Zeitreise(n) durch Bad Iburg |
Eine Postkarte erzählt Geschichten
Auf Sonntag, den 23. August 1903, ist eine
Postkarte datiert, die auf der Vorderseite ein aufgerissenes
Papier zeigt, hinter dem sich das Schloss und Kloster Iburg
verbirgt.
Die Ansichtskarte ist aus dem Verlag A. Hankers in Iburg; eine
Ansichtskarte ist eine Postkarte mit einem Bilddruck oder Foto
auf der Rückseite - nicht zu verwechseln ist diese mit den
Bildpostkarten, die auf der Adressseite ein Bild enthalten.
Postkarte mit Schloss und Kloster Iburg |
Das Motiv erschien im Verlag A. Hankers auch als einfarbige und colorierte Lithographie.
Motiv als einfarbige Lithographie | Motiv als colorierte Lithographie |
Auf der Motivseite der Postkarte stand:
"Geehrter Herr H.!
Für die Übersendung der Abhandlung sage ich Ihnen meinen besten
Dank. Ich werde Sie Ihnen in Kürze wieder zugehen lassen.
Mit bestem Gruße Ihr Karl Andrée."
1. Familie Hankers
Peter Anton Heinrich Hankers wurde am 28. September 1854 in Friesoythe geboren und dort einen Tag später getauft. Seine Eltern waren Johann Theodor Hankers (geb.: 23.10.1819) und dessen am 16. September 1851 in Löningen geehelichte Catharina Elisabeth, geborene Rosemeyer (geb.: 08.11.1820), aus Löningen. Taufpaten waren Peter Anton Hankers, Kaplan von "St. Johannes der Täufer" zu Lette (heute Ortsteil von Coesfeld), und Agnes Rosemeyer aus Löningen.
Theodor und Catharina Elisabeth Hankers mit den in Friesoythe geborenen Kindern Maria Francisca, geb.: 09.12.1860 (links), Peter Anton Heinrich, geb.: 28.09.1854 (Mitte) und Maria Elisabeth, geb.: 04.01.1859 (rechts). Ein am 2. August 1852 geborener Sohn starb nach empfangener Nottaufe am Tag der Geburt. Foto um 1862 |
Sein Großvater war der saterländische Vogt
und spätere Obervogt Theodor Hankers; auch der Vorfahre Peter
Anton Hankers war Vogt im Saterland.
Der Bahnradfahrer, Erfinder und Unternehmer
Josef Rosemeyer (geb.: 13.03.1872, gest.: 01.12.1919) war ein
Sohn des Neffen von Catharina Elisabeth Hankers, geborene
Rosemeyer - der Motorrad- und Automobilrennfahrer Bernd Rosemeyer
(geb.: 14.10.1909, gest.: 28.01.1938) war ein Enkel des Neffen
von Catharina Elisabeth Rosemeyer bzw. der Onkel vom vorgenannten
Josef Rosemeyer. Der Osnabrücker Bischof Wilhelm Berning (geb.:
26.03.1877, gest.: 23.11.1955) war, von Catharina Elisabeth
Hankers aus gesehen, der Sohn ihrer Nichte Elisabeth Caroline
Berning, geborene Rosemeyer (geb.: 22.10.1845, gest.: 14.11.1926).
Seine Ausbildung zum Buchbinder erfogte wahrscheinlich in Friesoythe beim Buchbinder Wilhelm von der Horst.
1874 melde sich Anton Hankers im deutschlandweit tätigen "Verband für Buchbinder und verwandte Geschäftszweige" an und verzog danach nach Iburg.
Am 11. Mai 1880 heiratete Peter Anton Heinrich Hankers Maria Antonia Dünnewald (s.u.) aus Iburg. Dort ließ sich Anton Hankers als Buchbindemeister nieder.
Nachdem am 1. Dezember 1890 der Iburger Männergesangverein gegründet wurde gehörte Peter Anton Heinrich Hankers zu den ersten Sangesbrüdern dieses Vereins.
Das Ehepaar Peter Anton Heinrich und
Maria Antonia Hankers hatte sieben Kinder, wovon sämtliche
weibliche Nachkommen Schwestern bei den Thuiner Franziskanerinnen
wurden:
- Katharina Elisabeth,
geboren am 30. März 1886, war ab 1. April 1910 als Schwester
Maria Constanze bei den Thuiner Franziskanerinnen - sie war als
Lehrerin an einer landwirtschaftlichen Schule tätig, wohnte in
Glanerbrug und verstarb am 3. März 1963 in Denekamp (Niederlande),
- Maria Aloysia, geboren
am 27. Juni 1892, war ab 20. April 1913 als Schwester Maria
Caßildis bei den Thuiner Franziskanerinnen, wo sie am 13.
Oktober 1966 ihr goldenes Ordensjubiläum feierte - sie verstarb
am 20. Mai 1974 in Thuine/Emsland,
- Anna Maria, geboren am
25. Januar 1896, war ab 9. Oktober 1916 als Schwester Maria
Antona bei den Thuiner Franziskanerinnen - sie verstarb an
Auszehrung am 23. November 1928 in Sapporo (Japan), "(...)
wo sie sich im jugendlichen Alter Gott dem Herrn zur Rettung der
armen Heiden geweiht hatte.",
Totenzettel Schwester Maria Antona, geb. Anna Hankers Quelle: Totenzettelsammlung Rhein-Erft, Herausgeber: Josef Wißkirchen, Puhlheim-Stommeln |
- Franziska, geboren am 17. Juni 1899, war ab 14. März 1923 als Schwester Maria Alphonsa bei den Thuiner Franziskanerinnen - sie verstarb am 19. November 1985 in Schwagstorf (Fürstenau).
