Abbau von Bodenschätzen | Erdöl / Erdgas | Kalk | Mineralbad | Raseneisenstein | Sand / kiesiger Sand |
Steine in der Stadt | Sandstein | Steinkohle | Ton | Toneisenstein | Torf |
Bergaufsicht im
südlichen Osnabrücker Land
nebst einem Überblick über den dortigen Abbau von
Bodenschätzen -
die Geschichte eines Wechsels von Zuständigkeiten und
Gebietsregelungen
Von Horst Grebing
Einführung
Ursprünglich galt, dass der Grundstückseigentümer alle auf seinem Grundstück gefundenen Bodenschätze behalten und verwerten durfte.
Ab dem 11. Jahrhundert entwickelte sich das sog. Bergregal als königliches Verfügungsrecht auf alle nutzbaren Bodenschätze.
Ab 1722 betrieb Ernst August II. als Landesherr einige Bergwerke und ein Salzwerk selbst.
In einem an das Domkapitel gerichteten "Pro
Memoria" schrieb der ungarische Bergbauverständige Michael
von Demyen am 20. März 1782:
"Dem Hochstifte Osnabrück scheint es ausser den
Steinkohlenbergwerken und der Salzquelle zum Rothenfelde an
sonstigen nützlichen Mineralien, Halbmetallen und Metallen nicht
zu fehlen. Es haben sich vielmehr von dergleichen unterirdischen
Schätzen hin und wieder deutliche Anzeichen hervorgethan, [...]
(Bödige 1906).
Nachfolgend ein Überblick über die im
südlichen Osnabrücker Land vorkommenden abbauwürdigen
Bodenschätze und deren Abbaugeschichte bis 1866 - die weitere
Abbaugeschichte ist den einzelnen Bergämtern zugeordnet.
Die fiskalischen Steinkohlen- und Salzwerke werden gesondert
beschrieben, da für diese eine Berginspektion bzw.
Salzwerksadministration zuständig war.
Übersicht über die Fachaufsichten |
Silbererze im Bereich des Hüggels1
Am 1. April 1235 kam es zur ersten Berechtsamsverleihung im Osnabrücker Land: der römisch-deutsche König Heinrich VII. belehnte den Osnabrücker Bischof Konrad I. von Velber mit den Silberbergwerken am Hüggel: " (...) das Silberbergwerk auf dem Grund seiner Kirche, der im Volksmund Huyl [=Hüggel] und Stertenbrink heißt, ihm und seinen Nachfolgern und der Osnabrücker Kirche mit allen Rechten ohne Einschränkungen mit allem, was dazu gehört, nach Lehnsrecht übertragen haben und ihrem ewigen Niesbrauch zuweisen."
Ein Gesetz zur Durchsetzung des Bergregals, sog.
Bergordnungen, gab es im Osnabrücker Land nicht.
Die älteste Bergordnung für den Harz
erschien 1271.
Im Verlauf der zweiten Hälfte des 13. Jahrhunderts, also nach 1250, wurde eine "Silverkuhle" nahe der Höfe Hüggelmeyer in Ohrbeck (heute: Zur Hüggelschlucht 8) und Stertenbrink in Holzhausen (heute: Liedstraße 8) im Nachtrag des Einkünfteverzeichnisses des Osnabrücker Domprobstes Lentfrid (Domprobst von 1180 bis 1207) erwähnt.
Anfang 1722 verfolgte Ernst August II. im
verstärkten Maße sein Vorhaben, die bergbaulichen Aktivitäten
im Osnabrücker Land eigenständig durchzuführen.
Er beauftragte u.a. den Osnabrücker Münzmeister Jobst Jacob
Jenisch mit der Untersuchung der Erzvorkommen im Hüggel.
Begleitet wurde dieser von dem fürstbischöflichen Satteldiener
Hermann Heinrich Strubberg aus Borgloh, der ab Ende 1724 die
Aufsicht über die Bauten der herrschaftlichen Gebäude inne
hatte.
Jenisch schrieb am 11. April 1722:
"En fin [Schließlich], weil der Bergbau langweilig und
ungetrost ist, kann ich meines wenigen Theils eben nicht viel
dazu rathen, es wäre denn daß seine königl. Hoheit ein paar
Leute vom Hartze, die sich auf das Ertz zu schürffen und die
Gewerke wohl verstehen überkommen ließe, die diesen und andere
Berge recognoscirten [auskundschaften] und davon mehrere
Benachrichtigungen gäben."
Die Nachricht erhielt der Geheime Rat Christian
Wilhelm von Eyben, Kanzler des Hochstifts Osnabrück, der Geheime
Rat und Landrat der Ritterschaft Itel Jobst von Vincke (auch: de
Vincke) und der Wirkliche Geheime Rat Ernst von Steinberg.
Ebenfalls in dem Verfahren involviert war der hannoversche
Kammersekretär Carl Wilhelm Brouning.
Mit der Begutachtung vor Ort und der Untersuchung der Erzproben
wurde der Bergschreiber Justus Christoph Paxmann aus Zellerfeld
beauftragt; begleitet wurde dieser von dem Zellerfelder
Geschworenen Joachim Christian Bähr.
Justus Christoph Paxmann schrieb später:
"[...] wobei in alten Halden ein und ander Stücke schöne
glantzige Erze [Bleiglanz] vorfallen, wie wir dann davon an
diesem Orte einige selbst gefunden, die in der kleinen Probe auf
den Zentner gerechnet 2 Lot Silber und 65 Pfund Blei gehalten
haben."
Bei 100 kg waren dies umgerechnet 29,5 kg Blei und um 30 g Silber.
Die Beurteilung reichte Ernst August II. für Schürfungen im Hüggel aus; aus dem gewonnenen Silber wurden zahlreiche Osnabrücker Münzen geprägt.
Am 14. August 1728 verstarb Ernst August II.
von Hannover - die Erzgewinnung wurde wieder aufgegeben. In dem
1733 erschienenen Werk "Magnalia Dei in locis subterraneis,
oder unterirdischer Schatz-Kammer aller Königreiche und Länder
IIter Theil" schrieb Francisco Ernesto Brückmann:
"[...] es ist aber noch nicht recht untersuchet und
zubeklagen / daß der Landes Fürst und Herr / welcher viel gutes
im Lande gestiftet und geordnet hat / allzufrüh darüber
weggestorben [...]".
Eisenerze im Bereich des Hüggels
Am Hüggel wurden seit dem 16. Jahrhundert sowohl übertage als auch untertage Eisenerze gewonnen.
