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Newsletter Nr. 32
Haller Willem - eine Legende kehrt zurück
1870 wurde die sog.
"Hüttenbahn" zwischen Hasbergen und der
Georgs-Marien-Hütte in Betrieb genommen, durch die das Stahlwerk
des Georgs-Marien-Bergwerks- und Hüttenvereins einen Anschluß
an die Strecke Hamburg - Venlo der privaten
"Cölln-Mindener-Eisenbahngesellschaft" bekam.
Der Streckenabschnitt von Osnabrück bis Hasbergen
der "Cölln-Mindener-Eisenbahn" konnte im August 1870
befahren werden, am 01. September 1871 erfolgte die Eröffnung
der Strecke Osnabrück - Münster, am 15. Mai 1873 konnte
schließlich der Streckenabschnitt von Osnabrück bis Bremen in
Betrieb genommen werden.
1878 gab es erste Überlegungen, das südliche Osnabrücker Land mit einer zu bauenden Strecke von Osnabrück nach Brackwede per Eisenbahn zu erschließen. Parallel dazu war der Fiskus und der Georgs-Marien-Bergwerks- und Hüttenverein interessiert, die Kohlen aus dem 1867 abgeteuften, nahe Kloster Oesede gelegenen, fiskalischen Ottoschacht preiswerter transportieren und besser absetzen zu können. Die Hütte bezog von hier schließlich einen Großteil ihrer Kohlen. Aber auch ein Vertragsabschluss über die Abnahme von Kohlen mit dem Osnabrücker Stahlwerk scheiterte an dem Umstand, dass man dort auf Bezug der Kohlen nur durch die Eisenbahn eingerichtet war. Auch scheiterten aufgrund der hohen Landfracht Versuche, in Osnabrück gewaschene Nuß- und Schmiedekohlen abzusetzen.
1879 bewilligte das Preußische Abgeordnetenhaus die Gelder für den Bau einer 3,1 km langen fiskalischen Grubenbahn und am 01.11.1881 wurde der fahrplanmäßige Zugbetrieb der Güterzüge mit Personenbeförderung zwischen der Georgs-Marien-Hütte und dem Ottoschacht aufgenommen. Die Bau- und Unterhaltungskosten wurden vom Bergbau getragen.
Als am 01.02.1880 die "Cölln-Mindener-Eisenbahn" verstaatlicht wurde und in die "Königlich Preußische Eisenbahn-Verwaltung" (KPEV) aufging, besann man sich auf die Überlegungen einer direkten Eisenbahnverbindung zwischen Osnabrück und Bielefeld. Per Gesetz wurde am 15. Mai 1882 der Bau einer Eisenbahn von Osnabrück nach Brackwede durch die preußische Regierung genehmigt. Die Strecke wurde als Nebenbahn zur Erschließung des ländlichen Raumes konzipiert - der Streckenabschnitt der Grubenbahn Oesede - Ottoschacht wurde in die Gesamtstrecke des "Haller Willem" übernommen. Die Königlich Preußische Eisenbahn-Verwaltung machte am 22. Juli 1886 bekannt: "Am 15. August d. J. wird die neue Strecke untergeordneter Bedeutung von Brackwede nach Osnabrück eröffnet ...". Die Fahrtzeiten betrugen laut angehängtem Fahrplan rund drei Stunden zwischen den beiden Oberzentren!
1885/86 wurde im Kohlenfeld "Hilterberg" ein kleiner Tiefbauschacht (Alter (1.) Tiefbauschacht) niedergebracht. Von hier gelangte die Kohle mittels einer 1.630 m langen Otto'schen Drahtseilbahn zum Bahnhof Wellendorf der Osnabrück - Brackweder Bahn und von dort an den Bestimmungsort durch die Eisenbahn.
Durch die Bahnverbindung zählten nun die Stahlwerke in Georgsmarienhütte u. Osnabrück, die Königliche Reparaturwerkstatt in Osnabrück, die Glashütte Drielake bei Oldenburg und das Salzamt Straßburg zu den Hauptabnehmern der geförderten Kohlen.
Doch die Absatzverhältnisse
verschlechterten sich durch die Eröffnung der Osnabrück -
Brackweder Eisenbahn deutlich, da nunmehr auch billigere Kohlen
aus dem Ruhrrevier auf den Markt gelangen konnten.
Im Dezember 1889 wurde der Königlichen Berginspektion zu
Ibbenbüren die Abwicklung der Stillegung des Ottoschachtes
übertragen; die Kohlenförderung der Zeche Hilterberg wurde am
31.03.1903 beendet.
Nach dem ersten Weltkrieg besann man sich wieder auf die hiesige Steinkohle und es fand, hauptsächlich in den zur Kronprinzen-Schachtanlage gehörenden Schächten, wieder ein Abbau statt. Am Wellendorfer Bahnhof wurde auch mit dem Bau einer Brikettfabrik begonnen, um die Kohle noch am Ort veredeln zu können. Die im Rohbau fertige Fabrik wurde jedoch im September 1924 stillgelegt und zum Steinbruch (u.a. für die Kath. Volksschule Wellendorf). Am 30. September 1963 wurde um 15.45 Uhr die letzte Lore Kohle aus dem Kronprinzenschacht gefördert - damit endete die Förderung der letzten Steinkohlenzeche Niedersachsens.
