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Georgs-Marien-Bergwerks- und Hüttenverein

Anfang 1856 bildete sich in Hannover ein Gründungskommitee zum Ankauf der Beckeroder Hütte von dem Besitzer Julius Meyer und zur Errichtung eines großen Eisenhüttenwerks im Fürstentum Osnabrück. Am 04. Juni 1856 erfolgt die Gründung der Aktiengesellschaft "Georgs-Marien-Bergwerks- und Hüttenverein", für die das hannoversche Herrscherpaar, König Georg V. (geb.: 27.05.1819 in Berlin, gest.: 12.06.1878 in Paris) und Königin Marie von Sachsen-Altenburg (geb.: 14.04.1818 in Hidburghausen, gest.: 09.01.1907 in Gmunden), die Namenspatenschaft übernahmen.

Die Beckeroder Hütte wurde 1836 als kleines Hüttenwerk von Johan Carl Forster gegründet, wegen fehlenden Kapitals noch während des Aufbaus 1838 an den Bohmter Postmeister Johan Friedrich Christopher Meyer verkauft; die Leitung übernahm sein Kompagnon Daniel Wilhelm Meyer. Das Werk bestand aus einem Holzkohle-Hochofen, einer Eisengießerei, einem Stabeisenwalzwerk, einem Dampfhammer und einer ordentlich ausgestatteten mechanischen Werkstatt. Nach dem Tod des Postmeisters am 08.01.1846 erwarb sein Sohn Ernst Christoph Julius Eduard (geb.: 07.10.1817 in Bohmte) aus der Liquidation am 6. Februar 1846 das Hüttenwerk. Nachdem an der Ruhr 1849 der erste Steinkohlen-Kokshochofen angeblasen worden war, begann der Niedergang des kleinen Holzkohle-Hochofens. Ab 1854 wollte Julius Meyer schließlich das Werk aufgeben und verkaufen. Verschiedene Hütten aus dem Ruhrgebiet zeigten Interesse, in erster Linie wegen der wertvollen Eisenerzschürfrechte am Hüggel und am Heidhorn-Berg, doch die Regierung in Hannover legte ihr Veto ein - das Erz sollte im Königreich Hannover verhüttet werden.
Umfangreiches Hintergrundwissen über das Hüttenwerk liefert die über 300 Seiten mächtige Veröffentlichung "Die Beckeroder Eisenhütte" von dem Heimatforscher Rainer Rottmann aus Hagen a.T.W. (ISBN-10: 3-939318-01-9)!

Am 05. Juni 1856 wurde die Beckeroder Hütte nebst Schürfrechten für 350.000 Taler an die neue Aktiengesellschaft "Georgs-Marien-Bergwerks- und Hüttenverein" verkauft. Davon betrafen allein 288.698 Taler die Bergwerksberechtsamen.

Dr. jur. Hermann Müller führte im Namen des Verwaltungsrats als Vorsitzender und Geschäftsführer des Aufsichtsrates die Geschäfte.
Dr. Müller war seit dem 04. Juni 1856 Mitglied des Aufsichtsrates, vom 30.11.1868 bis zum 06.12.1875 stellvertretender Vorsitzender und seit 07. Dezember 1875 Vorsitzender des Aufsichtsrates.
Der König hielt die meisten Anteile, weshalb er sich auch später genötigt fühlte, die neue Gesellschaft bei wirtschaftlichen Schwierigkeiten zu unterstützen.

Die eigentliche Existenzgrundlage der "Georgsmarienhütte" in ihrer Gründungsära und noch lange darüber hinaus beruhte auf der lokalen Sicherung der Rohstoffbasis. Deshalb wurde der Hüttenstandort zwischen den Steinkohlevorkommen im Dütetal und den Eisenerzlagerstätten am Hüggel gewählt.

Es galt nun, für das neue Hüttenwerk einen Platz ausfindig zu machen, der möglichst nahe bei Osnabrück und in der Mitte zwischen den Erzgruben und den anzulegenden Kohlebergwerken lag. Ein solcher wurde in dem Schultenhof to Bühne, Gemeinde Malbergen, gefunden. Er gehörte der Königlichen Klosterkammer zu Hannover. Von diesem Hofe, dessen kleinerer Teil an den bisherigen Hauptpächter Schulte abgetreten wurde, erwarb der Verein durch Kaufvertrag vom 28. Oktober 1856 etwa 350 Morgen für 40.346 Taler.

