium des Ratsgymnasiums 1908

Ratsgymnasium Osnabrück   Kollegium des Ratsgymnasiums 1908, vorne mittig Friedrich Knoke
aus: Volker Paul: Zur Varusschlacht im Teutoburger Wald, S. 4

1893 erhielt Knoke den roten Adlerorden IV. Klasse.

Ausschnitt aus dem Zeitgenossenlexikon "Wer ist's?", IV. Ausgabe, Leipzig 1909

Ausschnitt aus dem Zeitgenossenlexikon "Wer ist's?", IV. Ausgabe, Leipzig 1909

1913 erhielt Knoke den Titel eines Geheimen Studienrats.

Friedrich Knoke, Enkelkind Gerhard Knoke und Ehefrau Elisabeth Knoke, geb. Mohr, 1916

Friedrich Knoke, Enkelkind Gerhard Knoke und Ehefrau Elisabeth Knoke, geb. Mohr, 1916
Quelle: https://familieknoke.wordpress.com/linie-landesbergen/zweig-osnabrueck/
(abgerufen: 27.02.2022)

Das Ratsgymnasium Osnabrück leitete Knoke bis zum Eintritt in den Ruhestand im Jahre 1920.

Am 9. Januar 1912 wurde Friedrich Knoke auf Vorschlag des Osnabrücker Oberbürgermeisters Dr. Julius Rißmüller von den Mitgliedern des Vereins zum Vorsitzenden des Vereins für Geschichte und Landeskunde von Osnabrück (Historischer Verein) gewählt; zuvor war er ab 28. Februar 1909 stellvertretender Vorsitzender des Vereins. Seine Wahl zum Vereinsvorsitzenden war nicht unumstritten, denn Knoke galt als schwierig, in seiner Polemik maßlos und gehässig; den Vorsitz führte Knoke bis zu seinem Tod 1928. Beim Amtsantritt als 1. Vorsitzender hatte der Verein 392 Mitglieder.
1914 wurde Knoke nach den Ausführungsbestimmungen des Gesetzes als Denkmalpfleger für den Regierungsbezirk Osnabrück bestellt - er war für den Bereich der Kulturgeschichte zuständig. Weiterhin war Knoke Mitglied und Vorsitzender des Nationalliberalen Hauptvereins, Vorsitzender des Kirchenvorstandes der evangelisch-lutherischen Kirchengemeinde St. Marien in Osnabrück und er war von Mai 1905 bis zu seinem Tode im Ausschuss des Osnabrücker Museums tätig. Gleichzeitig wurde Knoke Kurator der vor- und frühgeschichtlichen Sammlung - in dieser Funktion führte er auch dort Führungen durch und gestaltete die vorgeschichtliche Abteilung um: auf seinen Wunsch hin wurden die "(...) Schränke der ethnographischen Sammlung im Urnensaal (...) nach und nach entleert und (...) mit Urnen gefüllt", um die Urnensammlung zu vereinheitlichen.
1914 wurde Knoke in den Vorstand berufen.
Seit der Gründung im Jahre 1909 war Knoke Mitglied in der "Deutschen Gesellschaft für Vorgeschichte".

Persönliche Widmung von Friedrich Knoke: "Mit freundlichem Gruß überreicht vom Verf.[asser]"

Persönliche Widmung von Friedrich Knoke: "Mit freundlichem Gruß überreicht vom Verf.[asser]"

Friedrich Knoke verstarb am 22. Oktober 1928 in Osnabrück, wo er auf dem Hasefriedhof beigesetzt wurde.

Am 4. Oktober 1928 wurde in Hannover der "Familienverband Knoke", der die seit 1881 gehaltene Tradition der Knoke'schen Familientage fortsetzte, gegründet.

Knoke auf der Suche nach römischen Spuren

Während Knokes Tätigkeit als Lehrer am Karls-Gymnasium in Bernburg (Saale) beschäftigte dieser sich mit der Römerzeit in Germanien.
Sein vornehmliches Interesse galt dem Ort der Varusschlacht - er setzte dabei auf altphilologische Quellen, um anschließend seine Theorien mit Grabungen zu stützen.