Buchbinderei Anton Hankers, um 1901 von links nach rechts: Peter Anton Heinrich, Franziska, Maria Antonia, Maria, Elisabeth, Anna, Anton, Rudolf und Johannes Hankers Nachdem Rudolf Hankers die elterliche Druckerei übernahm, stand über der Tür und den Fenstern (von links nach rechts): "Buchdruckerei - Rudolf Hankers - Buchbinderei" Quelle: Kur- und Verkehrsverein Bad Iburg e.V.: Bad Iburg, Bad Iburg 1984. |
Der älteste Sohn Johannes,
geboren am 4. April 1881, wurde ebenfalls Buchbinder. Johannes
war mit der 1911 geborenen Eleonore Schoene verheiratet und starb
am 26. April 1949 in Berlin. Dort war er seit 1911 mit einer
Buchbinderei in der Hollmannstraße 32 (Berlin-Kreuzberg) und
seit 1936 in der Saarlandstraße 11 (heute: Stresemannstraße in
Berlin-Kreuzberg) gemeldet.
In der Hollmannstraße 32 befand sich
zwischen 1870 und 1898 eines der bekanntesten Maschinenbau-Unternehmen
Deutschlands, die "Ludwig Loewe & Co. Actiengesellschaft".
Seine Ehefrau verstarb in Belm.
Rudolf Hankers, geboren am 29. März 1884, wurde Buchbinder. Er war in erster Ehe seit dem 14. April 1915 mit Louise Maria Tovar vom "Felsenkeller", geboren am 4. Februar 1891, verheiratet; sie verstarb am 23. März 1925.
Aus dieser Ehe entstammten die Kinder Änne (geb.:
17.01.1916, gest.: 11.02.1933), Peter (geb.: 09.02.1918, gest.:
29.10.1941), Antonia ("Toni", geb.: 05.06.1922, gest.:
06.07.1995), später verheiratete Huster und Josef (geb.: 21.12.1929,
gest.: 06.07.1943).
Die beiden Söhne Peter und Josef verstarben im Zweiten Weltkrieg
beim Fronteinsatz.
Totenzettel Peter Hankers | Totenzettel Josef Hankers |
In zweiter Ehe war er mit Helene Konersmann,
geboren am 29. September 1892, verheiratet; sie verstarb am 8.
Dezember 1985.
Aus der Ehe mit Helene Konersmann entstammte die Tochter Lydia,
verheiratete Berg (geb.: 21.06.1927, gest.: 27.03.2013), die mit
dem Revierförster Heinz Berg (geb.: 25.12.1925, gest.: 10.12.1963)
verheiratet war und u.a. 18 Jahre als Wanderführerin in Bad
Iburg tätig war.
Im Jahr 1959 übernahm der von einem Vollerbenhof in Glane stammende Matthias Johann Huster (geb.: 09.07.1919, gest.: 15.10.1982) mit seiner Ehefrau Antonia ("Toni", geb.: 05.06.1922, gest.: 06.07.1995), geb. Hankers, das Geschäft von Rudolf Hankers.
Von den vier Kindern des Ehepaares übernahm
Sohn Peter (geb.: 21.11.1949) die Druckerei, die Tochter Gerda (geb.:
13.12.1956) führt das Schreib- und Andenkengeschäft Huster-Hankers.
In dem Andenkengeschäft kauften zahlreiche "Sommerfrischler"
und Kurgäste ihre Erinnerungen an Iburg:
Stocknagel | Bettelarmband | Nassschiebebild | ||
Aus diesen Blickwinkeln hat es die gezeigte Ansicht nie gegeben! |
Aber auch Ansichtskarten und Gegenstände aus Glas, Porzellan, Zinn und weiteren Materialien mit Aufdrucken zu Iburg waren ein gern gesehenes Mitbringsel.
Zeitweilig stand in dem Geschäft eine Leihbücherei zur Verfügung.
Rudolf Hankers, der privat in der "Oberen Tegelheide 7" (heute: Robertskamp) wohnte, verstarb am 24. März 1974 in Iburg.
Das Schützenkönigspaar des Iburger Schützenvereins im Jahr 1888 hieß Anton I. Hankers und Elisabeth I. Eichholz (ggf. Maria Elisabeth Eichholz, geb.: 25.01.1862, Tochter des Bäckermeisters Caspar Eichholz).
Der Sohn Wilhelm Anton,
geboren am 9. Oktober 1889, war ab 1920 als
Verwaltungsangestellter Magistratsrechnungsführer im Flecken
Iburg. Er war mit Maria Anna Antonie Niemeyer, geboren am
25. Juni 1892, verheiratet.
Ihre Eltern waren der Architekt Anton August Ferdinand Niemeyer (geb.:
03.03.1861) und seine Ehefrau Maria Elisabeth Diekamp (geb.: 28.12.1864).
Wilhelm Anton und Maria Anna Antonie Hankers erbten 1922 das Haus "Iburg Nr. 72" (später: Große Straße 4), das frühere Haus Dünnewald (s.u.).
Maria verstarb nach längerer Krankheit an Meningitis am 2. August 1949 - Anton verstarb nach langem Leiden am 4. September 1949.
Peter Anton Heinrich Hankers starb am 24. Mai 1922 in Iburg.
Aus der Druckerei Anton Hankers (A.
Hankers) entstammten folgende
Veröffentlichungen:
- Postkarten der Jahre bis ca. 1914,
- Heft "Kurze Chronik Iburgs" von
Rudolph Schwedtmann aus dem Jahre 1905,
- "Touristenkarte von Iburg und Umgegend" aus dem Jahr
1907.
Ausschnitt aus der "Touristenkarte von Iburg und
Umgegend", gezeichnet von H. Heuer unter Zuhilfenahme der Messtischblätter Hasbergen, Osnabrück, Lengerich und Iburg im Maßstab 1 : 25 000 |
Papierschuber für die Touristenkarte |
Aus dem Verlag und der Druckerei Rudolf
Hankers (R. Hankers) entstammten
folgende Veröffentlichungen:
- Postkarten der Jahre ab ca. 1914,
- verschiedene Leporellos (Faltbücher mit Fotoserien),
- Buch "Iburg in der Geschichte und in der Natur" von
Friedrich Knickenberg,
- Buch "Iburg und seine Geschichte" von Robert
Hülsemann.