Namensgeber der Eisenbahnstrecke war der Fuhrunternehmer Wilhelm "Willem" Stuckemeyer (geb. 1851, gest. 1903) aus Halle. Willem legte mit seinem Pferdefuhrwerk, immer im Wechsel zwischen Frachtfahrt und Personenbeförderung, zweimal täglich die Strecke zwischen Halle und Bielefeld zurück - ein jeder kannte ihn wegen seines übermäßigen Gewichtes und seiner lustigen Art. Doch die eröffnete Eisenbahnstrecke machte ihn arbeitslos - er eröffnete daraufhin in Halle eine Gaststätte mit Kolonialwarenladen. Sein Spitzname aber übertrug sich schnell auf die neue Bahnlinie.
Bodenschätze konnten nun mit der neuen Verbindung aus den Abbaugebieten des Teutoburger Waldes problemlos zu den verarbeitenden Betrieben geschafft werden. Aber auch Arbeiter und Schüler gelangten mit dem Haller Willem von ihren Wohnorten in die Städte. "Gleichzeitig wird durch diese Bahn das landschaftlich und landwirtschaftlich außerordentlich ergiebige Gebiet südlich des Teutoburger Waldes erschlossen.", wie in einem Reisebegleiter der Reichsbahn um ca. 1946 nachzulesen ist. Und weiter: "Haller Willem - eine wichtige Verkehrsverbindung und ein bedeutsamer Faktor im Wirtschaftsleben des südlichen Vorlandes des Teutoburger Waldes."
Über Jahrzehnte blieb der Haller Willem ein nahezu unverzichtbares Verkehrsmittel, doch die Konkurrenz auf der Straße machte der Bahn jedoch spätestens seit Anfang der 60er Jahre schwer zu schaffen. Schon bald stellte die Deutsche Bundesbahn für die Personenbeförderung ein neues Fahrzeug in Dienst, das wirtschaftlicher als die lokbespannten Zuge war, den sog. "Schienenbus" VT 95. Im Güterverkehr waren Dampfloks dennoch bis Mitte der 70er Jahre anzutreffen.
Am 01.06.1984 verkehrte der letzte fahrplanmäßige Personenzug von Dissen nach Osnabrück - am Sonntag, den 03. Juni 1984, fand die letzte Fahrt mit einem historischen Personenzug unter großer Anteilnahme der Bevölkerung statt; der Güterverkehr ruht auf diesem niedersächsischen Streckenabschnitt seit 1993.
Sie sehen, die Geschichte des Haller Willems ist eng mit dem hiesigen Steinkohlenbergbau verknüpft gewesen!
Am Sonntag, den 12. Juni 2005, wird der Personenverkehr auf der Gesamtstrecke zwischen Osnabrück und Bielefeld mit einem großen Haller-Willem-Fest wieder aufgenommen - der Zugverkehr erfolgt durch die in Osnabrück ansässige NordWestBahn (NWB) GmbH.
Vielfältige Aktionen finden an diesem Tag an den neuen Haltepunkten statt:
Der Naturpark TERRA.vita lädt zu einer geführten Radtour auf dem TERRA.trail 14 unter dem Titel "Schwarzes Gold in der Borgloher Schweiz" ein. Die 20 km lange Tour startet um 14.00 Uhr am Bahnhof Wellendorf und führt durch die bergige Landschaft rund um Borgloh. Viele kleine und große Relikte des ehemaligen Bergbaus erzählen an der Strecke von der Geschichte dieser Region: Stationen sind u.a. der Karlstollen, die Wellendorfer Barbarakirche mit den von Borgloher Bergleuten gestifteten drei nördlichen Chorfenstern und die Tiefbauschächte der Zeche Hilterberg. Für die Tour ist ein bergtaugliches Fahrrad und eine gute Grundkondition erforderlich - eine Anmeldung ist nicht erforderlich, die Teilnahme ist kostenlos!
Wer die
Umgebung in Wellendorf auf eigene Faust erkunden möchte, dem sei
der Bergbau-Rundweg Hilterberg / Wellendorf empfohlen - die
Streckenbeschreibung ist im Heimat-Jahrbuch "Osnabrücker
Land 1991" auf den Seiten 176 - 182 nachzulesen.
Exkursionspunkt 6 ist der Bahnhof Wellendorf, von wo es weiter
zur Barbarakirche und zu weiteren Schachtanlagen geht.
Weiterführende Hinweise zum Steinkohlevorkommen im Teutoburger
Wald erfahren Sie im "Iburger Heft 3" mit dem Titel
"Kohlenbergbau im Feld "Hilterberg" bei Bad Iburg
im Teutoburger Wald" (H. GREBING). Infos unter
http://hwww.geo-iburg.de.vu/heft3.html.