1722 wurde durch Ernst August II. ebenfalls die Eisenerzgewinnung am Hüggel durch Bergleute aus dem Oberharz und anderen Orten wieder aufgenommen.
Im Auftrag des in Osnabrück geborenen Unternehmers Gustav von Gülich wurde ab Frühjahr 1826 im Hüggel ausgiebig durch den Bergmeister Karl Heinrich August Weichsel und dem Bergeleven Georg Theilkuhl nach Eisenstein geschürft. Da die Eisenerzlager wenig mächtig und nur von geringem Eisengehalt waren, sah dieser von einem Abbau ab.
1836 erwarb die Beckeroder Hütte von der hannoverschen Regierung das Recht, die Eisenerze im Grubenfeld "Hüggel I" abzubauen. Der Betrieb begann im Tagebau auf der Grube "Hermine" und durch den "Hedwigstollen", später auch auf dem Tagebau "Hedwig".
1856 wurde die Beckeroder Hütte mit ihren Bergwerksberechtigungen von dem neu gegründeten Georgs-Marien-Bergwerks- und Hüttenverein erworben.
Durch Schurfarbeiten wurden Eisensteinvorkommen auch am südlichen Hüggel und am Heidhorn-Berg nachgewiesen - am 26. Juli 1865 wurde dem Georgs-Marien-Bergwerks- und Hüttenverein das Eisensteinfeld "Hüggel II" verliehen; ein neuer Tagebau wurde eröffnet.
Buntmetallerze2 im Bereich des Hüggels
Ebenfalls seit dem 16. Jahrhundert wurden Buntmetallerze am Hüggel abgebaut.
Am 23. September 1857 erteilte das hannoversche Ministerium der Finanzen und des Handels dem hannoverschen Bankier Adolph Meyer für ein Jahr die Erlaubnis zum Schürfen nach Bleierzen nordwestlich sowie südlich des Hüggels; über Schürfungen ist nichts bekannt.
Am 14. Januar 1858 wurde dem hannoverschen
Bankier Simon Coppel durch das hannoversche Ministerium der
Finanzen und des Handels Schürfungen nach Zinkerzen erlaubt -
nach erfolgreichen Mutungen wurden ihm am 22. April 1858 das
Grubenfeld "Kronprinz" nordwestlich sowie südlich des
Hüggels verliehen - am 22. Oktober 1859 folgte das nördlich
gelegene Feld "Aaron". Betreiber war die "Osnabrücker
Zink-Gesellschaft", bestehend aus sieben hochrangigen
Personen.
1864 wurde die Konzession auf den Abbau von Kupfererz und
"[...] das mit diesen Erzen etwa vorkommenden Silber
[...]" ausgeweitet sowie das Grubenfeld im Bereich des
Domprobst-Sundern erweitert.
Am 1. November 1865 reichte die Gesellschaft eine weitere Mutung für das Grubenfeld "Emma", welches sich westlich vom Hüggel zwischen "Aaron" und "Kronprinz" befand (Rottmann 2004), ein.
Im Jahre 1866 ruhten, wohl aufgrund des Deutschen Krieges, die Schürfungen.
Toneisenstein am Ellenberg
Wahrscheinlich ab 1843 wurden am Ellenberg östlich von Hagen a.T.W. von der Beckeroder Eisenhütte Toneisensteine aus dem Jura abgebaut. Die in einem Stollen und einem flachen Schacht abgebauten Erze hatten einen Eisengehalt von 20 bis 27 Gew.% (Röhrs 1992). Am 24. November 1845 wurde vom königlich-hannoverschen Finanzministerium das entsprechende Grubenfeld verliehen (Rottmann 2006).
Wegen hoher Gestehungskosten infolge des weiten
Transports - 1856 wurden die Bergwerksberechtigungen vom Georgs-Marien-Bergwerks-
und Hüttenverein übernommen - wurden die Eisensteingruben
alsbald aufgegeben und der Abbau von Eisenerzen am Hüggel
stärker betrieben.
1862/63 wurde der Betrieb noch einmal kurzzeitig wieder
aufgenommen.
Steinkohlen im Bereich Borgloh - Oesede
Nachweislich seit dem 16. Jahrhundert wurde im Bereich von Borgloh und Oesede ein Bergbau auf Wealden-Steinkohle betrieben (Rohde 1902).
Am Strubberg (nordöstlich Wellendorf) wurde 1722 der erste moderne Stollen angelegt - auch am Lohnberg (südlich Borgloh) wurden zwischen 1785 und 1815 Steinkohlen abgebaut; die ersten Bergleute kamen aus Lüttich (heute: Liége, Belgien).
In Folge des Berggesetzes vom 21. April 1810 ("Code de mine") forderte Terheyden, dass das gesamte Revier für den Kaiser in Beschlag zu nehmen sei und kein anderer damit beliehen werden sollte.
Nach einem 1814 niedergebrachten Versuchsabbau am Hasberg (südlich Borgloh) endete dort die bescheidene Kohlengewinnung 1851 (Röhrs 1992).
Erfolgreich verliefen auch die Schürfversuche
am Kloster Oeseder Sundern östlich von Kloster Oesede. Zur
Wirtschaftlichkeit formulierte Terheyden:
"Sehr wirtschaftliche ökonomische Resultate haben alle
diese Oeseder Baue nie gegeben, welches aber an den schlechten
Anlagen, an der unwissenden Administration und keineswegs an den
Kohlen selbst gelegen hat, denn diese sind gut." Und weiter:
"Vom Dorfe Oesede an bis zum Strubberge sind die Flötze als
bauwürdig anerkannt, [...] so ist ein noch weit größerer
Schatz davon unter der Erde enthalten. [...] dass es den Bedarf
für die Saline und die hiesige Gegend auf 50 Jahre liefern
könne; [...]". Doch er merkte auch an: "Diese Werke [in
Ibbenbüren] sind schön und haben eine weit bessere Lage wie die
Borgloher; sind auch ungleich regelmäßiger abzubauen
[...]" (Terheyden 1812).
Ende 1823 forderte das Königliche Kabinett-Ministerium in Hannover die Landdrostei Osnabrück zu geologischen Untersuchungen des Osnabrücker Berglandes auf: "Wir haben uns durch die zunehmende Einfuhr fremder Steinkohlen in die Provinz Osnabrück [...] veranlaßt gefunden, [...]" (Röhrs 1992). Die Einfuhr der "fremden Kohlen" erfolgte vom Schafberg und vom Dickenberg in Ibbenbüren.
