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(Hilter a.T.W.)
 

 

"Neuer Stollen" - ein Grubengebäude im Bergwerk "Hüls & Sicherheit"

Von Horst Grebing


aus DÜTTING 1888

Der Hüls im Norden von Hilter a.T.W. besteht als Scholle von Osning-Sandstein der Unteren Kreide (Alter ca. 135 Mill. Jahre) inmitten von Schichten der Oberkreide (Alter ca. 93 Mill. Jahre). Tektonische Einflüsse in Zusammenhang mit der Osning-Überschiebung vor ca. 65 Mill. Jahren führten zu einer ganz flachen bis steilstehenden Lagerung der Schichten, welche von zahlreichen kleinen Verwerfungen außerordentlich zerklüftet sind.

In Klüften und Spalten des Sandsteins verbirgt sich ein begehrter farbiger Rohstoff: für den Gesteinskundler ist es "Goethit", für den Chemiker "wasserhaltiges Eisenoxid" und für die Hilteraner Bürger der "Hilter Goldocker".
Kohlendioxid löste Eisen aus dem Osning-Sandstein und hydratisierte dieses mit der Luft und vorkommenden Wasser.

Verwendung fand der Ocker mit einem Gehalt von 71% an Eisenoxid, der in verschiedensten Stollen und Schächten auf dem Hüls ab 1858 bis 1924 gefördert wurde, als Pigment für Farbenfabriken.

Das Bergwerk wurde vom Hilteraner Fabrikanten Bernhard Hartmann gegründet und betrieben. Das Bergwerkseigentum wurde später in die Brauerei-Aktiengesellschaft der Familie Hartmann eingebracht.

Der "Neue Stollen" wurde 1878 an der Flachsdehne in den hellgrauen Lamarcki-Schichten angesetzt und durchlief den grauen Mergel der Labiatus-Schichten im Unter-Turon. Zwischen Kalk und Sandstein wurde in einer Mächtigkeit von acht Metern dunkler Flammenmergel und dunkler Minimuston durchfahren. Der anfallende "Kummer" wurde vor dem Mundloch aufgeschüttet. Man hoffte, nach 270 m den Osning-Sandstein zu erreichen, doch erst nach 460 m traf man den Sandstein an. Der Stollen wurde dann fünf Meter in Richtung auf den 41 Meter darüber liegenden Förderstollen getrieben. Anschließend grub man ab August 1878 einen schräg ansteigenden Schacht (sog. "Überhauen") auf den Förderstollen. Außerdem teufte man daneben eine senkrechte "Sturzrolle" mit einem Querschnitt von ca. 2,5 x 1,5 m2 ab. Er war mittig unterteilt und diente einerseits dazu, das gewonnene Ocker-Rohmaterial von den oberen Sohlen bis auf die neue Hauptfördersohle zu stürzen, zum anderen war der andere Teil mit Leitern versehen, um Zwischensohlen und die Förderstollensohle erreichen zu können. Das Ausfördern erfolgte mit einer Lorenbahn.
Durch den "Neuen Stollen" konnten nun die anfallenden Wasser aus den alten Stollen abgeführt als auch die Vorräte erschlossen werden.


aus HAACK 1930

1897 wurden mit acht Bergleuten insgesamt 68 Tonnen Eisenocker gefördert. Da der Ocker unregelmäßig verteilt im Gestein vorkommt, war der Abbau von jeher sehr schwierig.

Seit 1900 ruhte der Bergwerksbetrieb; 1910 wird neuer Eigentümer die Firma Schröder und Stadelmann GmbH in Oberlahnstein. Der Obersteiger Gustav Lupp öffnete 1912 im Auftrag der vorgenannten Firma die Grube wieder.

Das Mundloch des Stollens wurde völlig neue hergerichtet - über dem Stollenmundloch wurde ein hölzernes Schild mit dem Namen der Grube "Hüls & Sicherheit" angebracht, das der Holzschnitzer Steller aus Hilter angefertigt hatte.

1914 wurden noch 15 Tonnen Ocker gefördert, dann aber schloss Lupp die Grube wegen des Kriegsausbruchs.

1923/24 wurde wieder gefördert; im Juni 1924 vermaß ein Markscheider die Grubenbaue zum letzten Mal. Gustav Lupp trat im März 1925 aus seinem Arbeitsvertrag aus.

Der Ocker wurde übertage auf dem Betriebsgelände hinter dem heutigen Rathaus auf einfache Schlämmapparate gebracht, von Sand, Ton und anderen Verunreinigungen befreit und auf freistehenden Gerüsten getrocknet. Mit roter Farbe kam er teils gebrannt (> 400°C), teils ungebrannt mit goldgelber Farbe als "Hilter Goldocker" in den Handel.

 

Quellennachweis:
BÖDIGE, Dr. Nikolaus: Natur- und Geschichtsdenkmäler des Osnabrücker Landes, Osnabrück 1920.
DÜTTING, Christian: Geologische Aufschlüsse an der Eisenbahnlinie Osnabrück - Brackwede. Jahrb. der Königl. Preuss. Geol. Landesanstalt für 1888, Berlin 1888.
HAACK, Wilhelm: Erläuterungen zur Geologischen Karte von Preußen und benachbarten deutschen Ländern, Blatt Iburg, Berlin 1930.
RÖHRS, Hans: Erz und Kohle. Bergbau und Eisenhütten zwischen Ems und Weser, Ibbenbüren 1992.
WREDE, Christian: Hilter - Goldocker und das Bergwerk "Hüls und Sicherheit", Meppen 2003 (unveröffentlicht).


 

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