Am Dümmer forschte Knoke zu den Moorbrücken - er schrieb in seiner Veröffentlichung aus dem Jahre 1895: "Als ich im Jahre 1885 mit der Absicht umging, die Kriegszüge des Germanicus in Deutschland zu schreiben und zu diesem Zweck die Örtlichkeit der Schlachtfelder einer Untersuchung unterzog, führte mich mein Weg auch nach dem Brägeler Moore, weil ich der festen Überzeugung war, daß nur diese Gegend auf die Darstellung des Tacitus von den Kämpfen bei den Pontes longi passe." Die bei Tacitus erwähnten "pontes longi" ("lange Brücken") gingen auf den römischen Feldherrn Lucius Domitius Ahenobardus zurück. In den Sommer- und Herbstferien 1885 führte Knoke daher nördlich des Dümmers zwischen Mehrholz und Brägel (heute: Diepholz) mit Hilfe des 13jährigen Sohnes Häuslings Weber auf Mehrholz Ausgrabungen durch und fand tatsächlich zwei Bohlwege.

Auch aufgrund des vorhergehenden Erfolges beim Auffinden der römischen Moorbrücken erschien 1887 Knokes Veröffentlichung "Die Kriegszüge des Germanicus in Deutschland". Dort führte Knoke aus, dass die Schlacht im Teutoburger Walde auf dem Gelände zwischen Iburg und dem Habichtswald (bei Tecklenburg) stattgefunden haben muss.

1885 wurde der Berliner Althistoriker Christian Matthias Theodor Mommsen (geb.: 30.11.1817, gest.: 01.11.1903) auf eine Münzsammlung auf Gut Barenau aufmerksam - die Familie von Bar besaß eine große Sammlung römischer Fundmünzen, die Bauern in der Umgebung gefunden hatten; die Sammlung umfasste 1 Aureus, 179 Denare und 2 Asse. Mommsen schickte den Numismatiker Julius Menadier (geb.: 07.08.1854, gest.: 12.01.1939) nach Barenau und ließ die gefundenen römischen Münzen prüfen. Nach dieser genauen Prüfung kam Mommsen zu dem Schluss, Münzen mit einem Stempel des Varus vorliegen zu haben und begründete damit seine These von der Varusschlacht bei Barenau. Seine Theorie trug er erstmals in einem Vortrag am 15. Januar 1885 vor der Preußischen Akademie der Wissenschaften in Berlin vor. Im selben Jahr schrieb er in der Veröffentlichung "Zur Örtlichkeit der Varusschlacht": "Meines Erachtens gehören die in und bei Barenau gefundenen Münzen zu dem Nachlass der im Jahre 9 n. Chr. im Venner Moore zu Grunde gegangenen Armee des Varus."
Diese These brachte Mommsen viel Kritik ein, obwohl bereits 1789 der Jurist, Historiker und Politiker Johann Eberhard Stüve (geb.: 08.09.1715, gest.: 23.11.1798) eine ähnliche Vermutung aufgestellt hatte.

Zu den Münzfunden bei Barenau schrieb Knoke: "Bekanntlich haben sich in dem Gelände zwischen Kalkriese und Venne nördlich von Osnabrück, besonders auf dem Grundstücke der Herren von Bar auf Barenau, viele römische Münzen aus der Zeit des Kaisers Augustus und der römischen Republik gefunden, worüber u.a. Mommsen in seiner Schrift "Die Örtlichkeit der Varusschlacht" berichtet hat. Auch jetzt noch erweist sich jene Gegend als eine äußerst ergiebige Fundstätte." Für Knoke waren die Funde jedoch Überreste einer Schlacht zwischen dem Fürsten Arminius und dem römischen Feldherrn Nero Claudius Germanicus im Jahre 15 n. Chr., während die eigentliche Varusschlacht seiner Meinung nach im Jahre 9 n. Chr. in Iburg stattfand.

Bei der Besetzung durch aliierte Truppen im Jahre 1945 ging die römische Münzsammlung der Familie von Bar verloren. 1988 wurden zwei der vermissten Goldmünzen im Kestner-Museum in Hannover wiederentdeckt - ihre Spur ließ sich über Basel bis nach Großbritannien zurückverfolgen. Alle weiteren Münzen sind bis heute verschollen.

Theodor Mommsen erhielt 1902 für seine mehrbändige Geschichte des Römischen Reichs unter dem Titel "Römische Geschichte" den Nobelpreis für Literatur.

Bestätigt wurde Mommsens These im Frühjahr 1987 durch die zahlreichen Entdeckungen römischer Münzen und Waffen durch den englischen Major Tony Clunn (geb.: 10.05.1946, gest.: 03.08.2014) bei Kalkriese; im Herbst 1989 begannen dort die archäologischen Ausgraben durch die Stadt- und Kreisarchäologie Osnabrücks.