Als erster Tiefbauschacht wurde im Oeseder Feld 1854 der "Oeseder Tiefbauschacht" angelegt, doch bereitete immer wieder der große Wasserandrang Schwierigkeiten.
Für die Verwaltung der staatlichen Steinkohlenbergwerke setzte Ernst August II. die "Königliche Berginspektion zu Borgloh" ein.3
Hauptabnehmer der Steinkohle vom Strubberg war fortan die Saline in Rothenfelde und die Glashütte in Borgloh (Gründung um 1728); die Steinkohlen vom Lohnberg eigneten sich für die privaten Stubenheizungen (Röhrs 1992).
Dem Georgs-Marien-Bergwerks- und Hüttenverein
wurde 1856 das Steinkohlenfeld "Glückauf" verliehen -
im gleichen Jahr begannen die Teufarbeiten des in der Ortschaft
Oesede gelegenen Glückaufschachtes.
Im Winter 1865/66 trat die nahe Düte über die Ufer und flutete
den Bergbau - die Wasserhaltungsmaschinen versagten und das
Bergwerk wurde Anfang 1866 aufgegeben.
Steinkohlen im Feld "Dörenberg" nördlich von Iburg
Am 22. August 1857 wurden dem Georgs-Marien-Bergwerks- und Hüttenverein nördlich von Iburg das Steinkohlenfeld "Dörenberg" verliehen.
Im nördlich gelegenen "Schurfschacht" wurden ab 1857 in geringen Mengen Wealden-Steinkohlen abgebaut.
Steinkohlen im Feld "Hilterberg" östlich von Iburg
Am 25. Februar 1858 erhielt der Georgs-Marien-Bergwerks- und Hüttenverein die Bergrechte für das Feld "östliches Vereinsfeld" verliehen - bereits ein Jahr später konnten vier Kohlenflöze nachgewiesen werden, doch aufgrund unzulänglicher Transportmöglichkeiten verzichtete man vorerst auf einen Abbau.
Das Salzwerk in Rothenfelde
Ebenfalls 1722 beauftragte Ernst August II. den Mühlenbaumeister Johann Christian Märcker aus der Grafschaft Mansfeld (heute: Sachsen-Anhalt) Salzquellen zu suchen. Märcker berichtete im Februar 1724 an Ernst August II., er habe auf Palsterkampfschen Grunde
"[...] Gott lob! eine schwere und
gude Saltz-ader getroffen, welche zimlich waßer giebt, und an gehalt, der schwere des saltzes, drey mahl kräftiger als die Lahrsche Saltzquelle befinde; [...]." |
Entsprechende Besitzungen gehörten zu dieser
Zeit dem Grafen Otto Rulmann Friedrich von Bylandt zu
Palsterkamp (geb.: 01.07.1690, gest.: 23.02.1768). Dieser
verkaufte einen Teil für die Soleförderung benötigten
Grundstücks an Ernst August II.
Dessen Sohn Friedrich Christian Wilhelm Ludwig von Bylandt
verkaufte im September 1780 das Gut als Allodialbesitz an den
König Georg III. Wilhelm Friedrich von Großbritannien und
Irland, der gleichzeitig auch Kurfürst von Braunschweig-Lüneburg
war.
Die Saline wurde mit Steinkohlen aus Borgloh betrieben; der Transport der Kohlen wurde von Fuhrleuten aus den Kirchspielen Borgloh, Hilter und Dissen ausgeführt (Heidemann 2009).
Lage des Wohnhauses des Salineninspektors, 1801 (NLA OS K 72 Palsterkamp Nr. 8 H) |
Die Borgloher Steinkohle wurde um 1813 um 1/3
günstiger an die Saline als an Privatverkäufer verkauft.
Terheyden schrieb 1813:
"Diese Saline nimmt den größten Teil der zu Borgloh
gewonnenen Kohlen [...]. Da die hiesige ganze Gegend wenig Holz
und Torf hat, so ist der Saline das Bergwerk unentbehrlich,
[...]".
Nach Einführung des Allgemeinen Berggesetzes
im Osnabrücker Land 1867 wurde in § 1 bestimmt, dass bestimmte
Mineralien von dem Verfügungsrecht des Grundeigentümers
ausgeschlossen sind. Dabei handelte es sich - für das südliche
Osnabrücker Land gesehen -
um Erze (darunter auch Eisenstein (Ocker)), Steinkohle und
Soolquellen.
1. Fiskalischer Bergbau
Im Rahmen des fiskalischen Bergbaus (der Staat
als Besitzer der Werke) wurden die Werke von Berginspektionen bzw.
Salzwerkadministrationen geleitet, deren Mitglieder Beamte waren.
Diese Einrichtungen unterstanden unmittelbar dem Oberbergamt.
1814: Königreich Hannover - Königliche Berginspektion zu Borgloh
Johann Heinrich Terheyden (I) wurde im Mai 1742
als Gutachter von der Kurfürstlichen Hofkammer Osnabrück nach
Borgloh geholt. Terhyden (I) wurde dann von der Preußischen
Regierung entlassen und von der Osnabrücker Hofkammer angestellt.
Er löste am 25. Mai 1747 den Bergmeister Johann Gotthelf
Mauersberg ab; ab Ende 1747 bekam Terheyden (I) die Inspektion
über die Borgloher Bergwerke übertragen - diesen Dienst
beendete er 1782.
Terheyden (I) hatte neun Kinder und wohnte in einem
Fachwerknebengebäude, der sog. "Lieftucht" ("Leibzucht"),
in Borgloh. Das Haupt- und Nebengebäude wurde 1786 aus Mitteln
der Königlichen Bergwerkskasse errichtet. Terheyden (I) starb im
Jahre 1797.
Sein Vater Johann Friedrich ter Heyden
übte um 1687 die Aufsicht über die Ibbenbürener Bergwerke aus.
Nach der Geburt im Jahre 1697 wohnte Terheyden (I) mit seinen
Eltern in der Heide auf dem Dickenberg. 1726 übernahm er als
Bergmeister die Regie über die Königlich Preußischen Gruben
von Ibbenbüren.
Ihm folgte unmittelbar dessen Sohn Johann-Hermann
Terheyden (II); 1790 wurde Terheyden (II) zum Bergmeister ernannt
- nach dessen Tod im Februar 1805 folgte Johann Heinrich
Terheyden (III) als Berginspektor der "Königlichen
Berginspektion zu Borgloh".
