Zeitreise(n) durch Bad Iburg

 

Hagenbergpforten-Rott - Haus Nr. 49 (heute: Schloßstraße 7)

Im südöstlichen Bereich des Hauses Nr. 49 verlief die ehemalige Stadtmauer von Iburg - es war zudem das erste Haus, welches 1813 als Neubau auf Teilen der alten Stadtmauer errichtet wurde.

Plan vom 04. Dezember 1875 (rot eingekreist: Häuser Nr. 49 und 50)

Im Jahre 1667 wurde auf diesem Grundstück Rudolphus Otto Reckemeyer erwähnt - er war zu dieser Zeit Consul (Bürgermeister) und mit Fenna Anna Kocks verheiratet.
Das Ehepaar hatte sieben Kinder:
- Phennenna Margareta, getauft am 8. Juni 1667,
- Christina Maria, getauft am 5. Mai 1669,
- Anna Sophia, getauft am 19. April 1671,
- Johannes Andreas, getauft am 19. Februar 1673,
- Everardus Philippus, getauft am 28. März 1674,
- Everardus Rembertus, getauft am 3. Dezember 1675,
- Maria Elisabetha, getauft am 9. April 1679.
Consul Rudolphus Otto Reckemeyer, ursprünglich lutherischen Glaubens, wechselte später zum Katholizismus und verstarb in Iburg am 31. Oktober 1682.

Phennenna Reckemeyer heiratete den um 1658 geborenen Julius Meyer - mit diesem hatte sie sieben Kinder; Julius Meyer starb im Oktober 1703 und wurde am 20. Oktober 1703 in Iburg beerdigt.

Die Tochter Maria Elisabetha heiratete am 26. April 1705 Joannes Henricus Baltzer - das Ehepaar hatte sieben Kinder.

Am 14. November 1706 heiratete Phennenna Meyer, geb. Reckemeyer, in Iburg den im Jahre 1674 in Osnabrück geborenen Johann Potthoff.
Das Ehepaar hatte zwei Kinder:
- Joannes Henricus, getauft am 20. Januar 1709 und
- Joannes Christophorus Petrus, getauft am 24. Juli 1712.
Die Familie wohnte im Haus Nr. 49.
Johann Potthoff starb im März 1718 und wurde am 15. März 1718 in Iburg beerdigt.

Joannes Christophorus Petrus Potthoff (geb.: 1712) heiratete am 14. Juni 1735 die am 18. Februar 1713 in Iburg geborene Maria Catharina Merlin - das Ehepaar wohnte mit den Kindern ebenfalls im Hause Nr. 49. Das Paar hatte sieben Kinder:
- Joannes Christophorus Rudolphus, getauft am 30. Mai 1736,
- Maria Odilia Gertrud, getauft am 19. Juli 1737,
- Maria Catharina, getauft am 20. Dezember 1738,
- Henricus Adolphus, getauft am 3. Januar 1741,
- Christianus Fridericus, getauft am 7. März 1743,
- Antonius, getauft am 26. August 1745,
- Maria Odilia, getauft am 25. März 1750.

Phennenna Potthoff, geb. Reckemeyer, heiratete nach dem Tod ihres zweiten Mannes Johann am 2. Februar 1719 den am 26. Februar 1675 in Iburg getauften Joannes Rudolphus Jassing.

Im Jahre 1727 werden Joannes Rudolphus Jassing und seine Ehefrau Phennenna als in dem Hause wohnend erwähnt.

Phennenna Jassing, geb. Reckemeyer, verstarb 1735 und wurde am 3. Oktober 1735 in Iburg beerdigt.

Im Jahre 1759 wurde ein Middendorf erwähnt, 1763 folgte Jost Peters.