Ab ca. 1955 wurden die Postkarten unter der Bezeichnung "Hankers-Druck", ab ca. 1967 unter "Huster-Hankers Verlag" herausgegeben - dort erschien auch das Heft "An historischer Stätte: Iburg" von Elisabeth Westphal.
Weitere Postkarten entstammten Karl Lübbert (Dissen a.T.W. und Bad Rothenfelde, Wandelhalle 13/14), der 1905 gegründeten Buch- und Fotohandlung Eduard Rennert (spätere Inhaberin: Toni Rennert, Schloßstraße 19) sowie weiteren überörtlichen Anbietern.
Die Druckerei Hankers wurde unter "Iburg
Nr. 16", später "Iburg Nr. 13" (heute:
Schloßstraße 12) geführt.
In dem Haus wurde 1659 ein Brüner geführt - ab 1667 wird dort
die Witwe Blankenfort, Ehefrau des Rentmeisters Hermann
Blankenfort in Fürstenau, genannt. 1671 wurde dort Hermann
Freitag genannt, der um 1670 Anna Benedicta Blankenfort (auch:
Blanckenfordt) heiratete.
1697 erschien in der Häuserliste ein Bernhard Kleppinck - dieser
verstarb als Exkonsul am 15. Juli 1707 in Berlin.
Im Jahre 1736 folgen Hilgemann und Bennis, 1779 Geismann,
Schwengel und Wöbker.
Ab 1789 wurde dort der Kaufhändler Philipp Höner erwähnt -
geboren um 1749, war er seit dem 27. April 1784 mit Margareta
Elisabeth Geismann verheiratet.
Philipp Höner verstarb am 18. Januar 1809 in Iburg.
Im Jahre 1874 wurde im Anwesen die Druckerei Hankers geführt.
In der Arkadenstraße 5 vertrieben Huster-Hankers einst Geschenkartikel und Spielwaren.
Huster-Hankers, Arkadenstraße 5 Im Obergeschoss befand sich das "Café Buschmann", ein elegantes Etagen-Café, in dem täglich ab 20:00 Uhr zum Tanz gespielt wurde. Später befand sich in der 1. Etage die Diskothek "Tanzcafé Arkade", später die Diskothek "Why not" und auf der westlichen Seite des Erdgeschosses die "Bierbar". aus: Unterkunftsverzeichnis Bad Iburg, 1969 |
Sowohl in der Schloßstraße als auch in der Arkadenstraße befindet sich im Obergeschoss eine mit einer inneliegenden Treppe erreichbare Galerie mit Blick auf den Verkaufsraum im Erdgeschoss, wo verschiedene Waren angeboten werden.
Am Charlottensee vertrieben in einem kleinen hölzernen Häuschen, auch "Bootshaus" genannt, Huster-Hankers Andenken und Getränke, verkauften Bootskarten und gabendie Schläger für den Minigolfplatz heraus. Heute befindet sich an dieser Stelle der "Charlottensee Grill Café" (Charlottenburger Ring 25).
Verkaufspavillion Huster-Hankers am Charlottensee |
Huster-Hankers gehört damit zu den wenigen alteingesessenen familiengeführten Unternehmen in Bad Iburg.
2. Familie Dünnewald - Hankers (Iburg Nr. 89, Große Straße 4)
Maria Antonia Dünnewald, geboren am 15. Januar
1857, war die jüngste Tochter des Iburger Schuhmachermeisters Johann
Franz Dünnewald
(geb.: 28.01.1817, gest.: 15.04.1888 an Altersschwäche) und
seiner Ehefrau Elisabeth, geborene Eichholz (geb.: 22.12.1820,
gest.: 27.03.1860 im Wochenbett), vom Klusbrink.
Der Schuhmachermeister Johann Franz Dünnewald bewohnte
das Haus "Iburg Nr. 72" (heute: "Große Straße 4"),
welches das Ehepaar - wie eine Jahreszahl auf dem Dachboden zeigt
- im Jahre 1848 erbauen ließ.
Haus Dünnewald (2. Haus von rechts, mit Laterne am Haus), später Hankers (Große Straße 4) |
Nach dem Tode von Johann Franz Dünnewald erbte das Haus der Sohn Hermann Rudolph Dünnewald (geb.: 21.02.1849, gest.: 09.11.1919), der ebenfalls Schuhmachermeister war und dort ein Schuhgeschäft führte. Er war seit dem 17. Oktober 1876 mit Maria Gertrud Niemeyer (geb.: 28.03.1855, gest.: 28.01.1922) Niemeyer verheiratet.
Haus Dünnewald mit Schuhladen |
Der Verkaufsraum, über eine kleine Treppe von der Großen Straße erreichbar, sowie eine Werkstatt befanden sich zur Großen Straße.
Der Hof des Hauses war zur Straße hin mit
einem großen schmiedeeisernen Tor abgetrennt. Im Hof stand ein
Birnbaum - ein Schwein, eine Ziege und Hühner tummelten sich
dort.
Heute steht an der Stelle des Birnbaums
eine Rotbuche (Fagus sylvatica).
Die Ehe von Hermann Rudolph und Maria
Gertrud Dünnewald blieb kinderlos - deshalb erbte nach dem Tod
von Maria Gertrud im Jahr 1922 Wilhelm Anton
und seine Ehefrau Maria Hankers, geborene Dünnewald,
das Haus.
Noch zu seinen Lebzeiten bestand der Verkaufsraum und es gab ein
kleines Schaufenster, denn er betrieb weiterhin einen Schuhhandel;
wenn die ausgestellten Schuhe vergilbt waren, musssten diese von
seinen Kindern aufgetragen werden.