Johann Heinrich Terheyden war seit dem 3. Oktober 1811 mit der aus Hilter stammenden Anna Maria Juliane Wilhelmine, geborene Hartmann (geb.: 21.03.1776), verheiratet; das Paar bekam am 21. September 1812 den Sohn Carl Heinrich.
Im Jahre 1812 sprach Terheyden von "beträchtlicher
Borgloher Steinkohlenbergwerke[n]. [...] In diesem Kohlenrevier,
welches auf 3 Stunden bekannt ist, sind hin und wieder Versuche
gemacht, die in der Folge für neue Anlagen wichtig werden
können" (Terheyden 1812).
Terheyden waren aufgrund seiner Befähigung
die Untersuchung der geologischen und bergbaulichen Verhältnisse
im gesamten Oberems-Departement übertragen worden.
Nach der Entstehung des Königreiches Hannover
aus dem Kurfürstentum Hannover im Jahre 1814
oblag die Aufsicht über die Grubenbauten weiterhin der "Königlichen
Berginspektion zu Borgloh; vorgesetzte Behörde war das "Königliche
Hannoversche Finanzministerium" in Hannover.
Die Dienstwohnungen der in der Berginspektion Tätigen befanden
sich auf dem Strubberg. Diese wurden in einem "Lageplan des
Borgloh-Oeseder-Floez-Zuges" aus dem Jahr 1830 als "Königliche
Berg Official Wohnungen" bezeichnet. Terheyden III bewohnte
ein aus Stein gebautes Haus (heute: Iburger Straße 22).
In den Jahren 1857 bis 1860 entstand östlich der Straße von Hilter nach Oesede (Osnabrücker Straße) der 70 m tiefe "Georgschacht".
Vorgesetzte Behörde war bis 1867 das "Königliche Hannoversche Finanzministerium" in Hannover.
Die unter Aufsicht der Berginspektion Borgloh befindlichen Werke wurden am 1. Juli 1867 dem Oberbergamt Dortmund unterstellt, welches seit 1815 existierte.
Die nachfolgende Aufstellung führt die Direktoren der "Berginspektion Borgloh" seit 1805, dem Beginn der Tätigkeit von Johann Heinrich Terheyden (III), auf4:
Jahr: | Direktor der Berginspektion: | Titel: | Lebensdaten: |
1805 - 1848 | Johann Heinrich Terheyden (III) | Berg-Inspektor "Ingenieur des mines"5 |
18.10.1782 - 11.02.1848 |
1848 | Georg Bauer Heinrich Fricke6 |
Berg-Geschworner Bergfactor |
04.06.1802 - |
1854 | Georg Bauer Heinrich Fricke |
Ober-Berg-Geschworner Bergmeister |
" |
1859 | Georg Bauer Heinrich Fricke |
Bergmeister Bergmeister |
" |
1867 | Georg Bauer Heinrich Fricke |
Bergmeister Bergmeister |
" |
1868 | Georg Bauer Heinrich Fricke |
Bergmeister, dirigierender Inspector Bergmeister |
" " |
1869 | Georg Bauer (Dirigent) Heinrich Fricke (Factor) |
Bergmeister Bergmeister, Rendant |
" |
1872 | Georg Bauer (Director)7 Heinrich Fricke (Factor) |
Bergwerks-Direktor Bergmeister, Rendant |
" |
1873 | Friedrich Christian Eduard Hoernecke | Berginspektor | 25.05.1837 - 12.01.1884 |
1874 | Richard Schreiber | Berginspektor | 09.01.1840 - 24.09.1911 |
1878 - 1880 | Emil von der Decken | Berginspektor | 25.06.1837 - 28.10.1897 |
1880 - 1883 | Edmund Weissleder | Bergwerksdirektor | 25.10.1841 - 27.01.1901 |
1883 - Anfang 1884 | Wilhelm Köhler | Bergwerksdirektor | 30.05.1853 - 09.09.1940 |
Anfang 1884 - 31.08.1889 | Karl Behrens | Bergwerksdirektor | 14.02.1854 - 02.07.1906 |
Anfänglich bestand die Bergwerksdirektion aus zwei Personen: eine leitete gemeinschaftlich mit dem Obersteiger und den Steigern den Bergbau, beglaubigte Rechnungen, fertigte die monatlichen Anweisungen, war Materialienrendant und Kassenkontrolleur und verrichtete alle Markscheidearbeiten. Die zweite Person war Kassenrendant und fertigte die Quartals- und Jahresrechnungen (Terheyden 1812).
1867 begannen die Teufarbeiten für den westlich von Kloster Oesede gelegenen "Ottoschacht".
Im Jahre 1876 versagten nach wochenlangen Regenfällen die Wasserhaltungsmaschinen auf den fiskalischen Steinkohle-Bergwerken und die Gruben soffen ab - nach neun Monaten konnte im "Ottoschacht" weiterer Abbau erfolgen. Der Abbau im "Georgschacht" konnte erst nach dreieinhalb Jahren wieder aufgenommen werden. Bergrat Karl schrieb später: " Die Wasserhaltungskosten bildeten und werden auch wohl immer für das Werk und seine finanzielle Lage das herrschende Moment bilden."
Am 30. November 1882 wurde der Abbau auf dem "Georgschacht" eingestellt, nachdem dieser zuletzt nur noch oberhalb der 70-m-Sohle erfolgte - einzig die Wasserhaltungsmaschine blieb bis 1883 in Betrieb. Die Förderung wurde anschließend gänzlich zum "Ottoschacht" verlegt.
1887 wurde beschlossen den fiskalischen Bergbau auslaufen zu lassen.
Anfang September 1889 wurde der fiskalische Bergbau bei Borgloh und Oesede gänzlich eingestellt. Gründe für die Stilllegung waren die schlechter werdende Flözbeschaffenheit, hohe Wasserzuflüsse und Absatzprobleme durch die Konkurrenz aus dem Ruhrgebiet. Am 28. Februar 1890 wurden die letzten zwölf Bergleute entlassen (Grolms 2020).
Zum 1. April 1890 wurde die Berginspektion Borgloh aufgelöst und ihre Aufgaben auf die im Jahre 1770 eingerichtete Berginspektion Ibbenbüren übertragen. Ibbenbüren kümmerte sich um die Stilllegung des fiskalischen Bergbaus in der Region Borgloh - Oesede. Die zum Verkauf gekommenen bergfiskalischen Gebäude und Grundstücke sowie zweier unterirdischer Maschinen erbrachten 50.985 Mark - das Geld wurde der Dortmunder Oberbergamtskasse zugeführt (Rohde 1902: S. 178).
