Zeitreise(n) durch Bad Iburg |
Kurhaus Bad Iburg
Von 1967 bis 2009 war das Kurhaus Bad Iburg Treffpunkt vieler Auswärtiger und Einheimischer, zahlreicher Kurgäste, Gäste und Iburger; es befand sich am Kurpark in Nachbarschaft des "Alten Forsthaus Freudenthal" unter der Anschrift Phillip-Sigismund-Allee 2a.
Bereits im Jahr 1936 beauftragte der spätere Iburger Ehrenbürger Robert Hülsemann den Iburger Architekten Wilhelm Schmalstieg (wohnhaft: Iburg Nr. 242) eine Bauzeichnung für ein Iburger Kurhaus zu erstellen. Das Kurhaus sollte für 125.000,- Reichsmark schlüsselfertig auf den früheren "Dütting'schen Wiesen" am Charlottensee gebaut werden. Vorgesehen waren im Erdgeschoss ein Kurcafé in einer Größe von ca. 200 m2 nebst einer vorgelagerten Seeterrasse, ein Restaurant im Innern mit einer "Tanzdiele" von etwa doppelter Größe sowie einen Lesezimmer. Im Obergeschoss waren Unterkünfte für vierzig Kurgäste sowie eine kleine Wandelhalle geplant, im Kellergeschoss sollten neben den Wirtschaftsräumen auch Baderäume gebaut werden.
Im Sommer 1960 wurde im Rat der Stadt Iburg der Grundsatzbeschluss gefasst ein Kurhaus zu erbauen.
Bei einem internen Wettbewerb im Sommer 1961 wurden vier Architekten in einem internen Wettbewerb um Vorentwürfe für ein Kurzentrum gebeten worden. Ein Gutachter, der renomierte Detmolder Architekt Martin Mittag, hatte den Entwurf des münsterschen Architekten Hans Kusseler als besonders geeignet bezeichnet.
Nach dem Architektenwettbewerb beschloss am 16.
November 1961 der Rat der Stadt Iburg in der Ratssitzung in der
Gaststätte Haverkamp einstimmig bei einer Enthaltung ein
Kurzentrum in einer Größe von 7.000 m3 und damit
verbundenen Baukosten i.H.v. rund 700.000,- DM auf dem
Forsthausgelände zu errichten und den Planungsauftrag an den
Architekten Hans Kusseler zu vergeben. Geplant war ein
zweistöckiger Flachbau des Kurhauses mit einem großen
Konzertsaal und einem kleinen Saal, der unabhängig vom
Konzertsaal oder auch mit diesem zusammen betrieben werden konnte,
ein Café-Restaurant, Konferenzzimmer, Aufenthaltsräume,
Leseräume, eine Toilettenanlage, Dachterrassen mit Blick auf den
Schloßberg und eine Wohnung für den Pächter; in den beiden
neuen Sälen sollten 1.000 Besucher Platz finden, darunter 540
Besucher im Kursaal. Im Keller wurde Platz für den späteren
Einbau einer Kegelbahn vorgehalten. Auch die Künstlergarderoben
befanden sich im Keller - von dort führte eine Wendeltreppe zur
Bühne.
Ebenfalls wurde in den Kuranlagen ein Musikpavillon geplant - mit
Nebenkosten für die Geländegestaltung und Nebenanlagen sollten
die Gesamtkosten 1.000.000,- DM betragen.
Zudem sollte eine "Wandelhalle" das Kurhaus mit dem
"Alten Forsthaus Freudenthal" verbinden.
Das Gelände wurde bereits 1958 zusammen mit dem Forsthaus
Freudenthal gekauft - Bürgermeister Heinrich Schowe sagte damals:
"Dieses Gelände ist wie kein anderes geeignet den
Kurinteressen künftig zu dienen." Mit dieser Aussage sollte
Altbürgermeister Schowe Recht behalten!
Der Architekt Hans Kusseler plante sogar
noch weiter und projektierte einen zweiten Bauabschnitt, bei dem
noch ein Kurheim und Sanatorium in unmittelbarer Nähe und mit
dem Kurzentrum verbunden, vorgesehen war - dies war jedoch nie
von der Stadt Iburg geplant.
Hans Kusseler verstarb am 17. April 1987 - er wurde auf dem
Zentralfriedhof Münster beerdigt.