1789 wohnte in dem Haus der Förster des Thiergartens Johann Erdwin Schmidts, geboren am 10. März 1720 in Iburg.
Dieser war in erster Ehe seit dem 29. Januar 1753 mit Catharina Elisabeth Kruse, getauft am 9. Dezember 1725 in Glane, verheiratet; diese starb im Dezember 1769 und wurde am 6. Dezember 1769 in Iburg beerdigt - das Ehepaar hatte fünf Kinder.
In zweiter Ehe war Erdwin Schmidts mit Ludovicia Elisabetha Kramer verheiratet.

Im Jahre 1813 wurde das bisherige Haus niedergerissen und von dem Bürgermeister ("Maire") Caspar Heinrich Reinert, geboren in Belm, ein neues repräsentatives Privathaus mit Sitzungssaal errichtet - dieses Gebäude steht noch heute.
Heinrich Reinert war ebenfalls königlich-hannoverscher Vogt zu Glane, Hagen und Oesede.

Skulpturenreste und alte Sandstein-Statuen von der abgebrochenen Mittelgalerie des Schlosses waren einst in die evangelisch-lutherische Kirche verbracht worden. Als die Franzosen 1812 das Schloss besetzt hielten, wurden diese alten Stücke aus der Kirche von den Franzogsen verkauft und auch einfach aus den Fenstern der Kirche herabgeworfen. Damit wurde der wiederholt ergangene Befehl durchgesetzt, dass alle "Signale und Wappen, die uns an die vormalige Regierung und an die vergangenen Zeiten erinnern könnten, vertilgt werden." Im Keller des neu erbauten Privathauses Reinert wurden einige dieser alten Steine und Skulpturenreste vermauert; diese sind zum Teil auch heute noch im Keller des Wohnhauses sichtbar.

Heinrich Reinert heiratete am 5. November 1799 die am 18. Mai 1771 in Iburg getaufte Maria Florentina ("Flora") Danckbahr.
Ihr Vater Fridericus Christianus Danckbahr (getauft: 29.07.1738, gestorben: 22.02.1808) war 33 Jahre Provisor der Pfarrkirche und Armen sowie mehr als 20 Jahre erster Bürgermeister sowie vieljähriger Altermann und Gildemeister des Bäckerhandwerks.
Maria Florentina Danckbahr verstarb am 27. Oktober 1818 und wurde drei Tage nach ihrem Tod in Iburg bestattet.

In zweiter Ehe heiratete Heinrich Reinert am 4. August 1819 Maria Agnes Kramer, getauft am 8. Oktober 1784, gestorben am 24. Dezember 1864 in Iburg - sie wurde vier Tage nach ihrem Tod in Iburg bestattet.
Ihr Vater Franz Carl Kramer war Iburger Gograf, verheiratet mit Sophia, geborene Schröder.

Heinrich Reinert verstarb 1835.
Nachfolger von Vogt Reinert wurde der bisherige Amtsvogt Lieutenant W. Lorenz.

Gertrud, die Schwester von Heinrich Reinert, war mit dem auf Gut Astrup bei Belm arbeitenden Verwalter Johannes Bücker verheiratet.
Die 1803 geborene gemeinsame Tochter Maria Florentina heiratete am 8. Juni 1837 den am 8. September 1810 in Glane geborenen Caspar Heinrich Pohlmann.
Caspar Heinrich Pohlmann war Auctionator und Bürgermeister des Fleckens Iburg und um 1850 Besitzer des Hauses Nr. 49.
Das Ehepaar hatte zwei Kinder:
- Johann Heinrich Hermann August, geboren am 7. November 1838 und
- Anna Maria Elisabeth Caecilia, geboren am 2. März 1842.

Mit "Contract" (Kaufvertrag) vom 28. Juli 1844 verkaufte die "Witwe weiland [des ehemaligen] Voigts Reinert zu Iburg", Maria Agnes Kramer, dem Caspar Heinrich Pohlmann das "(...) an der Hauptstraße gelegene massive Haus (..)" sowie weitere Grundstücke und die "zu dem Hause gelegten Kirchensitze in der Klosterkirche."

Maria Florentina ("Florentine") verstarb am 27.04.1866 an "Herzübel" in Iburg und wurde am 30.04.1866 bestattet - Caspar Heinrich verstarb am 07.05.1869 an Schlagfuß in Iburg und wurde dort drei Tage später beerdigt.

Johann Heinrich Hermann August heiratete am 11. Mai 1875 die am 06.05.1855 als Tochter des Arztes Dr. Alfred Lamby und seiner Ehefrau Olympia Victoria (geborene Fauerbach) geborene Lydia Sophie Ernstine Regina Lamby (geb.: 06.05.1855, gest.: 06.05.1929).
Das Ehepaar hatte drei Kinder:
- Alfred Pohlmann, geboren am 2. April 1876,
- Hermann Pohlmann, geboren am 3. Januar 1878,
- Benno August Karl Pohlmann, geboren am 14. Januar 1883.
Die Familie wohnte im Haus Nr. 49 - später wurde Johann Heinrich Hermann August auch Eigentümer des Hauses.

Johann Heinrich Hermann August Pohlmann war ebenfalls Auctionator in Iburg; er war ab dem 18. Mai 1877 bis zu seinem Tod Bürgermeister des Fleckens Iburg.

Benno Pohlmann verstarb noch im Jahr seiner Geburt am 3. März 1883, der Bruder Alfred verstarb plötzlich und unerwartet im Alter von 21 Jahren am 11. August 1897.

Johann Heinrich Hermann August starb am 17. Januar 1908 in Iburg - seine Ehefrau starb am 6. Mai 1929.

Der 1878 geborene Sohn Hermann Pohlmann war nach seiner Referendariatszeit in Iburg später am Amtsgericht Hildesheim und als Amtsgerichtsrat in Frankfurt a. M. und Osnabrück tätig.

Hermann Pohlmann heiratete am 12. August 1909 in Aschendorf die am 11. Februar 1886 geborene Margarete Josefine Clementine Vagedes.
Das Ehepaar hatte eine Tochter:
- Lydia Margarete Henriette, geboren am 11. Februar 1911.

Nach dem Tod seines Vater Johann Heinrich Hermann August im Januar 1908 wurde Hermann Pohlmann Eigentümer des Hauses.

Luftbild vom 18. März 1930 (Rückseite des Hauses, siehe Pfeil)

Die Tochter Lydia Margarete Henriette heiratete am 25. Mai 1937 in Osnabrück den Amtsrichter Dr. jur. Ferdinand Franz Kellersmann, der am 10. August 1908 in Osnabrück geboren wurde; Ferdinand Kellersmann starb während des 2. Weltkrieges am 6. Juli 1944 in Rußland.
Lydia Kellersmann verbrachte die Folgejahre in Iburg und wohnte bis zu ihrem Tode mit ihren Kindern in dem Haus.

Die Anschrift des Hauses lautete zu diesem Zeitpunkt Iburg Nr. 65.

In den Jahren 1941 bis 1945 und erneut von 1945 bis 1947 war Hermann Pohlmann als reaktivierter Amtsgerichtsrat erneut am Amtsgericht Iburg tätig.
Hermann Pohlmann verstarb am 18. Juni 1969 in Iburg - nach seinem Tod erbte seine Tochter Lydia das Wohnhaus.

Nach dem Krieg bekam das Haus die heutige Anschrift Schloßstraße 7.

Ansicht des Hauses (siehe Pfeil), Blickrichtung Westen
Ansichtskarte von Cramers Kunstanstald (Cekade-Luftbild),
Dortmund

Das Wohnhaus wurde von der Familie Kellersmann und auch von mehreren Mietparteien bewohnt - zwei Beispiele seien genannt:

Im Haus Pohlmann/Kellersmann nahm vor Kriegsbeginn Heinrich Schnöckelborg (1902 - 1988) seine Tätigkeit als Rechtsanwalt auf - dort wurden auch im ersten Stock Manfred Schnöckelborg (geb.: 05.08.1936) und seine Schwester Hiltrud (geb.: 13.10.1942) geboren; das Haus wurde bis 1966 von Familie Schnöckelborg bewohnt.
Heute befindet sich die Rechtsanwalts- und Notarpraxis Schnöckelborg, Thyssen, Recker, Kessen-Albers und Wobker in der Schloßstraße 11 (ehem. Kaufhaus Schräder und anschließend Kreissparkasse Iburg).