Zu dieser Zeit war der Geheime Bergrat Konrad Wilhelm Eduard Engelhardt (geb.: 24.01.1823, gest.: 03.11.1900) Direktor der Berginspektion Ibbenbüren.
Die "Königlichen Berg Official Wohnungen" am Strubberg wurden im Januar und Februar 1890 verkauft - unterzeichnet waren die Verträge von dem Berggeschworenen Bergassessor Richard Salomon. Die dort befindlichen heutigen Häuser haben die heutigen Anschriften Iburger Straße 20 bis 24 (Heidemann 2009).
1814: Königreich Hannover - Salzwerkadministration zu Rothenfelde
In Rothenfelde wurde am 22. September 1724 eine Solequelle entdeckt - 1773-1777 wurde das Alte Gradierwerk und 1818-1824 das Neue Gradierwerk errichtet.
Die nachfolgende Aufstellung führt die Direktoren der "Salzwerkadministration zu Rothenfelde" seit 1773, dem Ende der gradierlosen Betriebszeit und dem Baubeginn des Alten Gradierwerks, auf:
Jahr: | Direktor der Salzwerkadministration: | Titel: | Lebensdaten: |
1773 - 1804 | Bartholomäus Lüttich | Salineninspector | 1734 - 21.11.1804 |
1805 - 1816 | Ernst Friedrich Rettberg | Salineninspector | 29.01.1770 - 27.05.1816 |
1817 - 1850 | Carl Ludewig Schlönbach | Ober-Salin-Inspector, Salin-Director |
28.04.1770 - 04.11.1850 |
01.07.1850 - Juni 1856 | August Buchholz | Obersalineninspektor, Salinendirektor (1854) |
1795 - 1856 |
Juli 1756 - September 1867 | Ernst Diedrich Conrad Albrecht | Ober-Salineninspektor | 1797 - |
1867 - 1872 | Christian Ludwig Schwanecke | Dirigierender Salinen-Inspector, Königlicher Salinendirektor |
"Oberaufseher der Saline" im Nebenamt
war Ernst Friedrich Philipp von dem Bussche-Ippenburg (geb.:
30.07.1754, gest.: 16.03.1816), ehemaliger Landdrost der
Landdrostei Iburg und seit 1797 mit der "Wahrung der
fürstlichen Interessen in den Allodialgütern [Privatvermögen
der fürstlichen Familie] des Bistums Osnabrück" beauftragt.
Nachfolger wurde im Januar 1813 der Ingenieur Cuny, der aber
bereits Ende Oktober 1814 Rothenfelde verließ; damit endete auch
die Ära der Oberaufseher.
Nach der "Bekanntmachung der Königlichen
Landdrostei zu Osnabrück, den künftigen Salzvertrieb der Saline
Rothenfelde und die Salzversorgung im dasigen Landdrostei-Bezirke
betr." vom 29. September 1824 wurde festgelegt, dass vom 1.
Oktober an die Salzversorgung des landdrostlichen Bezirks
Osnabrück von der königlichen Saline zu Rothenfelde übernommen
wird; in Osnabrück wurde eine Haupt-Niederlage (im Bereich des
heutigen Nikolaiortes) eingerichtet. Dieser Salz-Niederlage stand
ein Salzhandels-Commissair vor - dies war lange Jahre Johann
Georg Henrici.
An weiteren Orten wurden kleinere Salz-Niederlagen eingerichtet.
Aufsichtsführende Behörde der "Königlichen
Saline zu Rothenfelde" war nach 1867 das Oberbergamt
Dortmund.
Mit Erlass des Ministers vom 2. Juli 1869 an das Königliche
Oberbergamt sollte das Salzwerk verkauft werden: am 1. Februar
1872 wurde das Salzwerk von einigen Privaten gekauft und es
entstand am 19. Februar 1872 die "Rothenfelder Salinen- und
Soolbad-Aktien-Gesellschaft zu Rothenfelde". So wurde aus
einem fiskalischen Salzwerk eine Kapitalgesellschaft.
1893 bestanden im Oberbergamtsbezirk Clausthal-Zellerfeld neunzehn Salinen.
Die Saline stand aufgrund des Niedersächsischen Gesetzes zur Änderung berggesetzlicher Vorschriften vom 11. Mai 1949 unter Bergaufsicht.
1965 bestanden im Oberbergamtsbezirk Clausthal-Zellerfeld noch sieben Salinen.
Im Jahre 1969 wurde das Salzwerk geschlossen - die Gradierwerke dienen heute in erster Linie der Freiluftinhalation.
2. Privater Bergbau
Von der Bergaufsicht durch das Bergrevieramt Hamm unterstand der private Bergbau nach dem Abzug der französischen Truppen der allgemeinen Verwaltung durch die "Provisorische Regierungskommission" (ab 9. November 1813), durch die Provinzialregierung (ab 30. September 1816) und später durch die Landdrostei Osnabrück (ab 15. Mai 1823); diese Einrichtungen waren direkte Vorgänger des Regierungsbezirks Osnabrück.
Lage der Bergbaue nach 1872 (schwarze Schrift: privat, rote Schrift: fiskalisch) |
1866: Provinz Hannover - Oberbergamt Dortmund - Bergrevieramt Hamm
Infolge des Deutschen Krieges 1866, auch preußisch-österreichischer bzw. zweiter deutscher Einigungskrieg genannt, annektierte am 1. Oktober 1866 Preußen das vormalige Königreich Hannover und machte das Land zur Provinz Hannover.
In Preußen galt seit dem 1. Oktober 1865 das
am 24. Juni 1865 beschlossene "Allgemeines Berggesetz für
die Preußischen Staaten". Dieses regelte u.a. den Erwerb
und Betrieb des Bergwerkseigentums, die gegenseitigen
Rechtsverhältnisse sowie Bestimmungen zu Bergbehörden und der
Bergpolizei.
In der neuen Behördenstruktur war das Oberbergamt vornehmlich
für die Verleihung und den Entscheid über Veränderungen und
Aufhebungen des Bergwerkseigentums sowie den Erlass von
Bergpolizeivorschriften zuständig - die Bergrevierbeamten der
Bergämter kümmerten sich um die Annahme und Instruktion von
Mutungen und die Aufsicht über den Abbau.
In diesem Zusammenhang wurde das "Direktionsprinzip"
durch das "Inspektionsprinzip" abgelöst. Damit
beschränkte sich der Staat auf die Überwachung der Bergwerke
und überließ nunmehr die Leitung der Bergwerke den Unternehmen.