Friedrich Knoke stellte den Verlauf der Ereignisse im Jahre 9 n. Chr. wie folgt dar:
Der römische Feldherr Publius Varus hatte sein Sommerlager bei Rehme (heute: Stadtteil von Bad Oeynhausen) an der Weser. Von dort brach er mit seinen drei Legionen (XVII., XVIII. und XIX.) auf: zwischen Osning und Wiehengebirge zog er im Tal der Werre, dann der Else aufwärts bis in die Gegend von Melle. Von hier aus wandte er sich dem Osning zu, den er durch den Iburger Pass zwischen dem südlich Herrenrest gelegenen Dörenberg und dem Musenberg überschreiten wollte. Doch zunächst zog er durch das Tal des Schlochterbaches auf Iburg zu - bereits auf diesem Teil des Weges wurden die Römer unaufhörlich von den Germanen angegriffen. So führte Varus seine Legionen über die Laeregge sowie den Urberg und schlug in deren Nähe das erste Lager auf.

Die "Schlacht im Teutoburger Wald"

 

Detaillierter Plan der Varuszuglinie nach Knoke

Die "Schlacht im Teutoburger Wald" nach Ansichten von Christian Gottlieb Clostermeyer und Hans Delbrück (rot),
Theodor Mommsen (blau) und Friedrich Knoke (schwarz) in "F. W. Putzgers Historischer Schul-Atlas", 37. Ausgabe 1914
  Detaillierter Plan der Varuszuglinie nach Knoke
aus: HENKE, Oskar & LEHMANN, Bernhard: Die neueren Forschungen über die Varussschlacht, Gütersloh 1910.
[Loose = Lotte, Looser Berg = Lotter Berg, Hülsegge = Laeregge, Masenberg = Musenberg, Schluchtenbach = Schlochterbach]

Erst 1895, Knoke ist inzwischen Schuldirektor in Osnabrück, erfolgte seine Veröffentlichung "Die römischen Moorbrücken in Deutschland".

Im Jahr 1896 veröffentlichte Friedrich Knoke die Schrift "Das Varuslager im Habichtswalde bei Stift Leeden" - in dieser vermutete Knoke im Habichtswald ein Marschlager und eine Schlacht.

Iburg vom Urberg gesehen (rechts: Hof Petermöller - Streuter)

Iburg vom Urberg gesehen (rechts: Hof Petermöller - Streuter)
aus: HENKE, Oskar & LEHMANN, Bernhard: Die neueren Forschungen über die Varusschlacht, Gütersloh 1910

Der Philologe Prof. Dr. Oskar Julius Ferdinand Henke, Direktor des Gymnasiums in Bremen, und Bernhard Lehmann verkündeten 1910 in der Veröffentlichung "Die neueren Forschungen über die Varusschlacht": "Es muß festgestellt werden, daß Knokes Hypothese sich in den meisten wesentlichen Punkten sehr gut den besten Quellen (Dio - Tacitus) anschmiegt."

Frühere und weitere römische Funde in Iburg

In unmittelbarer Nähe zum Offenen Holz, am Urberg, "(...) wo der Hauptpass durch den Osning führt (...)", wurden zwei römische Goldmünzen gefunden: um 1829 ein Solidus des Theodosius II. (geprägt 408 - 415 n. Chr.) und vor 1885 ein Solidus des Magnentius (geprägt 350 - 353 n. Chr.).
Der Solidus des Theodosius befindet sich im "Alfred-Bauer-Heimatmuseum" in Bad Rothenfelde, der Verbleib des Solidus des Magnentius ist unbekannt.

Solidus des Theodosius II.

 

Solidus des Theodosius II.

D N THEODOSI VS · P · F · AVG
(Dominus noster Theodosius Pius Felix Augustus)
 

IMP · XXXXII · COS · XVII · P · P
COMOB

Solidus des Theodosius II.

Im Offenen Holz wurde bei der Anlage des Schwimmbades im Jahre 1926 eine Kupfermünze aus der älteren römischen Kaiserzeit (1. Jhdt. n. Chr.), eine Nachahmung eines römischen As des Claudius, gefunden.
Die Münze war ehemals im Privatbesitz des Iburger Arztes Dr. med. Paul Suerbaum (geb.: 07.03.1919, gest.: 06.12.2020) und gilt heute als verschollen.