Ebenfalls wohnt seit vielen Jahrzehnten in dem Haus Harry Jahns (geb.: 1933 in Lodz (heute: Polen)), Musiker, Musikpädagoge und Konzertveranstalter, mit seiner Ehefrau Inge (geb.: 18.06.1937, gest.: 09.03.2019) und Familie, der viele Jahre Vorsitzender und Künstlerischer Leiter der Iburger Schlosskonzerte e.V. und erster Preisträger des Bad Iburger Courage Preises im Jahr 1996 war.

Nach dem Tod von Lydia Kellersmann am 13. November 1980 verblieb das Haus zunächst in Besitz ihrer zwei noch lebenden Kinder Margret Strotkoetter und Henning Kellersmann, danach bis 2018 Margret Strotkoetter allein.


Unmittelbar westlich des Hauses, dort, wo sich heute der kleine Garten an der Schloßstraße befindet, stand ein weiteres Gebäude.
In diesem Haus Nr. 50 wurde im Jahre 1667 Hermannus Schreiber (auch "Schriver" geschrieben) genannt. Hermannus Schreiber war seit dem 23. Oktober 1657 mit Maria Kock verheiratet. Das Ehepaar hatte fünf Kinder:
- Martha (oder Maria), getauft am 20. August 1658,
- Sibilla Elisabetha, getauft am 10. März 1660,
- Lambertus Guilielmus, getauft am 9. August 1661,
- Everardus, getauft am 23. Januar 1662,
- Joannes Petrus, getauft am 18. November 1663.
Das Ehepaar Schreiber verstarb 1699.

Über 100 Jahre später, im Jahre 1789, wurde Frans Heinrich Pave als Bewohner genannt. Dieser wurde 1772 in Iburg geboren und heiratete am 29. Oktober 1799, noch in dem Hause wohnend, Maria Elisabeth Vossmann genannt Fischer, getauft am 24. Juni 1776.
Das Ehepaar hatte sieben Kinder:
- Johannes Christopheros Henricus, geboren am 26. August 1800,
- Maria Elisabeth, geboren am 29. Dezember 1802,
- Clara Maria, geboren am 5. Januar 1806,
- Ernestus Wilhelmus, geboren am 26. Oktober 1809,
- Maria, geboren am 13. März 1812,
- Nicolaus Henricus, geboren am 22. Februar 1814
- Joannes Mathias, geboren am 31. August 1817.
Frans Heinrich Pave war Tuchmacher und starb am 12. November 1827 durch Selbstmord - seine Ehefrau war bereits am 16. Februar 1820 verstorben.

Im Jahre 1870 wohnte ein Werner Lange in dem Haus, später der Stellmacher Karl Lange.
Karl Lange erwarb später die Besitzung Zimmer in der Kleinen Straße (Iburg Nr. 27); der Sohn Joseph Hermann Lange (geb.: 25.05.1877) wanderte 1894 nach Amerika aus und vermachte seinem Bruder Josef, der in Iburg als Stuckateur tätig war, das Gründstück.
Das Haus in der Schloßstraße wurde von dem Bürgermeister Hermann Pohlmann gekauft und abgerissen.

In dem Garten befand sich noch ein kleineres Häuschen, welches ebenfalls später abgerissen wurde.


Auch das dann westlich stehende Haus Nr. 51, in dem sich um 1875 die Remise (Wirtschaftsgebäude mit Unterstand) vom Hotel Gersemann befand, steht nicht mehr - dort befindet sich heute der Hanseplatz.

 

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