Nach der Annexion Hannovers 1866 durch Preußen
wurde am 8. Mai 1867 die "Verordnung
betreffend die Einführung des Allgemeinen Berggesetzes vom 24.
Juni 1865 in das Gebiet des vormaligen Königreichs Hannover"
veröffentlicht. Dort ist in Artikel I. zu lesen:
"Das Allgemeine Berggesetz für die Preußischen Staaten vom
24. Juni 1865 erlangt im Gebiete des vormaligen Königreichs
Hannover [...] mit dem 1. Juli 1867 Gesetzeskraft."
§ 188 dieses Gesetzes regelte: "Die Bezirke der
Oberbergämter werden durch Königliche Verordnung, diejenigen
der Revierbeamten durch den Handelsminister festgestellt."
In den Ausführungsbestimmungen betreffend des
§ 188 des Allgemeinen Berggesetzes war in Art. I. festgelegt:
"Der Bezirk des Oberbergamtes zu Dortmund umfaßt vom 1.
Juli d. J. an auch die Landdrostei-Bezirke Osnabrück [...] des
vormaligen Königreichs Hannover. Dem Berg- und Forstamte zu
Clausthal werden in seiner Eigenschaft als Bergbehörde die
Befugnisse und Obliegenheiten eines Oberbergamtes bis auf
Weiteres beigelegt." Das Dienstgebäude des Oberbergamtes
Clausthal befand sich am Hindenburgplatz (heute: An der
Marktkirche 9).
Hermann Ottiliae (geb.: 16.02.1821, gest.:
01.08.1904) wurde am 3. Februar 1868 zum Berghauptmann und ersten
Oberbergamtsdirektor in Clausthal ernannt. Unter Berghauptmann
Karl August von Linsingen (geb.: 03.08.1803, gest.: 30.12.1899)
war er zuvor am einstigen Berg- und Forstamt Clausthal mit der
Neuregelung der Bergverwaltung im ehemaligen Königreich Hannover
befasst.
Das Oberbergamt bildete gem. § 190 des
Allgemeinen Berggesetzes die "Aufsicht- und Recursinstanz"
für die Revierbeamten.
Das Oberbergamt Dortmund wurde am 20.11.1815
gegründet und erhielt mit Erlass vom 16. Juni 1816 die
Bezeichnung "Oberbergamt für die Westfälischen Provinzen".
Das Dienstgebäude befand sich am Markt 6, ab 1875: Am Ostwall 7,
ab 1910: Goebenstraße 25.
Bis 1867 war das "Königlich Hannoversche Ministerium für Handel, Gewerbe und öffentliche Arbeiten" die obere Bergbehörde.
Mit Erlass vom 1. Juni 1867 durch den Minister für Handel, Gewerbe und öffentliche Arbeiten wurde bestimmt, dass die Landdrosteien Osnabrück und Aurich dem Bergrevier Hamm als Untere Bergbaubehörde zugeschlagen werden, welches bereits im Jahre 1861 gegründet wurde. Seinerzeit war dieses für die Überwachung der Sohlebohrungen im Hammer Umland sowie den Abbau von Strontianit (einem Carbonat mit der chemischen Formel Sr[CO3]) im südlichen Münsterland zuständig.
Dass der Staat die Hand über zahlreiche Bodenschätze hielt, war eine direkte Folge des mittelalterlichen Bergregals: den Königen und Landesfürsten gehörten Salz, Kohle und Erze!
Bergrevierbeamter in Hamm war seit 1861 der
Bergassessor Gustav Wilhelm Ferdinand Brassert (geb.: 10.07.1824,
gest.: 15.03.1877). Gustav Brassert entstammte einer großen
Bergmannsfamilie - bereits sein Vater Johann Gustav als auch sein
Bruder Hermann waren in der Bergbauverwaltung tätig.
Berghauptmann Hermann Friedrich
Wilhelm Brassert (geb.: 26.05.1820, gest.: 16.03.1901) kam im
Jahre 1849 vom Oberlandesgericht Hamm zur Bergverwaltung nach
Siegen. Am 1. April 1855 gelangte der Justiziar Brassert zum
Oberbergamt Bonn, wo er von 1864 bis 1892 als Berghauptmann
Leiter des Oberbergamtes Bonn war. Zudem war er Herausgeber der
"Zeitschrift für Bergrecht" (zusammen mit Heinrich von
Achenbach) und Verfasser des Allgemeinen Berggesetzes für die
Preußischen Staaten. 1865 erhielt er den Ehrendoktor der
Universität Bonn für seine Verdienste um das deutsche Bergrecht.
Im Februar 1867 wurde das Grubenfeld "Emma" auf Buntmetallerze verliehen (Rottmann 2004).
Im Laufe des Jahres 1867 wurden die Statuten der "Osnabrücker Zinkgesellschaft" angepasst - im August und November 1867 wurde die Zinkgesellschaft neu konstituiert. Neuer Vorstands-Vorsitzender wurde der Osnabrücker Weinhändler Carl Heinrich Dütting.8
Die Akten des einstmals "Königlichen Hannoverschen Finanzministeriums" wurden 1868 an das neu gegründete Preußische Oberbergamt in Clausthal abgegeben.
1868 - Königreich Preußen - Oberbergamt Dortmund - Bergrevieramt Osnabrück
Im Jahre 1868 wurde das Bergrevieramt Hamm nach Osnabrück verlegt. Bergassessor Gustav Brassert war bereits am 18. Oktober 1867 nach Osnabrück versetzt worden, wo er gleichzeitig zum Bergrat befördert wurde.
Das Bergrevieramt Osnabrück befand sich unweit des Heger-Tores in Osnabrück (heute: Lotter Straße 5).
Ab März 1868 fand wieder ein regelmäßiger Abbau von Buntmetallerzen im Hüggel statt.
Im März 1868 wurde einem Konsortium um den Osnabrücker Carl Dütting (1820 - 1901) in der Bauernschaft Eppendorf (heute: Ortsteil von Hilter a.T.W.) die Kohlenfelder "Zufällig" und "Zufällig II" verliehen. In den Folgejahren kamen dort weitere Bergwerksfelder hinzu.