In der Veröffentlichung "Vor- und frühgeschichtliche Alterthümer der Provinz Hannover" des Prähistorikers Dr. Johann Heinrich Müller aus dem Jahr 1893 wird berichtet (S. 291):
"Bericht vom Jahre 1879. "Es ist in der Nähe von Iburg vor 20 - 25 Jahren eine Berghöhle - alter Schacht? - aufgefunden, worin ganze Massen von römischen Waffen und Geräthen entdeckt wurden. Der Fund ist verheimlicht. Als Beweis dient ein ganz vorzüglich gearbeiteter Celt, der noch vorhanden ist. Die Sache wird näher untersucht werden.""
Der Archäologe Reinhard Stupperich schrieb 1980 in seiner Veröffentlichung "Römische Funde in Westfalen und Nordwest-Niedersachsen" (S. 69): "Iburg, Kr. Osnabrück: Angeblich wurde Mitte des 19. Jh. in einer Berghöhle eine Menge römischer Waffen und Geräte entdeckt, aber verheimlicht. Es ist zweifelhaft, was es damit auf sich hat; weiteres ist anscheinend nicht darüber bekannt geworden; nur ein 'ganz vorzüglich gearbeiteter Celt' soll von dem Fund aufgetaucht sein."
Die Veröffentlichung von 1893 war auch Friedrich Knoke bekannt.

Knoke und Iburg als Ort eines Varuslagers - die "Iburg-Hypothese"

Knoke erwähnte in seiner Veröffentlichung "Das Varuslager bei Iburg" (S. 4): "Indessen bekräftigte sich bei weiterer Erwägung aller Umstände wie bei näherer Besichtigung der örtlichen Verhältnisse in mir doch immer mehr die Überzeugung, daß die offenen Felder zwischen Iburg und dem Dörenberge allen Bedingungen unserer schriftstellerischen Mitteilungen [der Geschichtsschreiber Tacitus und Cassius Dio] am vollständigsten entsprechen."
Publius Cornelius Tacitus (geb.: um 58, gest.: um 120), ein römischer Geschichtsschreiber und Senator, beschrieb in seinen Annalen eingehend den Krieg gegen die Germanen - von den zeitgenössischen Autoren unterschied er sich durch seine bittere Kritik am Ausgang des Krieges.
Lucius Cassius Dio (geb.: um 163, gest.: um 235), römischer Senator, Konsul und Geschichtsschreiber, veröffentlichte eine heute nur noch teilweise erhaltene Römische Geschichte in 80 Büchern.

Werbeanzeige des "R. Gaertner's Verlag H. Henfelder" in Berlin im "Börsenblatt für den Deutschen Buchhandel und die verwandten Geschäftszweige"

Werbeanzeige des "R. Gaertner's Verlag H. Henfelder" in Berlin im "Börsenblatt für den Deutschen Buchhandel und die verwandten Geschäftszweige",
Nr. 302, 30.12.1899, S. 9940

Basierend auf den topographischen Begebenheiten und den damit in Einklang gebrachten Mitteilungen der Geschichtsschreiber schrieb Knoke später: "Dass es sich bei der gefundenen Befestigung nur um ein Römerlager handeln kann, ergiebt sich aus dem nachgewiesenen Profil des Grabens, der Rundung der Ecken, aus der Gestalt des Raumes, sowie aus seiner Lage, geht aber überdies auch aus der Einrichtung der Thore mit Sicherheit hervor."

Lagekarte des Varuslagers in Iburg nach Knoke, 1900

 

Varuslager in Iburg nach Knoke, 1900

Lagekarte des Varuslagers in Iburg nach Knoke, 1900   Varuslager in Iburg nach Knoke, 1900

 

Teil des Lagerraumes mit dem dahinterliegenden Hagenberg

Teil des Lagerraumes mit dem dahinterliegenden Hagenberg; Blick von Süden auf den Klee und den Hagenberg (im Hintergrund):
links befindet sich das Krankenhaus Iburg, rechts liegen die Steinbrüche des Kalkwerkes Wilhelm Tepe
aus: Knoke, 1900

 

Topographische Situation 1895

Topographische Situation 1895
Meßtischblatt 2079: Iburg, 1897 (Aufnahme: 1895)

Er führte aus, dass ebenfalls die im Lagergraben bzw. an der Grabenböschung gefundenen Kleinalterthümer auf ein Römerlager deuten. Gefunden wurden:

Reitersporn

bronzierter Eisenring

Eisenstift

Statue (Feldherr Mars ?)

Reitersporn bronzierter Eisenring
(einer römischen Pferdetrense)
Eisenstift
(Bruchstück eines Pilums)
Statue (Feldherr Mars ?)