Aus Anlaß der Wiederinbetriebnahme des Haller Willems fährt am 12. Juni 2005 zwischen Oesede und Hasbergen auf den Gleisen der Georgsmarienhütten-Eisenbahn wieder der "Schienenbus" VT 95 zwischen 09.00 Uhr und 18.00 Uhr. Die Fahrt erfolgt dabei durch das Werksgelände der Georgsmarienhütte, vorbei an dem modernen Elektro-Lichtbogenofen. Der Fahrpreis für die Hin- und Rückfahrt beträgt 5,00 Euro - in Oesede besteht Anschuss an den Haller Willem.
Nähere
Informationen zum Haller Willem und zum zünftigen
Begrüßungsfest mit allen Veranstaltungen erhalten Sie unter
http://www.haller-willem.info.
Literatur zum Haller Willem, zu den Eisenbahnen der
Georgsmarienhütte und den Eisenbahnen in und um Osnabrück
finden Sie unter http://www.l-huelsmann.de.
Siegelbaumrest aus dem Piesberg
Im Januar 1886 wurde aus dem Hangenden von Flöz Zweibänke aus dem oberen Westfal des Karbons die Stammbasis einer Sigillaria sp. freigelegt. Im selben Jahr wurden die fossilen Wurzelorgane dem Naturwissenschaftlichen Verein Osnabrück geschenkt - das Fundstück befindet sich heute im Foyer des Museums "Natur und Umwelt" in Osnabrück. Und so ist im 1896 bei der Buchdruckerei J. G. Kisling in Osnabrück erschienenen Heft "Piesberger Anthrazit" zu lesen: "Besondere Erwähnung verdient das Vorkommen von ganzen versteinerten Baumstämmen in den hangenden Schiefern des Piesberger Flötzes "Zweibänke"."
Ein weiterer großer Siegelbaumrest konnte nun - 109 Jahre später - aus dem Piesberg geborgen werden: der Leiter der Arbeitsgemeinschaft Geologie im Naturwissenschaftlichen Verein Osnabrück (NVO) e.V., Michael Sowiak, entdeckte in einer Felswand ein großes Stamm-Fragment einer Sigillaria, und Angelika Leipner, geologische Präparatorin des Museums "Natur und Umwelt", fand dann noch ein zweites Stamm-Fragment. Die Stammteile können demnächst, wie der "Neuen Osnabrücker Zeitung" (NOZ) vom 25.05.2005 zu entnehmen war, im Museum am Schölerberg "Natur und Ummwelt" sowie im "Museum Industriekultur" bewundert werden.
Sonntag für den Naturschutz
Am Sonntag, den 19. Juni 2005, findet in zahlreichen Orten in Niedersachsen die Veranstaltung "Natürlich Niedersachsen - der Sonntag für den Naturschutz" statt, eine gemeinsame Aktion von NDR 1 Niedersachsen und der Alfred Toepfer Akademie für Naturschutz (NNA), in der der Naturschutz in all seinen Formen vorgestellt wird.
Unter dem Titel "Natur entdecken rund um Bad Iburg" führt die Diplom-Geographin Maria Woll in einer ca. zweistündigen Wanderung über den Langenberg, den Naturentdeckungspfad und den Jägersteig. Unterwegs werden Erläuterungen zur Landwirtschaft, Botanik, Bodenkunde und Geologie gegeben. Treffpunkt ist um 15.00 Uhr am Kurhaus Bad Iburg. Eine Anmeldung ist nicht erforderlich - die Teilnahme ist kostenfrei.
Im benachbarten Lienen führt Herr Blom von der Firma Schencking Kalk- und Kalksandsteinwerke GmbH & Co. KG die Besucher durch das Kalkwerk und den Steinbruch. Treffpunkt zu dieser zweistündigen Veranstaltung ist um 10.00 Uhr auf dem Wanderparkplatz "Schwarzer Weg", Holperdorper Straße - auch hier ist die Teilnahme kostenlos, Anmeldungen nimmt die Tourist-Information Lienen unter der Telefonnummer 05483/724010 entgegen.
Dinosaurier aus Niedersachsen
Die Naturkunde-Abteilung des Niedersächsischen Landesmuseums Hannover in Zusammenarbeit mit dem Dinosaurierpark Münchehagen zeigt in der Sonderausstellung "Auf den Spuren der Dinosaurier ... Ausgrabungen in Niedersachsen" noch bis zum 01. Januar 2006 Abformungen der sensationell gut erhaltenen Dinosaurierspuren aus einem Steinbruch bei Münchehagen im heutigen Weserbergland. Die Fußabdrücke der zweibeinigen Pflanzenfresser und kleinen Raubsaurier, entdeckt im August 2004, sind eine zu Stein gewordene Momentaufnahme des Lebens - ein Wildwechsel - vor ca. 138 Millionen Jahren. Außerdem sind Dokumentationsmaterialien zu Entdeckung, Bergung und Erforschung der Spuren, Dinosauriermodelle und Fossilien der unteren Kreidezeit ausgestellt. Niedersachsen gilt als einer der wichtigsten "Dinosaurier-Länder" in Deutschland!
Mente et malleo - mit Geist und Hammer
und einem herzlichen Glück auf
Ihr
Horst Grebing
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