Verleihung des Grubenfeldes "Borgloh V" vom 2. April 1868 |
Schreiben des Georgs-Marien-Bergwerks- und
Hüttenvereins an den Revierbeamten Brassert vom 16. Juli
1868: Der Georgs-Marien-Bergwerks- und Hüttenverein, namentlich J.[ohann] C.[hristian] Meyer, erklärte am 16. Juli 1868 dem Königlichen Revier-Beamten Brassert, dass das unter dem 25. Februar 1858 am Hilterberg [Limberg] verliehene Kohlenfeld von nun an den Namen "Hilterberg" führen soll. |
Im Geschäftsjahr 1869/70 wurden die Eisenerze an der Nordseite des Hüggels in den Gruben "Hermine", "Hedwig", "Brockmann" und am Rothenberge sowie in den Schächten "Mathilde" und "Kielmannsegge" gefördert.
Im Bergrevieramt Osnabrück teilte am 28. März
1870, nachmittags um drei Uhr, der Hilteraner Gutsbesitzer Bernhard
Carl Hermann Ludwig Hartmann dem Revierbeamten mit, dass er am
Nordabhang des Hüls ein Eisensteinvorkommen entdeckt habe.
Bergrat Brassert überzeugte sich am 9. Juli 1870 vor Ort über
das tatsächliche Vorhandensein eines ockrigen Gelb- und
Brauneisensteins (Ocker), der die unregelmäßigen Klüfte des
Osningsandsteins erfüllte.
Nach einer weiteren Verhandlungsrunde am 13. August in Osnabrück
verlieh am 9. September 1870 das Königliche Oberbergamt in
Dortmund dem Fabrikanten Bernhard Hartmann das Eigentum an dem
Bergwerksfeld "Hüls".
Die Verleihungsurkunde war von dem Oberbergamts-Direktor August
Bernhard Heinrich Prinz von Schönaich-Carolath (geb.: 20.08.1822,
gest.: 16.10.1899) unterzeichnet, der dieses Amt vom 14. Juni
1863 bis zu seiner Pensionierung zum 30. Juni 1888 inne hatte.
Am 9. September 1870 wurde Hartmann ebenfalls das Feld "Sicherheit"
verliehen.
Durch den Deutsch-Französischen Krieg 1870/71 ruhten die Schürfungen auf Buntmetallerzen, seit 1873 fand kein weiterer Bergbau auf Buntmetallerze statt.
Im Steinkohlen-Feld "Hilterberg" wurde 1872 mit dem Bau des "Carl-Stollens" begonnen - im November 1874 begann mit 48 Beschäftigten der Abbau der Wealden-Steinkohle.
Oberste Behörde der Königlich Preußischen
Bergwerksverwaltung (nach dem Stand vom 15. Mai 1873)
war die "Ministerial-Abteilung für das Berg-, Hütten- und
Salinenwesen" im "Ministerium für Handel, Gewerbe und
öffentliche Arbeiten" unter Leitung des Ministers Heinrich
von Achenbach (geb.: 23.11.1829, gest.: 09.07.1899).
Dem Oberbergamt Clausthal stand als Direktor der Berghauptmann
Hermann Ottiliae vor; dem Oberbergamt Dortmund stand als Direktor
der Berghauptmann Prinz August zu Schönaich-Carolath vor.
Markscheider zu Osnabrück war um diese Zeit August Eduard
Schaefer.
Nachfolger von Gustav Brassert wurde 1874 der Geheime Bergrat Theodor Gustav Eduard von Renesse (geb.: 31.12.1827, gest.: 30.05.1907) - seine Amtszeit endete am 30. September 1900.
Schreiben des Georgs-Marien-Bergwerks- und Hüttenvereins vom 9. Juli 1874 |
Das Bergrevier Osnabrück war in dieser Zeit in der Catharinenstraße 43 untergebracht - Geschäftsstunden waren von 9 bis 12 Uhr vormittags und von 15 bis 18 Uhr nachmittags.
In den Jahren 1875 und 1876 wurden die Eisensteinfelder "Hüggel III" bis "Hüggel V" in den Bauernschaften Hagen a.T.W. und Hasbergen verliehen.
Im Jahre 1875 wurden die Steinkohlenfelder "Zufällig" als "Hamm-Osnabrücker Kohlenwerk" konsolidiert.
1884 wurde der Abbau von Wealden-Steinkohle im Feld "Dörenberg" beendet. Der südlich gelegene 1885 abgeteufte "Versuchsschacht" diente lediglich der Erforschung des Kohlenlagers.
In seiner Veröffentlichung "Bergbau und Hütten-Industrie bei Osnabrück" schrieb von Renesse im "Jahresbericht des Naturwissenschaftlichen Vereins zu Osnabrück" im Jahre 1885: "Den Hauptbetrieb auf 3 Flötzen hat das fiskalische Steinkohlen-Bergwerk bei Ösede und Borgloh mit 120000 Tonnen Jahres-Produktion und 570 Arbeitern, sodann das der Georgs-Marien-Hütte gehörige Bergwerk Hilterberg bei Iburg mit 2 bauwürdigen Flötzen, einer Jahres-Produktion von 6000 Tonnen bei 47 Arbeitern. Die in beiden Werken auftretenden Flötze sind ziemlich regelmässig gelagert und führen gute Coaks-Kohle."
In den Jahren 1885/86 wurde 920 m östlich vom Mundloch des "Carl-Stollens" ein Tiefbauschacht mit einer Endteufe von 63,92 m niedergebracht. Die Steinkohle gelangte mittels einer 1.630 m langen Drahtseilbahn zum Weitertransport zum Bahnhof Wellendorf.
Das Bergwerkseigentum "Hüls & Sicherheit" wurde nach 1889 in die Brauerei-Aktiengesellschaft der Familie Hartmann eingebracht.
Ausbeutungsvertrag der "Zeche Hilterberg" vom 05./10. Oktober 1891 |
1893 wurde im Feld "Hilterberg" ein Stollenschacht als "Zeche Hilterberg" bzw. "2. Tiefbauschacht" in Betrieb genommen; um 1900 verzeichnete das Bergwerk insgesamt 217 Beschäftigte.
Die drei zum Oberbergamt Dortmund - Bergrevier Osnabrück - zählenden drei privaten Steinkohlenbergwerke "Piesberg", "Hilterberg" und "Zufällig" förderten bei einer Belegschaft von 1.044 Mann zusammen 160.000 Tonnen Steinkohlen.
1896 waren im Hüggel außer den Tagebauten am
Nordhüggel folgende Schächte in Betrieb: "Luise",
"Ida", "Kielmannsegge", "Mathilde"
und "Anna" (von West nach Ost).