Weiterhin wurden im Graben zahlreiche Tonscherben gefunden - nach einem Urteil des deutschen Altertumsforschers und provinzialrömischen Archäologen Constantin Koenen (geb.: 28.01.1854, gest.: 03.10.1929) seien diese nach Mitteilung von Friedrich Knoke "(...) germanische Arbeit, die der augusteischen Zeit angehören, aber auch früher oder später hergestellt sein kann, freilich nicht in vorrömischer oder nachrömischer Zeit." Doch dieses Urteil sei nach Knoke kein Beweis gegen ein Römerlager, denn dass "(...) die Römer bei ihrem kurzen Aufenthalt im Varuslager etwa zerbrochene Töpfe in den Graben geworfen haben sollten, kann man nicht erwarten. (...) Sind nun aber germanische Scherben aus den Römerzeiten in den Gräben des Lagers bei Iburg angetroffen worden, so ist damit doch sicher der Beweis geliefert, dass diese Befestigung mindestens zur Römerzeit errichtet worden sein muss."

Ebenfalls sollen in einem Acker auf der Ostseite des Lagers mehrere alte Münzen gefunden worden sein - "Fremde Händler haben sie jedoch verschleppt, wie auch ein Uhrmacher des Ortes, der den Verkauf vermittelte, bezeugt."

Knoke hielt fest: "Und so bleibt nichts anderes übrig: das wiederaufgefundene Schanzwerk ist das erste Varuslager aus der Schlacht des Teutoburger Waldes, wie es in jeder Hinsicht nach Größe, Lage und Art der Befestigung dieser Voraussetzung entspricht."

Nach Knokes Feststellungen im Jahre 1900 soll sich damit das erste Varuslager bei Iburg befunden haben.
Das zweite Varuslager verortete er in den "Erdverschanzungen des Habichtswaldes bei Stift Leeden" - doch die vernichtende Niederlage der römischen Truppen soll beim "Varuslager Iburg" gelegen haben.

In dem Bereich, in dem Knoke nördlich Iburgs "in Passlage" ein römisches Marschlager vermutete, wurden im Zeitraum 7. bis 13. April 1935 insgesamt 21 Suchschnitte angelegt. Die Grabung erfolgte im Auftrag des Niedersächsischen Landesmuseums Hannover und wurde privat von dem Chemiker und Industriellen Dr. Oskar Wolff (geb.: 26.02.1858, gest.: 01.09.1943) aus Walsrode finanziert - dieser trat vielfach als Stifter auf.
Die Grabung ergab Hinweise auf Reste einer germanischen Siedlung der Zeit um Christi Geburt und der spätkarolingischen Zeit (frühes 10. Jahrhundert) sowie mittelalterliche Keramik; römische Keramik wurde nicht gefunden - die Wallanlagen waren nicht römisch sondern neuzeitlich!

Der Tumulus in Iburg

vermeintlicher Tumulus am Offenen Holz von Süden

 

Ansicht der Erhebung am Offenen Holz von Süden

vermeintlicher Tumulus am Offenen Holz von Süden
Foto:
Friedrich Knoke, August 1926
  Ansicht der Erhebung am Offenen Holz von Süden
Teile der Erhebung sind durch den südwestlichen Parkplatzbau anlässlich der Landesgartenschau im Jahre 2018
vollständig zerstört worden.

Foto: Horst Grebing, 01.03.2022

Im Jahre 1926 wurden beim Verlegen eines Wasserzulaufs im "Offenen Holz", unmittelbar nördlich von Iburg gelegen, im Zuge von Bauarbeiten zum neuen "Iburger Strandbad" (heute: Freibad Bad Iburg) ein Tongefäß entdeckt. Friedrich Knoke wurde gebeten den Fund zu begutachten: "Hierbei entging es mir gleich anfangs nicht, daß es Scherben römischen Ursprungs waren und es sich für den Fundort um einen römischen Leichenhügel handeln müsse."
Damit nicht Raubgrabungen den Hügel zerstören, wurde umgehend unter Leitung von Knoke eine Ausgrabung mit drei Arbeitern und einigen seiner Primaner vom 9. bis zum 18. August 1926 durchgeführt.

In dem anthropogen aufgeschütteten Hügel von 24 Meter Durchmesser und 4 Meter Höhe vermutete Friedrich Knoke einen Tumulus (Grabhügel), in dem römische Gefallene der Varusschlacht beigesetzt wurden - über einen solchen Tumulus berichtete auch Publius Tacitus.

Knoke ließ den Boden beproben und erhielt folgende Ergebnisse:

Mitte des Hügels (etwas unterhalb der Brandfläche): 0,0067 % Phosphorsäure 0,0146 % dreifach phosphorsauren Kalk
Aus einer Urne: 0,0267 % Phosphorsäure 0,0580 % dreifach phosphorsauren Kalk
30 Meter vom Hügel entfernt: 0,0342 % Phosphorsäure 0,0746 % dreifach phosphorsauren Kalk

Die auf dem Hügel befindlichen Buchen sowie der Lehm, aus dem der Hügel gebildet wurde, erschwerten die Ausgrabungen. Und Knoke erwähnte auch: "Ferner war der Lehm (...) schuld daran, daß die eisernen Gegenstände, die doch, wie die vielfach gerötete Erde mit kleinsten Brocken dieses Metalls bewies, einst in Mengen vorhanden gewesen sein mußten, fast ganz vergangen waren." Ebenso fehlten Skelette, die nach Knoke ebenfalls durch den Lehm zersetzt wurden - Knoke errechnete in dem Hügel 15.000 Skelette.
Bei den längst vergangenen Körpern und Knochen bleibt als Rückstand immer Phosphat, welches sich auch noch Jahrtausende später nachweisen lässt.
Der geringe Phosphorgehalt in der Mitte des Hügels mit 0.0067 % Phosphorsäure erklärte Knoke mit dem Ablöschen der Glut mit Wein, wie es bei dem griechischen Dichter Homer beschrieben wird: "(...) und schließlich befahl er den glimmenden Scheiterhaufen mit Wein zu löschen." Bei den Römern wurden anschließend der Leichenbrand aufgelesen und in Urnen deponiert.

Über dem gewachsenen Boden fand sich bei der 1926 erfolgten Grabung eine mit Steinen gepflasterte Brandfläche von 10 Meter x 14 Meter Ausdehnung. Aus der Hügelaufschüttung wurden u.a. zwei nahezu komplette Kugeltöpfe mit früher Riefenverzierung, davon einer mit Bandhenkel, über 400 Randscherben sowie einige Ausgusstüllen, Henkel und Grapenfüße des 12./13. Jahrhunderts geborgen. Die Funde befinden sich im Kulturgeschichtlichen Museum der Stadt Osnabrück unter den Inventar-Nummern 4019 (Scherben), 4019a.b (zwei nahezu komplette Kugeltöpfe) und B 77:10 (Scherben).

Über den Tumulus berichtete Friedrich Knoke 1927 in dem Buch "Der römische Tumulus auf dem Schlachtfelde des Teutoburger Waldes".

Heute wird der "Tumulus" von der Stadt- und Kreisarchäologie Osnabrück als Abfallhalde einer hoch- bis spätmittelalterlichen Töpferei des 12./13. Jahrhunderts gedeutet, die möglicherweise den Rest eines Brennofens - welcher nicht nachgewiesen werden konnte - umgab und die vermutlich vom Benediktiner-Kloster betrieben wurde.
Gemäß der Geologischen Karte, Blatt Iburg, stehen im Bereich des "Offenen Holzes" dunkle Flammenmergel des Ober-Alb an - sofern dort die weichen Mergel abgebaut wurden, können dessen toniges Verwitterungsprodukt auch verziegelt werden; der Flammenmergel weist einen hohen Kieselsäuregehalt auf.

Eine Anekdote ...

Am Iburger Tumulus fand Knoke in Anwesenheit einiger seiner Primaner eine lehmverkrustete Tonscherbe mit einer Signatur - der Lehrer, Schriftsteller und Kulturhistoriker Ludwig Bäte (geb.: 22.06.1892, gest.: 30.04.1977) erzählte dazu 1956 im Osnabrücker Ratskeller folgende Anekdote dem Bundespräsidenten Theodor Heuss:
"Er holt die Brille aus dem zerschlissenen Futteral hervor, hält sie vor die Augen und beginnt zu entziffern. Die ersten Worte spricht er noch leise vor sich hin. Dann schweigt er betreten in erstarrender Haltung, bevor er die Augen nochmals auf die Inschrift richtet. Sie haben ihn nicht getrogen. In den Scherben eingemeißelt ist dort zu lesen: Te salutant; Cnoce; Quintilius Varus gratus tuus (Es grüßt Dich, lieber Knoke, Dein dankbarer Quintilius Varus)."