In einem Raum zur Großen Straße hatte Wilhelm Anton Hankers außerdem einen Raum als Gemeindebüro - er war als Verwaltungsangestellter Magistratsrechnungsführer im Flecken Iburg.
Wilhelm Anton und Maria Anna Antonie Hankers hatten sechs Kinder.
Das Haus wurde später mehrfach umgebaut; während des 2. Weltkrieges wurden Flüchtlinge aus dem Ruhgebiet in dem Haus aufgenommen.
Nach dem Tod von Anton und Maria Hankers 1949 erbte der älteste Sohn Conrad Hankers (geb.: 14.05.1922), verheiratet mit Hildegard ("Hilde") Berg (geb.: 26.09.1924), das Haus; das Ehepaar hatte fünf Kinder.
Die jüngste Tochter war die spätere deutsche Volleyballspielerin Ute Hankers (geb.: 21.02.1965, verheiratete von Schleinitz).
Zeitungsartikel "Rund 400 000 Mark wurden
investiert - dafür soll nun die Bronzemedaille geholt
werden" aus: "Die Welt", Nr. 226, 28. September 1985, S. 29 |
Autogrammkarte Ute Hankers, SG/JDZ Feurbach |
Von 1984 bis 1989 spielte Ute beim SG/JDZ Feuerbach (ab 1987: CJD Feuerbach) und von 1989 bis 1990 beim UVC Wüstenrot Salzburg; sie spielte 216 mal in der A-Nationalmannschaft - 1984 nahm sie mit der bundesdeutschen Volleyball-Nationalmannschaft an den Olympischen Spielen in Los Angeles teil und belegte dort den 6. Platz, 1989 wurde sie mit dem CJD Feuerbach Deutsche Meisterin.
Hildegard Hankers verstarb am 6. März 2012, ihr Ehemann Conrad folgte am 9. April 2012.
Das Haus wurde nach dem Tod von deren Kindern verkauft und zu Mietwohnungen und Büros umgebaut.
3. Haus Winninghoff
Bei dem unterhalb des Schloßberges
befindlichen Gebäuden handelte es sich um das Anwesen
Winninghoff, auch "Trutzenburg" genannt.
"trutzen" ist ein veralteter
frühneuhochdeutscher Begriff für "sich wehren" -
"Trutzenburg" steht somit für ein besonders
widerstandsfähiges Haus.
Erbauer des Hauses war der Wegebaumeister
Bernard Josef Winninghoff.
Ansichtskarte mit dem Haus Winninghoff (rechts) | Luftbild von Kloster und Schloss Iburg, dahinter befindlich das Haus Winninghoff, 1957 |
Bernard Josef Winninghoff, geboren am 21. November 1884, war der jüngste Sohn von insgesamt 11 Kindern der Eheleute Bernard Heinrich (geb.: 02.09.1838, gest.: 19.12.1921) und Caroline Katharine Maria Loise Winninghoff, geb. Eymann (geb.: 02.09.1843, gest.: 13.11.1910). Bernard Heinrich Winninghoff war Wegbau-Aufseher und Provinzial-Wegemeister.
Bernard Josef Winninghoff war ebenfalls
Provinzial-Wegemeister; er war seit dem 1. April 1913 mit der in
Lathen geborenen Maria Anna, geborene Rosche (geb.: 18.01.1890,
gest.: 12.09.1974) verheiratet - das Ehepaar hatte drei Kinder:
- Hubert, später Uhrmacher in Duisburg-Rheinhausen,
- Bernhard, geboren am 17. Juni 1914,
Bernhard Winninghoff machte 1935 sein Abitur am Carolinum
Osnabrück und war anschließend als Kaufmann in Leer tätig. Er
war mit Elisabeth Schürmann (geb.: 21.08.1929, gest.: 20.12.2014)
verheiratet und verstarb am 20. September 1981 in Bad Iburg; das
Ehepaar hatte ebenfalls drei Kinder (Bernhard, Ursula und
Burkhart).
- Marga-Luise, geboren am 09. Mai 1920.
Josef Winninghoff ging als Wegemeister a.D. und
Landesbauinspektor i.R. in den Ruhestand; er war auch der letzte
Bewohner des Hauses.
Anfänglich lautete die Anschrift "Iburg Nr. 167 a" mit
der Fernsprechnummer 181, während des 2. Weltkrieges "Lindenallee
167, später lautete die Anschrift "Rennbahn 7" mit der
Telefonnummer 381.
Das Haus wurde 1965 an die ESSO verkauft, die es abrissen und dort eine ESSO-Tankstelle erbauten - erster Pächter war Klaus Rothkegel.
Bernard Josef Winninghoff verstarb am 9. Februar 1967 im Marienhospital in Osnabrück.
Totenzettel von Josef Winninghoff, Hankers-Druck -
Iburg Quelle: Heimatverein Glane e.V. |
4. Absender Karl Andrée
Karl Erich Andrée wurde am 10.03.1880 als viertes von sieben Kindern der Apothekerfamilie Georg Theodor Erich Adolf Andrée und seiner Ehefrau Anna Henriette (Henny) Margarethe Bömers, geb. Duntze, adopt. Bömers, in Münder am Deister geboren.
Auch wohl aufgrund der Vorbildung seines Vaters, der in Berlin Mineralogie und chemische Geologie studiert hatte, belegte Karl Andrée zwei Semester Chemie an der Technischen Hochschule Hannover. Am 27. April 1899 wechselte er an die Philosophische Fakultät der Georg-August-Universität in Göttingen - dort widmete er sich vorwiegend dem Studium der Mineralogie, später mehr der Geologie, Paläontologie und Zoologie.