Der 1869 vollendete "Mathildenstollen" diente der
Entwässerung der Schächte; zur Trockenlegung der unter der
Sohle des "Mathildenstollens" vertieften Schächte
wurde in den Jahren 1874/77 der "Augustenschacht" (später
"Augustaschacht" genannt) abgeteuft. Sämtliche
Bergwerke firmierten unter der Bezeichnung "Zeche Hüggel".
Tagebau ("Hermine"?) mit Stollen im Nordhüggel, 1894 (Foto: Dr. Alois Wurm) |
Am 21. März 1896 stürzten nachmittags nach einem Erdrutsch 9.000 m3 Erdmassen und Gleisanlagen der vorbeiführenden Hüggelbahn in den südlichen Teil des Tagebaus "Hermine" - drei Bergleute wurden von den Erdmassen verschüttet und erstickten. Nachdem am folgenden Tag der Königliche Revierbeamte vor Ort war, traf am darauffolgenden Tag zur weiteren Untersuchung eine Kommission des Königlichen Oberbergamtes zu Dortmund ein.
Ab dem 1. Oktober 1900 war Bergrat Julius Philipp Heintzmann (geb.: 21.04.1859, gest.: 30.06.1933) für das Bergrevier Osnabrück zuständig.
Anfang 1902 wurde Bergassessor Walther Köhne Königlicher Bergrevierbeamter in Osnabrück.
Bestellung der Ortsältesten zu Schießmeistern vom 2. April 1902 |
Das Bergrevieramt Osnabrück war jedoch nicht nur für die Bergwerke im Regierungsbezirk Osnabrück, sondern auch für einige Bergwerke in den Regierungsbezirken Minden und Münster zuständig (Tab. 2).
Die dem Bergrevier Osnabrück im Jahre 1895 unterstellten Bergwerke (Anonymus 1896: S. 144 ff.) |
1903: Königreich Preußen - Oberbergamt Dortmund - Bergrevieramt Hamm
Zum 1. Januar 1903 wurde das Bergrevieramt von Osnabrück nach Hamm zurückverlegt. Es war zunächst im Hause des dortigen Papierwarenhändlers Ernst Brauckmann (Bahnhofstraße 30a) untergebracht.
Zu diesem Zeitpunkt war Bergmeister der Bergrat Carl Pommer, der am 1. Oktober 1903 von Julius Adams, ab 1906 zum Bergrat befördert, abgelöst wurde.
Infolge starker Wassereinbrüche, günstigeren Kohlenbezugsmöglichkeiten, schlechter Qualität und schwierigen Abbaubedingungen wurde die Kohlenförderung der "Zeche Hilterberg" am 31. März 1903 eingestellt.
Schreiben zu den Aufräumarbeiten der "Zeche Hilterberg" vom 8. April 1903 |
Ebenfalls musste der Abbaubetrieb in den Feldern "Zufällig" eingestellt werden - es fehlte an einer fachmännischen Leitung.
1908 folgte Bergrat Gustav Cremer.
1910 wurden die Farbwerke Schroeder und Stadelmann GmbH, ansässig in Oberlahnstein (heute: Lahnstein im Rhein-Lahn-Kreis), neuer Eigentümer des Bergwerksfeldes "Hüls & Sicherheit".
1912 wurde Bergrat Gustav Stoevesandt zum Leiter des Bergrevieramtes ernannt.
Am 1. Oktober 1913 erfolgte der Umzug in ein neues Gebäude am Standort Goethestraße 6 - die Einweihung des Gebäudes fand am 30. September 1913 statt.
1916 wurde neuer Revierbeamter
und damit Leiter des Bergrevieramtes Hamm Berginspektor (und
späterer Erster Bergrat) Dr. August Middelschulte (geb.: 07.10.1872).
Von 1937 bis 1945 war Erster Bergrat
Schulze-Steiner Leiter des Berg(revier)amtes Hamm. 1943 erfolgte
die Umbenennung des Bergrevieramtes in "Bergamt".
Am 30. Juni 1994 wurde das Bergamt Hamm aufgelöst; letzter
Leiter war der Leitende Bergdirektor Friedhelm Seifert.
Nach dem 1. Weltkrieg begann 1919 ein "wilder
Bergbau" auf Steinkohle, vornehmlich im Bereich von Borgloh
und Wellendorf. Auf ein Resultat dessen, dass der Fiskus nicht
bereit war den ehemaligen Steinkohlenbergbau bei Borgloh und
Oesede wieder aufzunehmen.
Im Juni 1920 gab es in den ehemals fiskalischen Feldern 14 wilde
Abbaubetriebe.
Rückwirkend zum 1. Juli 1920 gründeten 16
Personen die "Borgloher Bergwerksgesellschaft GmbH";
der Hauptbetrieb verlagerte sich zum ehemaligen "Kronprinzenschacht".
Im März 1922 erfolgte die Umwandlung in die "Steinkohlenbergwerk
Borgloh AG". Eigentümerin war die Gewerkschaft Mont-Cenis
in Sodingen bei Herne und es folgte ein fachmännisch betriebener
Bergbau.
Nach der Inflation von 1923 und der einsetzenden Kohlenschwemme
wurde der Betrieb im Oktober 1924 eingestellt.
1921 schied der langjährige Markscheider
Ludwig Plock (gest.: 1929) des Georgs-Marien-Bergwerks- und
Hüttenvereins aus - er führte von 1875 bis 1921 sämtliche
markscheiderischen Arbeiten im Erz- und Steinkohlenbergbau des
Vereins aus. Diese bergbaubezogenen Geoinformationen bildeten die
Grundlage für Entscheidungen der Bergämter.
Auf den Karten sind folgende Farbgebungen
festgelegt: 1. Sohle: Emailblau (dunkelblau), 2. Sohle: Zinnober
(rot), 3. Sohle: laubgrün (grün) und 4. Sohle: Tiefmagenta (lila).
Im Jahre 1931 wurde der Abbau von Eisenerzen im Hüggel aufgrund der wirtschaftlichen Schwierigkeiten eingestellt.
1933: Freistaat Preußen - Oberbergamt Clausthal-Zellerfeld - Bergrevier Süd-Hannover
Durch die vom Preußischen Staatsministerium
herausgegebene "Verordnung über veränderte Abgrenzung der
Oberbergamtsbezirke" vom 24. Oktober 1933
wurden in § 3 mit Wirkung vom 1. November 1933 die Kreise Minden,
Lübbecke, Halle i.W., Herford-Stadt, Herford-Land, Tecklenburg,
Melle, Wittlage, