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Toneisenstein

Befinden sich im Steinkohlengebirge Lagen von rotem Eisenkarbonat (FeCO3), so spricht der Bergmann von "Toneisenstein".

Am 11.04.1826 erteilte das Hannoversche Finanzministerium dem Osnabrücker Kaufmann Gustav Ludwig von Gülich (geb.: 01.06.1791 in Osnabrück, gest.: 04.08.1847 in Linden [Hannover]) die Erlaubnis, u.a. im Amt Iburg auf Eisenstein zu schürfen; von Gülich wollte in der Provinz Osnabrück ein Eisenwerk errichten: "Mit großer Liebe faßte ich den Plan auf, eine solche Anlage in der Nähe meiner Vaterstadt zu gründen, und durch dieselbe mir eine zusagende Beschäftigung, manchem Menschen aber Erwerb zu verschaffen." Doch er nahm alsbald von seinem Vorhaben Abstand und verlegte sein Wirkungsfeld ins Wesergebiet.

Julius Christoph Meyer (geb.: 07.10.1817, gest.: 13.03.1863), seit 1836 Hüttenbesitzer der Beckeroder Eisenhütte bei Hagen a.T.W., bekam 1847 die Erlaubnis im Amte Iburg Schürfversuche nach Eisenstein anzustellen. Die Konzession auf Toneisenstein bekam dieser am 13. Januar 1855 verliehen, da er beabsichtigte den Hüttenbetrieb auslaufen zu lassen und nur noch Erze zu fördern und zu verkaufen.

Bereits ein Jahr später, nachdem er am 14. März 1856 die Beckeroder Hütte für 350.000 Reichsthaler samt Schürfrechten an das Königreich Hannover verkauft hatte, wurde die Konzession am 18. Oktober 1856 auf den Georgs-Marien-Bergwerks- und Hüttenverein übertragen und das Feld in "Georg Marie" benannt. Die Benennung erfolgte nach dem seinerzeit amtierenden König Georg V. von Hannover (König von 1851 bis 1866) und seiner Gemahlin Marie. Die Feldesgrenzen verliefen vom Heidhorn Berg (Hagen a.T.W.) entlang der preußisch-hannoverschen Grenze zum Langenberg, dort an der Südgrenze der Bauerschaft Mäscher und Iburgs herüber zur Borgloher Straße, um weiter an der Nordgrenze Glane-Visbecks nach Wellendorf (Hilter a.T.W.) zu führen.

Am 06. Juni 1856 wurde die Beckeroder Hütte vor dem Amtsgericht Iburg an den Georgs-Marien-Bergwerks- und Hüttenverein, vertreten durch den Advokaten Dr. jur. Hermann Müller aus Hannover, übergeben, welcher sich zuvor am 04. Juni konstitioniert hatte. Die Konstitionierung fand unter Genehmigung des Königlich Hannoverschen Ministeriums des Innern statt. Die neu gegründete Aktiengesellschaft bezweckte statutengemäß die Ausbeutung der Eisenstein- und Kohlenlager in der Provinz Osnabrück sowie die Weiterverarbeitung.

Tatsächlich wurde in einem 1885 abgeteuften Versuchsschacht des Vereins am Dörenberg in einer Mächtigkeit von 6,5 m ein kieselsäurereiches sandig rotes Trümmereisenerz aus dem Kimmeridge (Malm, Oberer Jura) mit 18,9 % Eisengehalt angefahren. Aufgrund des geringen Eisengehaltes und des damit nicht abbauwürdigen Erzvorkommens wurde von einer Gewinnung abgesehen: die untere Metallgehaltsgrenze für "Erz" war vom Verein auf 20 % Eisen gesetzt worden - zudem war der Versuchsschacht auf Wealden-Steinkohle geteuft worden.

   
Lage des Versuchsschachtes am Dörenberg nördlich von Bäumker
(Meßtischblatt Iburg, 1897)
  Lageplan des Toneisenstein-Vorkommens
an der ehem. Iburg - Osnabrücker
Chaussee
  Schematisierter Schnitt durch den Versuchsschacht des Georgs-Marien-Bergwerks- und Hüttenvereins

1865 sollen durch den Georgs-Marien-Bergwerks- und Hüttenverein am Urberg Schürfversuche auf Toneisenstein niedergebracht worden sein.

 

Exkurs:

Das "Rote Loch"
Von Horst Grebing

An der Bundesstrasse 51 (Osnabrücker Straße), 375 m nordnordöstlich vom Gasthaus "Zum Dörenberg" (Inh.: H. Bäumker), befand sich früher eine sehr tiefe Schlucht - diese wurde bzw. wird als "Rotes Loch" bezeichnet. Auf die Namensgebung weist ein in unmittelbarer Nähe stehendes Schild hin, auf dem zu lesen ist, daß der Name darauf zurückzuführen ist, daß man wegen des Ausflusses von rotem Wasser hier Erz vermutete.