Der ordentliche Professor der Geologie,
Geheimer Bergrat Dr. phil. Dr.-Ing. Adolf von Koenen (geb. 21.03.1837,
gest. 03.05.1915), war es dann, der Karl Andrée anregte, seine
Dissertation über die Geologie Iburgs zu schreiben. Adolf von
Koenen war die geologische Situation Iburgs bekannt gewesen, da
er sich intensiv mit der Gliederung der Unter-Kreide
beschäftigte und dazu in den Steinbrüchen am Dörenberg
intensiv gesammelt hatte. In Andrée's Inaugural-Dissertation
"Der Teutoburger Wald bei Iburg" ist dazu zu lesen:
"Es erschien aber von Interesse, die weitere Fortsetzung des
Teutoburger Waldes nach Westen zu untersuchen, sowohl auf ihre
Lagerung hin, als auf ihre Fauna, zumal da aus dieser Gegend
schon vereinzelte Amonitiden bekannt geworden waren. Ich
unternahm es daher, die Gegend von Iburg, von Hankenberge im
Osten bis etwa nach Lienen (...) zum Gegenstand einer genaueren
Untersuchung zu machen; nicht zum mindesten deshalb, weil der
Sandstein hier in verschiedenen, einander mehr oder minder
parallel laufenden Zügen auftritt, ..." Für seine
geologischen Studien in Iburg durchstreifte Andrée die Umgebung
nach Aufschlüssen. In diesen sammelte er selber, ließ sammeln
oder bediente sich vorhandener Sammlungen. So sammelte Andrée
aus den Steinbrüchen Dörenberg, Hohnsberg, Hochholz und
Musenberg 118 verschiedene Arten, aus dem Tepe'schen Steinbruch
auf dem Hagenberg führte er 22 Arten auf. Im Sander'schen
Steinbruch am Ostende des Langenberges sammelte er acht
verschiedene Fossilien.
In der Sammlung des Geologisch-Paläontologischen Instituts der
Georg-August-Universität Göttingen befinden sich nach Auskunft
von Dr. Hans Jahnke (1990, ehem. Universität Göttingen) noch ca.
drei Schubläden (Gö Orig. Nr. 44) mit Material vom Steinbruch
Dörenberg, das er für seine Dissertation bearbeitet hatte. Auch
ein Großteil weiterer in der Dissertation beschriebener
Fossilien befindet sich in den paläontologischen Sammlungen in
Göttingen (siehe: http://www.geo-iburg.de/fossillisten.html).
Karl Andrée (1880 - 1959), 1904 |
Karl Andrée wohnte während seiner
wissenschaftlichen Arbeiten in Iburg im Haus der Witwe des
Rechtsanwaltes Bohtz (später: Schnüpke; Osnabrücker Straße 8).
Zur früheren Verwandtschaft der Familie
Bohtz gehörte auch der Göttinger Astronom Karl Ludwig Harding (geb.:
29.09.1765, gest.: 31.08.1834).
Haus Schnüpke (mittig), um 1970 | Gartenansicht des späteren Hauses Schnüpke, ca.
1904 (links oben auf dem Balkon: Karl Andrée, Mitte: Apotheker Julius Schlotheuber, links unten: Frau Bohtz, Witwe des im Juni 1900 verstorbenen Rechtsanwaltes Wilhelm Bohtz) |
Am 27. Juli 1904 fand in der Aula der
Universität Göttingen die mündliche Doktorprüfung statt - die
Promotionsurkunde ist datiert auf den 22.09.1904.
Die Doktorarbeit "Der Teutoburger Wald bei Iburg" findet bei Wissenschaftlern höchste Anerkennung
(hier: Buchbesprechung 1904)!
Unmittelbar nach der mündlichen Prüfung verlobte sich Karl mit Helene (Lenchen) Rathkamp (geb.: 18.04.1884) in Göttingen.
Nach einem freiwilligen Jahr beim Infanterie-Regiment Nr. 82, 11. Kompanie, in Göttingen war er vom 01.01.1906 bis zum 30.09.1908 planmäßiger Assistent bei dem deutschen Erzstättenforscher Prof. Dr. Alfred Bergeat (geb.: 17.07.1866, gest.: 30.07.1924) am Mineralogisch-Geologischen Institut der Bergakademie Clausthal und hielt dort ab dem Wintersemester 1906/07 Vorlesungen.
Am 26.05.1906 heiratete er Helene Rathkamp, die ihm zwischen 1907 und 1911 zwei Söhne und zwei Töchter schenkte.
Es folgten Assistentenjahre unter Prof. Dr. Wilhelm Paulcke (geb.: 08.04.1873, gest.: 05.10.1949) an der Technischen Hochschule Karlsruhe "Fridericiana" (01.10.1908 - 31.03.1910), vom 01.04.1910 - 31.03.1915 war er Privatdozent an der Universität Marburg (Lahn) bei Prof. Dr. Emanuel Kayser (geb.: 26.03.1845, gest.: 29.11.1927). Am 25.04.1910 folgte seine Habilitation für Geologie und Paläontologie an der Universität Marburg.
Zu Beginn des 1. Weltkrieges war Karl Andrée als Soldat in der Etappe (im Gebiet hinter der Front) eingesetzt.
Im April 1915 wurde Andrée als etatmäßiger
außerordentlicher Professor für Geologie und Paläontologie an
die Albertus-Universität in Königsberg Pr. (heute: Kaliningrad,
Rußland) berufen. An der Albertus-Univerität war Andrée
anschließend persönlicher ordentlicher Professor (ab 22.11.1920)
und ab 09.11.1921 ordentlicher Professor.
Er wurde Direktor des Geologisch-Paläontologischen Instituts und
der Bernsteinsammlung der Albertina, der vollständigsten und
größten der Welt.
In Personalunion übernahm Andrée auch die Direktion der geophysikalischen Warte mit der Hauptsation für Erdbebenforschung im Forst Fritzen nordöstlich von Groß Raum (heute: Rjabinowka, 12 km nördlich von Königsberg) im Samland. Im Sommersemester 1927 und im Wintersemester 1927/28 wurde er zum Dekan der Philosophischen Fakultät und im Sommersemester 1930 zum Rektor der Universität bestellt (Rücktritt: 24.11.1930).
Nachdem am 02.07.1929 seine Frau Helene mit 45 Jahren nach 23jähriger Ehe starb, heiratete Karl Andrée am 04.03.1931 Käthe Sobolewski (geb.: 13.08.1899), die ihm die Tochter Dore (geb.: 21.11.1933 in Königsberg) schenkte.
Im Januar 1945 floh Karl Andrée mit seiner Familie aus Ostpreußen - 1946 wurde er als Lehrbeauftragter von der Georg-August-Universität Göttingen, der Paten-Universität für die Königsberger Albertus-Universität, übernommen; von 1951 bis 1958 lehrte Andrée dann noch als ordentlicher Professor.
Nach kurzer, schwerer Krankheit verstarb Prof. Dr. Karl Andrée am 18. August 1959 im Alter von 79 Jahren; seine letzte Ruhestätte fand er auf dem Göttinger Stadtfriedhof an der Kasseler Landstraße östlich des Teiches.
Andrée hinterließ über 125 wissenschaftliche Arbeiten, darunter 12 Bücher. Er war Herausgeber der "Geologischen Charakterbilder" (seit 1910, anfangs zusammen mit Prof. Dr. Hans Stille), der "Bernsteinforschungen" (1929 - 1939) und Mitherausgeber der "Regionalen Geologie der Erde" (ab 1938). Sein besonderes Interesse galt der Sedimentpetrographie, der Meeresgeologie, der Gebirgsbildung, der Geologie Ostpreußens und dem Fragenkomplex um den Bernstein.
Weiteres zu Karl Andrée finden Sie auf meiner Homepage unter http://geo-iburg.de/Andree.html.
5. Empfänger Dr. Erich Harbort
Die Postkarte war adressiert "An Herrn Dr.
E. Harbort, Assistent am mineralogischen Institut der
Bergakademie in Clausthal im Harz".
Abgestempelt war die Postkarte am 23. August 1903 in Iburg und
einen Tag später in Clausthal.
Bei dem Adressaten handelte es sich um Dr. Erich Harbort (geb.:
01.08.1879), der im August 1903 an der Bergakademie in Clausthal
beschäftigt war.
Postkarte vom 23. August 1903 |
In Göttingen studierte Erich Harbort sieben Semester Naturwissenschaften: hauptsächlich Geologie bei Prof. Dr. Adolf von Koenen, Mineralogie bei Prof. Dr. Theodor Liebisch und Chemie bei Prof. Dr. Otto Wallach.
Während seines Studium freundete sich Harbort mit dem späteren Geologen Erich Meyer (s.u.) an.
Harbort hatte ein großes Verständnis für die
Paläontologie und ein großes Geschick beim Auffinden von
Fossilien - dies brachte ihm eine große Anerkennung des
Geowissenschaftlers Prof. Dr. Adolf von Koenen (geb.: 21.03.1837,
gest.: 03.05.1915) ein.
Von Koenen war um die Jahrhundertwende mit stratigraphischen und
paläontologischen Untersuchungen der norddeutschen Unteren
Kreide beschäftigt. Auch in Iburg war Adolf von Koenen auf
Fossiliensuche, wie einem Brief des Iburger Apothekers Julius
Schlotheuber's an Karl Andrée, geschrieben zwischen Januar 1904
und dem 8. Februar 1904, zu entnehmen ist: " (...) v. Koenen
wird hier ohne große Erdarbeiten keine wesentlichen
Neuentdeckungen machen."
In einer Gedenkrede auf Adolf von Koenen am 1. Dezember 1915
äußerte der Geologe und Paläontologe Prof. Dr. Josef Felix
Pompeckj: "Während der beiden letzten Jahrzehnte seines
Lebens war's in bevorzugtem Maße die ältere Kreide
Norddeutschlands, welche in ihrer marinen Ausbildung durch den
auffälligen Reichtum an Ammoniten ihn besonders anzog."
Erich Harbort erhielt als Doktorarbeit die Aufgabe die Schaumburg-Lippe'sche Kreidemulde stratigraphisch zu untersuchen. Er hatte bereits eine große Anzahl an Ammoniten für die paläontologische Sammlung der Universität Göttingen aus der Gegend von Bückeburg - Stadthagen gesammelt.
Auch durch diese Untersuchungen konnte die langjährige Streitfrage, ob die norddeutschen Wealdenbildungen zur Kreide- oder zur Juraformation zu ziehen seien, entschieden werden, dass der Wealden als brackisches Äquivalent der untersten marinen Kreide zu gelten hatte.
Bereits vor seiner mündlichen Doktorprüfung
am 28. Oktober 1902 übernahm Harbort ab dem 1. Juli 1902 die
Stelle eines Assistenten der mineralogischen und geologischen
Abteilung der Bergakademie zu Clausthal bei Prof. Alfred
Edmund Bergeat.
"Die Clausthaler Assistentenzeit mit ihrer ständigen
Verknüpfung mineralogischer und geologischer Aufgaben führte
Harbort näher in das Wissensgebiet ein, das später sein
Hauptarbeitsfeld geworden ist, nämlich die Lagerstättenkunde."
So im Nachruf des Geologen Prof. Dr. Adolf Mestwerdt im "Jahrbuch
der Preußischen Geologischen Landesanstalt zu Berlin für das
Jahr 1930", Band 51.
Im Frühjahr 1903 war es der große Wunsch von Erich Harbort an der Geologischen Landesanstalt in Berlin tätig zu sein - mangels einer freien Stelle konnte dieser Wunsch nur über dem Umweg über die damals mit ihr verbundenen Bergakademie in Clausthal erfüllt werden; dort habilitierte Harbort als Privatdozent für Geologie und Paläontologie. In seiner Habilitationsschrift behandelte er die "Fauna der Schaumburg-Lippischen Kreidemulde" und lieferte damit die paläontologische Fortsetzung seiner Doktorarbeit - veröffentlicht wurde die Arbeit im Jahre 1905.