Am 14. Juli 1858 war es soweit: nach fünfzehnmonatiger Bauzeit wurde der erste Hochofen angeblasen, am 30. Oktober 1858 ging Hochofen Nr. 2 in Betrieb. Mitte der 60er Jahre wurden zwei weitere Hochöfen in Betrieb genommen und 1868/69 der fünfte und sechste; regelmäßig wurden die Hochöfen, die anfänglich eine durchschnittliche Betriebsdauer von 4 Jahren und 8 Monaten hatten, erneuert.

Auszug einer Postkarte des Georgsmarienhütter Hüttenwerkes aus nördlicher Richtung, um 1870
(Archiv Werner Beermann)

Durch Statut vom 06.12.1959 wurde die Knappschaftskasse des Georgs-Marien-Bergwerks- und Hüttenvereins begründet. Nachdem das Allgemeine Preußische Berggesetz in der Provinz Hannover Gesetzeskraft erlangt hatte, musste ein neues Statut formuliert werden: dieses "Statut für den Knappschaftsverein der Arbeiter auf den Berg- und Hüttenwerken des Georgs-Marien-Bergwerks- und Hütten-Vereins" wurde am 19. Februar 1870 vom Königlichen Oberbergamt in Dortmund bestätigt.
Gehörte anfänglich die Abteilung Piesberg nicht um Knappschaftsverein, erfolgte am 01.Januar 1904 die Vereinigung beider Knappschaftsvereine.

Zum 01.01.1859 wurde von der Direktion die "Allgemeine Dienst- und Straf-Ordnung für die Arbeiter des Georgs-Marien-Bergwerks- und Hütten-Vereins" erlassen.

Nachdem 1870 die poliltische Gemeinde Georgsmarienhütte gegründet wurde, wurde der Sitz des Vereins von Osnabrück nach Georgsmarienhütte verlegt.

Im März 1885 fusionierte der Georgs-Marien-Bergwerks- und Hüttenverein mit dem Stahlwerk Osnabrück. Der Gesamtvorstand bestand aus den Direktoren Dr. Ing. h.c. August Haarmann (Osnabrück) und Theodor Holste (Georgsmarienhütte). Ab dem 01. Juli 1890 bis zum 30. Juni 1911 war Dr. Haarmann (geb.: 04.08.1840, gest.: 07.08.1913) Generaldirektor und alleiniger Vorstand des Georgs-Marien-Bergwerks- und Hüttenvereins.

Das am 01. Januar 1900 in Kraft getretene "Handelsgesetzbuch" forderte auch eine Änderung des Firmennamens, der ab diesem Zeitpunkt "Georgs-Marien-Bergwerks- und Hüttenverein, Aktiengesellschaft" lautete.

Im Februar 1901 brannte das im Süden des Werkes gelegene Hauptbürogebäude der Georgsmarienhütte ab - dadurch wurden auch zahlreiche Unterlagen des Vereins, darunter auch Akten zum Kohlenbergbau im Feld "Hilterberg", vernichtet.

Der Georgs-Marien-Bergwerks- und Hüttenverein wurde 1923 von den "Klöckner-Werken AG Rauxel-Berlin" (spätere Firmenbezeichnung: "Klöckner Stahl GmbH") mitsamt den Bergwerksfeldern übernommen. 1993 erfolgte die Übernahme durch Jürgen Großmann unter der Firmierung "Georgsmarienhütte GmbH".

Folgende Bergwerksfelder auf Steinkohle gehörten - außer den Feldern "Dörenberg" und "Hilterberg" - zwischen 1858 und 1903 zum Georgs-Marien-Bergwerks- und Hüttenverein:

Steinkohlenzeche / Kohlenfelder: Zeit der Verleihung: Betriebsende: Bemerkungen:
Glückauf 18.10.1856 1866  
Piesberg 02.08.1889 18.06.1898  
Ankauf von Kuxen der
Gewerkschaft "Freiherr vom Stein"
1872 ...
1896
  Zeichnung von 100 von 1.000 Anteilen ...
Zeichnung von weiteren 483 Anteilen
Die Gewerkschaft ging 1907 auf Werne über.
Zeche Werne
(s. MÜLLER 1906, S. 119 ff.)
1897   1902: Inbetriebnahme Schacht "Werne 1"
1903: Inbetriebnahme Schacht "Werne 2"
Die Steinkohle hatte eine hervorragende Backqualität und großen Gasreichtum
verschiedene Kohlenfelder im Hüggel
(s. MÜLLER 1906, S. 21 ff.)
1874 - 1899 -/- Keine Förderung von Steinkohle!

Eine ausführliche Darstellung zur Geschichte des Georgs-Marien-Bergwerks- und Hüttenvereins von der Gründung bis zum Jahre 1906 liefern die Veröffentlichungen "Der Georgs-Marien-Bergwerks- und Hüttenverein" von Hermann Müller, 1. Band 1896, 2. Band 1906.


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