Das Dörenberg-Massiv besteht aus Sandsteinen der Unterkreide. Dieser Osning-Sandstein wurde früher in großen Steinbrüchen für den Bau vieler heimischer Bauwerke abgebaut ("Benno-Bruch", "Koken-Sandsteinbruch"). Südlich und auch östlich der Dörenberg-Gruppe streichen die Schichtenfolge des Doggers und des Malms aus. In der Geologischen Karte von Preußen und benachbarten deutschen Ländern, Blatt Iburg, aus dem Jahre 1930 sind - von West nach Ost - im Bereich des "Roten Loches" die Gigas-Schichten des Portland und Kimmeridge (Malm) sowie Oberer Dogger eingezeichnet. Dabei handelt es sich um weiche Gesteine des Oberen bzw. Mittleren Juras.

In einem Versuchsschacht in Nähe des "Roten Loches", der vom Georgs-Marien-Bergwerks- und Hüttenverein zur Erforschung der Wealden-Steinkohle 1885 abgeteuft wurde, wurden nach Werksangaben folgende Schichten durchteuft:

2,5 m Malm [wahrscheinlich Lößlehm]
1,5 m graublaue, zersetzte Schiefertone
2,0 m graugelber Dolomit
2,5 m dunkelblauer sandig toniger Schiefer
0,3 m blauer fester Kalkstein
1,8 m grauer Kalkstein
1,4 m blaugraue, z. T. kalkige Schiefer
0,7 m kalkiger Schiefer mit nicht zu bestimmenden Versteinerungen
2,3 m blaue, stark zerklüftete Kalksteine
1,3 m Kalkstein mit Spateisenstein und geringe Ausscheidungen von schlackigem Erdpech.

Das Profil deutet darauf hin, dass es sich um die Gigas-Schichten des Portland handelt.

Die Explorationsstrecke durchfuhr Wealden und die roten Schichten des Kimmeridge. In einer Mächtigkeit von 6,5 m wurde dabei auch ein rotes Trümmereisenerz mit 18,9 % Eisengehalt angefahren. Diese Eisensteinlage, der Bergmann spricht auch von Toneisenstein, wurde aufgrund des geringen Eisengehaltes (die untere Metallgehaltsgrenze für "Erz" war vom Verein auf 20 % festgesetzt worden) nicht abgebaut; zudem war der Versuchsschacht auf Steinkohle geteuft worden. Im Wealden wurden schwache und unregelmäßig gelagerte Flöze mit 60 - 70° nördlichem Einfallen angetroffen. Im Gesteinsschutt der Halde sammelte Karl ANDRÉE die Muscheln Corbula sp., Cyclas ? sp. und Cyrena dorsata DUNKER, die Schnecke Paludina sp.und den Muschelkrebs Cypridea valdensis SOWERBY.

Später versuchten Private die Wealden-Steinkohle durch einen vom "Roten Loch" aus gegen den Schacht des Georgs-Marien-Bergwerks- und Hüttenvereins getriebenen Stollen zu erreichen, gaben jedoch den Versuch wieder auf.

Die Vermutung auf Erz im Untergrund bestätigt sich damit mit den o.g. Vorkommen: Kalkstein mit Spateisenstein im Versuchsschacht, rotes Trümmereisenerz in einer Mächtigkeit von 6,5 m im Verlauf der Explorationsstecke.

Beim Neubau der Straße von Iburg nach Osnabrück über den Herrenrest nördlich des "Roten Loches" mußten vom Scheitelpunkt ca. 25 m an Höhe abgetragen werden. Dieser Abraum (Wealden-Sandstein) wurde mit einer Lorenbahn zum "Roten Loch" transportiert und dort für eine Dammschüttung abgekippt. Dieser Damm überbrückte das "Rote Loch" zwischen dem Gasthaus "Zum Dörenberg" und der Abzweigung der Borgloher Straße (K 333). Die Arbeiten, an der 120 bis zeitweise 160 Männer beteiligt waren, begannen am 01. Juni 1931. Mit einem Festakt am 18. Juli 1932 wurde die neue Straße dem Verkehr offiziell freigegeben. Die alte kurvenreiche und steile Heerstraße (auch Römerstraße bzw. Napoleonstraße genannt) dient heute nur noch als Forstweg.

In unmittelbarer Nähe befand sich ein Schurfschacht des Georgs-Marien-Bergwerks- und Hüttenvereins, in dem von 1857 bis 1884 geringfügig Wealden-Steinkohle abgebaut wurde. An der Borgloher Straße befand sich die 1909 gegründete Ziegelei Adolf Kamp; 1958 wurde der Ziegeleibetrieb eingestellt. In der Ziegeleigrube waren oberster Serpulit (Malm) und dunkle Schiefertone des Unteren Wealden aufgeschlossen.

Transport- u. Abbautechnik auf der Herrenrest   Lorenbahn über dem "Roten Loch"
Arbeiten für den Neubau der Chaussee Iburg - Osnabrück auf dem Dörenberg, 1931/1932

 


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