In der Geologischen Landesanstalt übernahm Harbort dann zum 1. Oktober 1903 die Assistentenstelle bei dem Mineralogen Prof. Dr. Robert Scheibe. Zum 1. April 1906 erfolgte seine Aufnahme als außerplanmäßiger Geologe.
Prof. Dr. Erich Harbort (1879 - 1929) |
Eine umfassende Zusammenstellung seiner Tätigkeiten und Veröffentlichungen liefert der "Nachruf auf Erich Harbort" von seinem Freund Prof. Dr. Adolf Mestwerdt im "Jahrbuch der Preußischen Geologischen Landesanstalt zu Berlin für das Jahr 1930", Band 51, Teil 2, Berlin 1930, S. LXIV ff.
Prof. Dr. Erich Harbort verstarb am 14. Dezember 1929 an den Folgen der Ornithose (Papageienkrankheit), einer schweren Lungenentzündung, deren Keime sich von vier für seine Töchter von einer Forschungsreise aus Brasilien mitgebrachte südamerikanischer Papageien übertragen hatte; die Papageien hatte Harbort während der Rückreise auf dem Luxusdampfer "Cap Arcona" gekauft. Mehrere Zeitungen berichteten über "Die "Papageienkrankheit" in Berlin" ...
6. Namensnennung Erich Meyer
Auf der Ansichtskarte findet sich noch querstehend die Fragestellung von Andrée: "Ist Meyers Arbeit eigentlich noch nicht heraus? Wo erscheint dieselbe?"
Bei der genannten "Arbeit" handelte
es sich um die Dissertation "Der Teutoburger Wald (Osning)
zwischen Bielefeld und Werther" von Erich Meyer, die als
Sonderdruck 1903 in der Buchdruckerei A. W. Schade in Berlin
erschien. Er schrieb darin:
"Der von mir untersuchte Gebirgsteil erstreckt sich vom
Bielefelder Quertal bis zu demjenigen zwischen Werther und Halle
in Westfalen und nimmt gegen 33 qkm ein."
In seinem Nachruf schrieb Dr. Erich Harbort über die Dissertation, "daß er [Erich Meyer] in verhältnismäßig kurzer Zeit ein stratigraphisch und tektonisch recht verwickeltes Gebiet aufzuklären und kartographisch darzustellen verstand."
Veröffentlicht wurde die Dissertation im "Jahrbuch der Königlich Preussischen Geologischen Landesanstalt und Bergakademie zu Berlin für das Jahr 1903" im Band XXIV, Berlin 1907.
Erich Meyer wurde am 25. Juli 1874 in Königsberg geboren.
Nach seinem bestandenen Landmesser- und
Kulturingenieurexamen in Berlin im Jahre 1898 studierte er in
Jena Naturwissenschaften, insbesondere Zoologie, Botanik,
vergleichende Anatomie und Entwicklungsgeschichte, und ging
anschließend nach Göttingen, um bei Prof. Dr. Adolf von Koenen
im Fach Geologie zu promovieren.
Im Nachruf "Erich Meyer" schrieb Erich Harbort: "v.
Koenen schätzte an Meyer vor allem seine außerordentlich
gewissenhafte und exakte Arbeitsmethode."
Im Frühjahr 1903 promovierte Meyer mit seiner Arbeit "Der Teutoburger Wald (Osning) zwischen Bielefeld und Werther".
Dr. Erich Meyer (1874 - 1915) |
Nach kurzer Assistentenzeit bei von Koenen wurde Erich Meyer als Geologe an der Preußischen Geologischen Landesanstalt in Berlin übernommen.
1911 nahm Erich Meyer im großen Hohnsberg-Steinbruch nach hinterlassenen Aufzeichnungen ein 23,3 m mächtiges Profil vom Hangenden zum Liegenden auf (von oben nach unten):
0,5 m | dünnplattige mürbe Sandsteine mit sandigen tonigen Zwischenlagen, |
0,5 m | tonigsandige Schichten mit dünnen Sandsteinplatten, grau-gelb, |
0,3 m | desgleichen dunkelrot durch Eisen, |
0,4 m | eisenschüssige Sandsteinlagen, |
0,3 m | mürbe tonig-sandige Schichten mit Sandsteinplatten,
eisenhaltig, mit größeren Pecten und anderen Fossilien; dann eine Wechselfolge gelbbrauner, eisenhaltiger und grauer, bald mehr toniger, bald mehr sandiger Schichten mit mürben dünnen Sandsteinplatten, und zwar: |
1,0 m | grau |
1,8 m | gelbbraun mit drei dünnen grauen Schichten; davon die letzten 80 cm mit zwei Sandsteinlagen von je 30 cm, |
2,2 m | sandig-tonige graue Schichten mit einer dünnen bräunlichen Zwischenschicht, |
0,8 m | rostrote tonig-sandige Schichten, |
1,4 m | graue, mehr sandig-harte Schichten, |
0,5 m | hart, bräunlich, tonig-sandig, |
2,0 m | graubraun, toniger, weich, |
0,6 m | grau, noch tonreicher, |
3,2 m | graue und rostrote sandig-tonige Schichten im Wechsel. Die grauen sind sandiger und etwas härter, |
0,4 m | mürbe graue dünnplattige Sandsteine mit tonigen Zwischenlagen, |
1,5 m | graue und bräunliche, mehr tonige Schichten, weich oder mürbe, |
0,5 m | mürbe Sandsteine, in handbreite Platten zerfallend, |
0,4 m | desgleichen in dünne Platten zerfallend, |
5,0 m | gelbgraue sandig-tonige Schichten, weiterhin unter Abhangsschutt verschwindend. |
Dr. Erich Meyer, Bezirksgeologe der Geologischen Landesanstalt in Berlin, Kriegsfreiwilliger bei der 6. Kompanie des Infanterie-Regimentes "von Boyen" (5. Ostpreußisches) Nr. 41, wurde als Gefreiter in den Karpathenkämpfen bei Pohar am 13. März 1915 durch einen Kopfschuss schwer verwundet und starb unmittelbar darauf am 14. März im Feldlazarett von Tucholka im Alter von 40 Jahren.
Der bereits erwähnte Nachruf "Erich Meyer" erschien im "Jahrbuch der Preußischen Geologischen Landesanstalt zu Berlin für das Jahr 1918", Band XXXIX, Teil II., Berlin 1921, S. LVII ff.
7. Geologische Erforschung des Teutoburger Waldes unter Adolf von Koenen
Zahlreiche Dissertationen zur Geologie des Teutoburger Waldes wurden vom Geheimen Bergrath Prof. Dr. Adolf von Koenen angeregt und unterstützt:
Name: | Jahr: | Titel: | Tag der mündlichen Prüfung: |
Stille, Hans | 1898 | Der Gebirgsbau des Teutoburger Waldes zwischen Altenbeken und Detmold | 28.04.1899 |
Harbort, Erich | 1902 | Die Schaumburg-Lippe'sche Kreidemulde | |
Meyer, Erich | 1903 | Der Teutoburger Wald (Osning) zwischen Bielefeld und Werther | 10.02.1903 |
Mestwerdt, Adolf | 1904 | Der Teutoburger Wald zwischen Borgholzhausen und Hilter | 27.07.1904 |
Andrée, Karl | 1904 | Der Teutoburger Wald bei Iburg | 27.07.1904 |
Haack, Wilhelm | 1907 | Der Teutoburger Wald südlich von Osnabrück | 17.07.1907 |
Adolf von Koenen interessierte die Gliederung der vielfältig zusammengesetzten und paläogeographisch sehr wechselhaften Unterkreide - so musste er sich auch mit der seinerzeit noch umstrittenen stratigraphischen Stellung des Wealdens auseinandersetzen und mit den reichen Ammoniten-Faunen der Unterkreide befassen, die ausgezeichnete Leitfossilien darstellen. Aus seiner gründlichen Sammel- und Bestimmungsarbeit folgte 1902 die Veröffentlichung "Die Ammonitiden des Norddeutschen Neocom (Valanginien, Hauterivien, Barrêmien und Aptien)" mit 55 Tafeln und 2 Abbildungen im Text, nachdem er bereits in der Sitzung der "Königlichen Gesellschaft der Wissenschaften zu Göttingen" am 20. Juli 1901 seine Arbeit "Ueber die Gliederung der norddeutschen Unteren Kreide" vorgelegt hatte.
Prof. Dr. Adolf von Koenen (1837 - 1915), 1906 |
Bereits 1898 begleitete Adolf von Koenen die Dissertation "Geologische und paläontologische Untersuchung der Grenzschichten zwischen Jura und Kreide auf der Südwestseite des Selter" (Höhenzug im Leinebergland nördlich von Einbeck) von Willi Koert.
Adolf von Koenen, geboren am 21. März 1837 in
Potsdam, verstarb kurz vor Vollendung des 78. Lebensjahres am 5.
Mai 1915 in Göttingen.
In der Sitzung der Deutschen Geologischen Gesellschaft e.V. am 1.
Dezember 1915 hielt der Geologe und Paläontologe Josef Felix
Pompeckj eine "Gedenkrede auf Adolf von Koenen".
Noch keine Bearbeitung erfolgte über die Geologie des Teutoburger Waldes zwischen Werther und Borgholzhausen: mit der Dissertation "Der Teutoburger Wald zwischen Werther und Borgholzhausen" promovierte schließlich Wilhelm Hollstein (geb.: 30,04.1898, gest.: 12.06.1973) an der Universität Münster (mündliche Prüfung: 22. Juli 1922, offizielles Promotionsdatum: 26. Juni 1926).
8. Kartierung nordwestlicher Teutoburger Wald
Der nordwestliche Teutoburger Wald zwischen Hörstel und Bielefeld ist durchgängig in der Vergangenheit geologisch kartiert worden:
Einheit: | Blatt: | Bearbeiter: | Aufnahme abgeschlossen: | ZIP-Datei: | Geologische Karte: | Geologische Erläuterungen: |
Osnabrücker Osning | Bevergern-Hörstel (3711) |
Arend Thiermann | 1967 | hier | + | + |
Osnabrücker Osning | Tecklenburg (3712) |
Arend Thiermann | 1967 | + |
+ |
|
Osnabrücker Osning | Hasbergen (2010 / 3713) |
Wilhelm Haack Robert Potonié |
1926 | + |
+ |
|
Osnabrücker Osning | Lengerich (2078 / 3813) |
Wilhelm Haack | 1930 | hier | + | + |
Osnabrücker Osning | Iburg (2079 / 3814) |
Wilhelm Haack (unter Benutzung früherer Teil-Aufnahmen von Erich Meyer) |
1921 | hier | + | + |
Bielefelder Osningkamm | Borgholzhausen (2080 / 3815) |
Adolf Mestwerdt | 1924 | hier | + | + |
Bielefelder Osningkamm | Halle/Westf. (2148 / 3916) |
Adolf Mestwerdt | 1922 | hier | + | + |
Bielefelder Osningkamm | Bielefeld (3917) |
Adolf Mestwerdt Otto Burre |
1920 1980 (ergänzt) |
hier | + | + |
Bielefelder Osningkamm | Brackwede (4017) |
Adolf Mestwerdt | 1919 | + |
+ |
Für die Bereitstellung von Unterlagen zum Haus Dünnewald und den dort wohnenden Familien Hankers danke ich Beate Bertrams, Bad Iburg, ganz herzlich - für die Bereitstellung von Unterlagen zu den Familien Hankers und Huster danke ich Hermann Huster und den Familienangehörigen, Bad Iburg, ganz herzlich!
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