Ansichtszeichnung von Hans Kusseler: "Altes Forsthaus Freudenthal", Wandelhalle und Kurhaus (von links nach rechts) |
Die Finanzierung war folgendermaßen geplant:
eine "Interessengemeinschaft", die sich aus den
Besitzern von Kurheimen gebildet hatte, verpflichtete sich einen
Grundstock von 100.000,- DM als zinsloses Darlehen oder als
Zahlung der Zinsen für ein von der Stadt in gleicher Höhe
aufzunehmendes Darlehen aufzubringen. Aus Verkäufen - wie z.B.
der alten Schule an der damaligen Rennbahn (heute:
Charlottenburger Ring) sowie von Grundstücken am Urberg - wurden
weitere 100.000,- DM erwartet, zudem sollte die Kurtaxe erhöht
werden. Schließlich sollten Pachteinnahmen sowie die Einnahmen
der Konzessionsabgabe des früheren Elektrizitätswerkes für die
Baukosten mitverwandt werden.
Finanzielle Hilfe kam ebenfalls vom Wirtschaftsministerium des
Landes Niedersachsen und vom Landkreis Osnabrück aus dem "Programm
der dicken Brocken".
Auch die Versicherungsträger hatten dieses Projekt deutlich gefordert - eine Versicherungsanstalt schickte nur noch die Hälfte der bisherigen Patienten nach Iburg, weil in Iburg entsprechende Kureinrichtungen fehlten. Der Stadtdirektor Josef Hunke äußerte: "Wir haben bisher so gut wie nichts was heute nun einmal zu einem modernen Kurbetrieb gehört!" Und er merkte an, dass manche Tagung, manche Veranstaltung von Niveau sich nicht durchführen lässt, da dafür die Räumlichkeiten fehlen.
Zu dieser Zeit stellte Iburg 800 Fremdenbetten bereit, die vorwiegend von Kneipp-Kurgästen belegt wurden.
Die "Neue Tagespost" (NT) meldete am 25. November 1961: "Dies wird einmal ein neuer Stern im Iburger Baedeker".
Nach einem unerwarteten Baustopp war im August
1964 mit den Ausschachtungen und dem Anschluss an die
Kanalisation Baubeginn, im April 1965 war das Kellergeschoss
fertig gestellt und das erste Geschoss stand zur Hälfte; im
Sommer 1965 wurde Richtfest gefeiert.
Gleichzeitig befand sich die gärtnerische Gestaltung durch den
Osnabrücker Landschaftsarchitekten Heinz Nolte in Planung. Im
Herbst 1965 war der Rohbau vollendet und die Innenarbeiten, die
bereits begonnen hatten, konnten zu Ende geführt werden.
Neubau des Kurhauses |
Gleichzeitig wurde das "Alte Forsthaus Freudenthal" renoviert und nachträglich angebaute Gebäudeteile abgerissen.
Das erste Konzert fand in der Wandelhalle am 12. April 1967 ab 15:30 Uhr statt. Es spielte das Iburger Kurorchester "Herbert Schermaul" mit Herbert Schermaul (Bandleader), Hans-Richard Scheiderer (Piano), Albert Grzonka (Geige, Saxophon, Klarinette), Hermann Becker (Schlagzeug, Cello, Gitarre) und Horst Buchweitz (Baß, Gesang, Schlagzeug). Die Musiker spielten bereits seit 1959 zusammen und waren vor ihrer Verpflichtung als Kurorchester in Bad Iburg - das Kurorchester erhielt dort einen Einjahresvertrag - in Bad Dürrheim (Schwarzwald) und zuvor sechs Jahre in Bad Salzdetfurth (Landkreis Hildesheim) verpflichtet gewesen. Das Kurorchester "Herbert Schermaul" spielte täglich (außer donnerstags) zwischen 10:30 Uhr und 11:30 Uhr, zwischen 15:30 Uhr und 17:30 Uhr sowie nochmals zwischen 19:30 Uhr und 21:30 Uhr.
Kurorchester "Herbert Schermaul" spielte in
der Wandelhalle auf, 1967 aus: Osnabrücker Tageblatt vom 18. Mai 1967, Fotograf: Walter Fricke |
In den 80ern spielten im Kurhaus die "New
Combo" und die "Canyons" zum Tanz auf, um 1990 lud
die "Swing Company" samstags zum Tanzabend und sonntags
nachmittags zum Tanztee in das Kurhaus ein - ebenfalls spielte
der Alleinunterhalter Heinz Turrek.
Auch das Medium Terzett (Helmut "Henry" Niekamp (), Wilfried Witte und Lothar Nitschke ()) aus Osnabrück spielte häufiger im Kurhaus.
1967 gab es in Iburg schon über 1.000
Fremdenbetten. In der Einladung zur Einweihung des Kurhauses
stand:
"Was dem Kurort zur staatlichen Anerkennung als Heilbad
bisher noch fehlte, war der gesellschaftliche Mittelpunkt für
unsere Kurgäste, der nun mit dem Bau des neuen Kurhauses und
seiner Nebenanlagen (Altes Forsthaus, Wandelhalle, Kurgarten)
geschaffen wurde." Und weiter: "Iburg wird bestrebt
bleiben, seine Gäste kurgemäß zu betreuen, seine
Kureinrichtungen zu pflegen und alles zu tun, dem ihm gewordenen
gesundheitspolitischen Auftrag gerecht zu werden."
Die Einwohner Iburgs wurden gebeten vom 19. bis zum 21. Mai 1967 "... unsere Stadt für diese Tage besonders festlich und sauber zu gestalten und vor allem auch reichen Flaggenschmuck zu zeigen."
Am Freitag, den 19. Mai 1967 um 10:00 Uhr, war
es soweit: der Festakt zur Einweihung des Kurhauses mit
zahlreichen geladenen Gästen startete im "Großen Kursaal".
Zu Beginn spielte die Kurkapelle "Herbert Schermaul"
die Ouvertüre "La clemenza di Tito" (kurz als "Titus"
angekündigt) von Wolfgang Amadeus Mozart. Anschließend segneten
der Iburger Dechant Alfons Dalsing (röm.-kath.) und der Iburger
Pastor Christian Walter Schulze (ev.-luth.) mit Auszügen aus dem
Sonnengesang des Franz von Assisi und dem Psalm 127 (Ein
Wallfahrtslied. Von Salomo) das neue Kurhaus.
Dechant Dalsing (links) und Pastor Schulze (rechts) segneten das Kurhaus |
Im Anschluss wurde von Allen das Lied "Lobe den Herren, den mächtigen König der Ehren" (Joachim Neander, 1680) in der Ökumenischen Fassung gesungen.
Gäste im vollbesetzten Kurhaussaal während der Begrüßung durch Bürgermeister Schowe |
Bürgermeister Heinrich Schowe begrüßte die
über 500 Gäste und äußerte: "Wir haben gebaut ein
stattlich Haus und damit die Basis für die weitere
Aufwärtsentwicklung als Bad geschaffen!"
Anwesend waren u.a. die Bundestagsabgeordneten Heinz Franke (CDU),
Ferdinand Erpenbeck (CDU) und Dr. Hans Ils (SPD) sowie die
Landtagsabgeordneten Ernst Bulthaup (SPD), Walter Haas (SPD) und
Karl Möller (CDU).
Architekt Hans Kusseler überreichte dem Bürgermeister Heinrich Schowe den symbolischen Schlüssel des Hauses - dieser reichte den Schlüssel an Stadtdirektor Josef Hunke weiter.
Bürgermeister Schowe (mittig) erhielt vom
Architekten Hans Kusseler (rechts) den symbolischen
Schlüssel für das Kurhaus - Schowe gab diesen wenig später an Stadtdirektor Hunke (links) weiter |
Die im Hintergrund sichtbare Büste Sebastian
Kneipps war ein Geschenk des Kneipp-Bundes anlässlich der
Anerkennung als Kneipp-Heilbad.
Ende Juni 2000 wurde die ca. 30 cm hohe Bronzebüste aus dem
Eingangsbereich des Kurhauses entwendet.
Regierungspräsident Dr. Egon Friemann
überbrachte die Grüße der an dieser Veranstaltung verhinderten
Landesminister, die an einer kurzfristig angesetzten
Kabinettssitzung teilnehmen mussten.
Anschließend überreichte er die offizielle Urkunde mit der
staatlichen Anerkennung als Kneipp-Heilbad; mit dem Bau des
Kurhauses und der Nebenanlagen wurden die Voraussetzung für ein
Kneipp-Heilbad geschaffen.
In einem Gutachten äußerte der in Marburg arbeitende Prof. Dr.
med. Wilhelm Pfannenstiel zuvor: "Der vor 13 Jahren durch
Anerkennung als Kneipp-Kurort bestätigte Kurortcharakter hat
durch rasche Entwicklung bereits begonnen, den eines Kneipp-Heilbades
anzunehmen. Die Frage nach dem Anspruch auf die Artbezeichnung
Kneipp-Heilbad kann bejaht werden, sobald sich das neue Kurhaus
in Betrieb befindet."
Mit Erlass des Niedersächsischen
Ministeriums des Innern vom 5. Oktober 1967 wurde der bisherige
Name "Iburg" in "Bad Iburg" geändert.
Regierungspräsident Dr. Friemann (rechts)
überreicht den Erlass über die staatliche Anerkennung Iburgs als Kneipp-Heilbad an Bürgermeister Schowe (mittig) und Stadtdirektor Hunke (links) |
Erlass zur staatlichen Anerkennung als Kneipp-Heilbad vom 26. April 1967 |
Die Festansprache "Sebastian Kneipp,
Symbol und Programm für ein gesundes Leben!" hielt Dr. med.
Josef Kaiser uns Bad Wörishofen, Präsident des Kneipp-Bundes
und 1. Vorsitzender des Kneippärztebundes. Er überreichte für
den Kneipp-Bund eine Bibliothek als Geschenk an die Kurverwaltung.
Im Anschluss erhielt Stadtdirektor Josef Hunke in Anerkennung und
Würdigung seiner hohen Verdienste aus den Händen von Präsident
Dr. Kaiser sowie dem Verbandsdirektor Friedrich Wilhelm Kathol
die goldene Ehrennadel des Kneipp-Bundes.
Josef Hunke (links) wird vom Verbandsdirektor Kathol
(mittig) im Beisein von dem Präsidenten Dr. Kaiser (rechts) die goldene Ehrennadel des Kneipp-Bundes angehängt |
Die Textbeiträge wurden sodann von der Kurkapelle "Herbert Schermaul" mit der Serenade F-Dur, Opus 3, Nr. 5 ("Serenadenquartett") von Joseph Haydn unterbrochen.
Es folgten die Grußworte der Gäste:
Landrat Josef Tegeler übermittelte die Glückwunsche des
Kreistages und der Verwaltung des Landkreises Osnabrück - er
überreichte ein von Künstlerhand geschmackvoll gestaltetes
Gästebuch.
Der katholische Bischof Dr. Helmut Hermann Wittler und der
Landessuperintendant Dr. Kurt Degener des Sprengels Osnabrück
der Evangelisch-lutherischen Landeskirche Hannovers schilderten
Ereignisse aus der Bischofs-Geschichte Iburgs und zollten Lob und
Anerkennung.
Weitere Grußworte folgten von Kurdirektor Gerhard Eckenberg (Bad
Nenndorf) vom Deutschen Bäderverband, vom Ersten Direktor Dr.
Josef Schirpenbach (LVA Westfalen) namens der
Sozialversicherungsträger, vom Stadtdirektor Otto Johannsen (Schüttorf)
als Vertreter des Städtebundes, von Kurdirektor Richard Gaßner
(Bad Wörishofen) als Vertreter der Arbeitsgemeinschaft der
Kneippkurorte und Kneippheilbäder, von Frau Dr. Elisabeth Bremer
als Vertreterin der örtlichen Ärzteschaft und gleichzeitig im
Namen der Kurheimbesitzer, vom Iburger Apotheker Jürgen
Schlotheuber als Vertreter des örtlichen Kneippvereins, von Dipl.-Ing.
Armin Kirchner von dem Osnabrück - Iburger Bauunternehmen
Hermann Hake OHG als Vertreter der am Bau beteiligten 60 Bau- und
Handwerksfirmen sowie vom Oberstudienrat Lorenz Heiny der
Niedersächsischen Heimschule Iburg, der ein vielfältiges Bild
über die wechselseitigen guten Beziehungen der Stadt Bad Iburg
zur Niedersächsischen Heimschule zeichnete.
Von Dipl.-Ing. Kirchner erhielt Bad Iburg ein Ölgemälde des
Kunstmalers Fritz Koch; auch der Gedenkstein für den Erbauer des
Alten Forsthauses, Philipp Sigismund, stammte von den beteiligten
Baufirmen.
Am Bau beteiligt waren:
- Erd-, Maurer-, Beton- und Putzarbeiten: H. Hake OHG, Osnabrück
- Iburg,
- Stahlbetonarbeiten: A. Bücker + Co., Osnabrück - Melle,
- Stahlbau: A. Rawie, Osnabrück,
- Stahl- und Metallbauarbeiten: Heinz Schwarz, Osnabrück,
- Aluminium-Fenster und -Türen: M. Wallenhorst, Osnabrück,
- Fertig-Fenster und -Türen: W. A. Herget, Iburg,
- Dacharbeiten: Albert Schulte, Georgsmarienhütte,
- Heizung und Lüftung: Carl G. Bösling KG, Osnabrück,
- Fliesenarbeiten: Günter à Brassard KG, Osnabrück - Laer,
- PEGULAN-Teppichboden: Florentinus Wilhelm OHG, Osnabrück,
- Elektro-Installation und Bühnenbeleuchtung sowie Lieferung und
Montage der Beleuchtungskörper: Elektro-Arbeitsgemeinschaft
Elektro - Licht - Kraft Kuenen, Iburg, Elektro Ferdinand
Herkenhoff, Mentrup-Hagen, Elektro Beckmann, Osnabrück,
- Innenausbau Kursaal: Keiser Innenausbau, Hasbergen,
- Maler- und Tapezierarbeiten: Hermann Hake, Osnabrück - Iburg,
- PVC-Fußbodenbeläge und Gardinen: Willi Frese, Iburg,
- Gardinen und Dekoration für Café, Restaurant u. Großen Saal:
Textilhaus Heinrich Ostermöller, Iburg,
- Gardinen und Dekoration sonstige Räume: Heinrich Hannibal,
Iburg,
- Harmonikatüren (Falttüren): F. Nüsing, Münster,
- Kühlanlagen und Gaststätten-Inneneinrichtung: Wilhelm
Heermann, Osnabrück,
- landschaftsgärtnerische Anlagen und Plattierungsarbeiten: Hans
Tegeler, Sutthausen.
Weitere offizielle Gratulanten waren:
Oberbürgermeister Wilhelm ("Willi") Kelch aus
Osnabrück überbrachte ein Gemälde mit dem Osnabrücker Rathaus
und den besten Wünschen, Oberstadtdirektor Joachim Fischer (Osnabrück)
grüßte für den Fremdenverkehrsverband Westfalen,
Bürgermeister Wilhelm Hölscher (Ostenfelde) überreichte
Grüße für die Nachbargemeinden Iburgs.
Gratulanten und Redner |
In einem Schlusswort bedankte sich
Stadtdirektor Josef Hunke und schilderte: "Wir sind nicht
nur zufrieden, sondern auch stolz!"
Den Festakt beendeten Herbert Schermaul und Hans-Richard
Scheiderer mit dem Pizzikato-Zwischenspiel "Pizzikanterie".
Im Anschluss konnten die neuen Räumlichkeiten des Kurhauses und die Nebenanlagen besichtigt werden - danach wurde für die geladenen Gäste ein kaltes Büfett vom Kurhaus angeboten.
Am Nachmittag bestand die Gelegenheit zur
Besichtigung des Schlosses sowie der Kureinrichtungen Kneipp-Sanatorium
Dr. Bremer, Kneipp-Sanatorium Geschwister Kassen, Kneipp-Sanatorium
Sonnenhof, Mütterheim St. Anna sowie der Kneippkurheime
Birkemeier und Fandrey.
Um 15:30 Uhr gab es in der Wandelhalle mit den "Schermäulern"
ein Kurkonzert.
Am Abend folgte ein Festball in festlicher Kleidung.
Weitere Festveranstaltungen folgten in den
folgenden zwei Tagen:
am Sonnabend gab es in der Wandelhalle ein Kur- und ein
Kaffeekonzert, abends veranstaltete das Stadttheater Osnabrück
im Großen Kursaal einen Bunten Abend.
Am Sonntag folgten wieder ein Kur- und ein Kaffeekonzert in der
Wandelhalle, abends lud die Stadt zu einem öffentlichen Festball
ins Kurhaus ein, der von einem Brillant-Feuerwerk im Kurgarten
gekrönt wurde.
In der Neuen Tagespost (N.T.) vom 20. Mai 1967 veröffentlichte Hans Kusseler unter H. K. ein Gedicht zur Eröffnung des Iburger Kurhauses:
Es ist gar herrlich anzuschau'n Umrahmt
von einer Bergeskette Der Bennoturm, der alte Recke, Der Forstwald mit den hohen Buchen, Der Dörenberg grüßt aus der Ferne, Den Kranken, die nach Iburg kommen Drum baute man in schöner Lage Doch eines fehlte Iburgs Gästen: Ein Platz, wo man beim Kurkonzerte Nun ist auch dieser Wunsch erfüllet, Das Kurhaus, das man lange plante, Dank drum dem Rat und der Verwaltung: Auch laßt uns herzlich Danke sagen |
Die Technik des Kurhauses entsprach dem neuesten Stand der Technik: mit der Sprechanlage konnten alle Text- und Musikbeiträge in sämtliche Räumlichkeiten übertragen werden. Alle Farben waren aufeinander abgestimmt: sie sind rot in der Kellergarderobe, im Lesezimmer sowie bei den Sitzplätzen auf der Empore, blau im Kursaal und im Klubraum und grün im Konferenzraum.
Blick von der Bühne in den Großen Kursaal mit der Empore |
In der Wandelhalle zwischen Kurhaus und "Altem Forsthaus Freudenthal" befand sich in der Mitte der Halle ein größerer Freiraum für einen Springbrunnen und für Blumenschmuck, ein Aufenthaltsraum und ein kleines Konferenzzimmer wurde im hinteren Teil der Wandelhalle mit Telefon eingerichtet; die Trennung wurde durch Glasscheiben vollzogen. Die südlichen Seitenteile der Wandelhalle bestanden ebenfalls aus Glas und gewährten einen Blick in den Kurgarten.
Blick in den westlichen Teil der Wandelhalle |
Der Musikpavillon wurde erst nach Eröffnung des Kurhauses erstellt; der Bau des Musikpavillons betrug rund 36.000,- DM - 25.000,- DM steuerte die Klosterkammer bei.
Musikpavillon im Kurgarten (Foto: Albert Grebing) |
Am 6. September 1968 berichtete der
Stadtdirektor Hunke in der Ratssitzung über die Kosten des
Kurzentrum-Neubaus:
das Kurhaus hat an Baukosten 2.426.849,- DM und an Ausstattung
und Einrichtungen 482.683,- DM gekostet, die Wandelhalle mit
Einrichtungen hat 217.542,- DM erfordert, die Restaurierung des
"Alten Forsthauses Freudenthal" einschließlich eines
notwendigen Toilettenausbaus kostete 219.830,- DM und die
Herrichtung des Kurgartens einschließlich der Zuwegungen und des
Parkplatzbaus verschlang 543.760,- DM. Einen Beitrag von 329.232,-
DM stellten ferner der Wert des eingebrachten Grundstücks und
die Ausgaben für die Wege im Forstwald, Nebeneinrichtungen und
den Parkplatz an der Holperdorper Straße dar. Dies ergibt eine
Gesamtsumme von rund 4,2 Millionen DM.
Ansichtskarten mit Blick in das Kurhaus-Restaurant, Klein-Druck, Lengerich/Westf. |
Das erste Pächterpaar des Kurhauses waren Irmtraud und Werner Schickendanz, doch wurde der Pachtvertrag im gegenseitigen Einvernehmen bereits zum 31. August 1967 wieder aufgelöst.
Auszug aus der 1. Speisekarte des Kurhauses, 1967 |
Zum 1. September 1967 wurde das Kurhaus zusammen mit dem "Alten Forsthaus Freudenthal" in den Eigenbetrieb "Kurgetriebe" integriert: erster Geschäftsführer war Anton Schmidt aus Hildesheim, später folgte Direktor Nikolaus Thamm.
Kurhaus mit "Altem Forsthaus Freudenthal" (links)
auf einer Ansichtskarte der Cramers Kunstanstalt KG,
Dortmund, gelaufen am 30.06.1968 |
Kurhaus mit Wandelhalle (links) auf einer
Ansichtskarte des Verlages Herbert Kl. Maschmeyer,
Osnabrück, um 1974 |
Zahlreiche internationale und nationale
Ausstellungen, Tagungen und kulturelle Angebote folgten in den
Folgejahren im Kurhaus:
die erste Tagung, eine Tagung des Bundesverbandes und des
Präsidiums des Kneipp-Bundes, fand vom 18. bis zum 20. Mai 1967
statt.