Im Anschluss wurde die Grabung abgebrochen, ohne dass es zu einem erwarteten Zornesausbruch kam; der Verbleib dieses Fundes ist unbekannt.

Kritik

Der Prähistoriker und damalige Leiter des Kestner-Museums in Hannover, Dr. Carl Schuchardt, schrieb in der Deutschen Literaturzeitung, Nr. 37, vom 8. September 1900 einleitend zu seiner Rezension dreier Arbeiten Knokes (S. 2404 ff.):
"Unzählige Male hat Knoke nachher das Wort ergriffen, um die in seinem Buche dargelegte Auffassung dieser Dinge gegen Andersdenkende - und jeder Andere war hier eigentlich ein Andersdenkender - zu vertheidigen; keinen Zoll seines Bodens hat er bisher preisgeben wollen, (...) Knoke nimmt vielmehr den Untergang des Varus in der Gegend von Iburg (südlich Osnabrück) an. (...) Schade um all den Aufwand von Mühe und grossen Namen! Wir sind ja gar nicht anspruchsvoll. Eine einzige wirklich römische Scherbe von einem beliebigen kleinen Wachposten wäre uns lieber gewesen als all diese Spritzgräben, claviculae, augusteischen Topfränder und blauen Becher von berühmten Lagern."
Clavicula bezeichnet die Fortsetzung eines Walles auf der Innenseite eines Tores.
Dr. Schuchardt rezensierte Knokes Veröffentlichungen "Das Caecinalager bei Mehrholz", "Das Schlachtfeld im Teutoburger Walde" und "Das Varuslager bei Iburg".
In der "Deutschen Literaturzeitung", Nr. 42, vom 13. Oktober 1900 (S. 2757 ff.) erfolgte die Entgegnung von Knoke, der die Kritik als unrichtig bezeichnete. In selbiger Ausgabe erfolgte die Antwort von Schuchardt, der schrieb (S. 2759 f.): "Das lange Rezitativ 'Es ist nicht wahr, es ist nicht wahr, es ist nicht wahr' zeigt, dass Knoke wahr und unwahr garnicht mehr unterscheiden kann."
Dr. Carl Schuchardt war langjähriges Korrespondierendes Mitglied des Vereins für Geschichte und Landeskunde von Osnabrück (Historischer Verein).

In dem Beitrag "Zur Geschichte der frührömischen Okkupation Germaniens" des Archäologen Hans Dragendorff aus dem Jahr 1909 schrieb dieser (S. 74):
"Dass ich Knoke nicht überzeugen würde, hatte ich wohl gefürchtet. Warum ich aber damit seinen Zorn mir zugezogen hatte, ist mir nicht verständlich. Die Art, wie Knoke in seiner Entgegnung und in einem im Historischen Verein in Osnabrück gehaltenen Vortrage (...) gegen mich polemisiert, hat nun aber auch mich überzeugt, dass diejenigen recht haben, die eine Verständigung mit ihm für aussichtslos halten. Knoke will entweder nicht verstehen oder er versteht uns wirklich nicht."
Nach Knokes Funden von Keramik im Habichtswald eilte Dragendorff zur Prüfung der Fundstücke nach Osnabrück um zu prüfen, ob es sich, wie Knoke einschätzte, um Belege für ein augusteischer Lager handeln könnte - doch dies verneinte Dragendorff.

Würdigung

Würdigungen erfolgten aufgrund der zeitgemäßen Übertragung der Örtlichkeiten der historischen Geschichtsschreiber auf die zu Lebzeiten des Friedrich Knoke aussehenden Örtlichkeiten.

Richard Tieffenbach, Professor am Königlichen Wilhelms-Gymnasium zu Königsberg, äußerte 1890: "Knoke hat Ergebnisse erzielt, welche nicht zu beachten fortan als unthunlich bezeichnet werden muß." Und der Konstanzer Gymnasialdirektor Wilhelm Martens erwähnte: "Zur Frage über das Schlachtfeld im Teutoburger Wald giebt Knoke eine geradezu musterhaft scharfsinnige Zusammenstellung aller in den Quellen vorhandenen Anhaltspunkte."
Auch der in Oeynhausen lebende Schriftsteller Paul Baehr würdigte Knokes Hypothesen - auch, dass die Varusschlacht in der Gegend von Iburg stattgefunden habe.

Als Denkmalpfleger für den Regierungsbezirk Osnabrück wurde Knoke häufig zu Funden gerufen, der dann diese Funde sichtete und beschrieb. Gelegentlich waren diese Aufzeichnungen die einzig erhaltenen Hinweise auf diese Funde - hier hat Knoke wichtige Arbeit geleistet.

Ein weiterer Schlachtort in Bad Iburg ...

Der Frankfurter Dipl.-Ing. Hans-Jürgen Petzel versuchte Mitte der 80er Jahre des vorigen Jahrhunderts anhand von logistisch-mathematischen Erwägungen den Ort der Varusschlacht zu bestimmen. Nach seiner Auffassung hätten sich die XVII., XVIII. und XIX. römische Legion in Melle versammelt und seien auf dem alten "Meller Weg" in ihr Durchgangslager am Freden unterwegs gewesen, als sie schließlich dort im Freden vernichtet wurden; der Lagerplatz soll sich unweit des Gasthofes "Zum Freden" (Eichholz) befunden haben. Diese Hypothese war aber weder quellenmäßig noch archäologisch untermauert gewesen.

Immerhin führte im Juli 1985 eine Exkursion des Historischen Vereins Osnabrück e.V. zum Freden zur Erörterung dieser Hypothese; und auch der Borgloher Heimatforscher Bernhard Feige berichtete im Heimat-Jahrbuch "Osnabrücker Land 1987" unter der Überschrift "Fand die Schlacht im Teutoburger Wald in Bad Iburg statt?" über die neu aufgestellte Hypothese.

Wichtige Publikationen zu römischen Spuren und zur Varusschlacht von Friedrich Knoke
Volltext Zum Lesen des Volltextes bitte den grünen Punkt anklicken!

(1887) Die Kriegszüge des Germanicus in Deutschland - Band 1 Volltext
(1889) Die Kriegszüge des Germanicus in Deutschland - 1. Nachtrag
Volltext Volltext
(1895) Die römischen Moorbrücken in Deutschland
Volltext
(1896) Das Varuslager im Habichtswalde bei Stift Leeden
Volltext
(1897) Die Kriegszüge des Germanicus - 2. Nachtrag
Volltext
(1898) Das Caecinalager bei Mehrholz
(1899) Das Schlachtfeld im Teutoburger Walde
(1900) Das Varuslager bei Iburg
Volltext
(1900) Die römischen Forschungen im nordwestlichen Deutschland
(1901) Ein Urteil über das Varuslager im Habichtswalde
(1903) Gegenwärtiger Stand der Forschungen über Römerkriege im nordwestlichen Deutschland
(1907) Neue Beiträge zu einer Geschichte der Römerkriege in Deutschland
Volltext
(1909) Armin, der Befreier Deutschlands. Eine quellenmäßige Darstellung
(1922) Die Kriegszüge des Germanicus, 2. und erweiterte Auflage
(1927) Der römische Tumulus auf dem Schlachtfelde des Teutoburger Waldes

Knoke veröffentlichte zahlreiche weitere kleinere Beiträge in den "Osnabrücker Mitteilungen" des "Vereins für Geschichte und Landeskunde von Osnabrück (Historischer Verein)".

Weiterführende heimatkundliche Literatur

Das "Heimat-Jahrbuch 2009 Osnabrücker Land", herausgegeben vom Heimatbund Osnabrücker Land e.V. und dem Kreisheimatbund Bersenbrück e.V., stand 2009 unter dem Thema "2000 Jahre Varusschlacht" - dort erschienen zahlreiche Geschichtsbeiträge zur Thematik.

Der Verein für Orts- und Heimatkunde Bad Iburg e.V. veröffentlichte die von Volker Paul zusammengestellte Materialsammlung "Zur Varusschlacht im Teutoburger Wald".

Eine umfangreiche Zusammenfassung über die Varusforschung und zur Örtlichkeit der Varusschlacht im Rahmen eines groß angelegten Forschungsprojektes des Faches Alte Geschichte der Universität Osnabrück finden Sie online unter http://www.varusforschung.de/.
Die Homepage der Varusschlacht im Osnabrücker Land - Museum und Park Kalkriese - finden Sie unter
https://www.kalkriese-varusschlacht.de/.

 

Herzlichen Dank für die Genehmigung der Veröffentlichung des Portraits von Friedrich Knoke und der Familienaufnahme an Patrice Geille de Saint-Léger!

 

Impressum / Kontakt / Datenschutzerklärung --- Inhaltsverzeichnis --- Zeitreise(n) durch Bad Iburg--- Friedrich Knoke und die vermeintliche Varusschlacht (Clades Variana) in Iburg