Die erste Operettenaufführung erfolgte am 8. Oktober 1967 mit
"Die Rose von Stambul", einer Operette in drei Akten
von Leo Fall. Im Mai 1968 gastierte die Schwedin Zarah Leander im
Iburger Kurhaus.
Der Opern-, Lied- und Operettensänger
Rudolf Schock (geb.: 04.09.1915 in Duisburg, gest.: 13.11.1986
in Düren) im Dezember 1966 in Bad Iburg mit Liedern und Arien, begleitet am Flügel von Iván Eröd |
Gewerbliche Anzeige zum Großen Silvester-Hausball im Kurhaus 1976/77 |
Seit 1989 fanden hier die "Bad Iburger Gespräche", ein jährlich stattfindendes Symposium zu kommunalrechtlich und kommunalpolitisch interessanten Themen, statt. Auch Iburger Vereine nutzten das Kurhaus für ihre Veranstaltungen: so fanden die Veranstaltungen der Karnevalsgesellschaft "Roter Hahn Bad Iburg von 1935 e.V." von 1967 bis 2003 im Kurhaus statt.
Am 1. Januar 2000 ging der Eigenbetrieb "Kurbetriebe"
mitsamt dem Kurhaus in die "Bad Iburger Grundstücks-,
Erschließungs- und Besitzgesellschaft (BIGEB) GmbH & Co. KG"
über.
Im Jahr 2005 wurde die BIGEB wieder in
einen Eigenbetrieb der Stadt Bad Iburg umgewandelt.
Im Dezember 2000 beschloss der Stadtrat von Bad Iburg die Wirtschaftstätigkeit der städtischen Kurbetriebe aufzugeben sowie das "Alte Forsthaus Freudenthal" zu verpachten und die Wandelhalle abzureißen; im Januar 2001 wurde die Wandelhalle abgerissen.
Im nichtöffentlichen Teil der Ratssitzung am
25. Oktober 2001 beschloss der Rat den Abriss des Musikpavillons
und bestätigte damit eine Entscheidung der BIGEB. In geheimer
Abstimmung stimmten 17 Ratsmitglieder für den Abriss, vier
Ratsmitglieder waren gegen einen Abriss und ein Ratsmitglied
enthielt sich; der Abriss erfolgte Ende 2001.
Zum Kurhaus äußerte während der Ratssitzung der damalige
Stadtdirektor Karl Schade: "Es ist undenkbar, dort [im
Kurhaus] einen Bagger durchfahren zu lassen."
In einem Grundsatzbeschluss vom 22. März 2007 sah der Rat der Stadt Bad Iburg einen Abriss oder Teilabriss des Kurhauses, sofern ein schlüssiges Konzept für eine Neuorientierung bestünde, vor.
Mitte Oktober 2009 räumte nach einem Vergleich der bisherige Pächter Zabiollah Haidar das Kurhaus.
Am 3. November 2009 stimmte der Rat der Stadt Bad Iburg bei drei Gegenstimmen der Grünen für einen Abriss. Grund war der marode Zustand des Gebäudes mit zahlreichen Wasserschäden - eine Sanierung hätte rund vier Millionen Euro verschlungen. Zwei voneinander unabhängige Gutachter betrachteten das Kurhaus als "gebäudetechnisch abgängig". Kurzzeitig war bereits im 2005 vom Landkreis Osnabrück die Kurhaus-Küche stillgelegt worden.
Der Abriss erfolgte im Frühjahr 2010 durch die Lingener Firma Moß Abbruch-Erdbau-Recycling GmbH & Co KG.
Abrissarbeiten am Kurhaus, 21. März 2010 (Foto: Horst Grebing) |
An Stelle des Kurhauses war ursprünglich das
"Dörenberg-Carrée" geplant: ein Ärztezentrum sowie
eine moderne Veranstaltungshalle. Anfang 2007 war bereits
diesbezüglich ein Architekten-Wettbewerb ausgelobt worden. Der 1.
Preis mit einem Preisgeld von 35.000,- ging an das
Hilteraner Architekturbüro "Ahrens + Pörtner
Architektengesellschaft mbH" - weitere Preisgelder i.H.v. 53.000,-
wurden vergeben.
Das Projekt wurde bislang nicht realisiert!
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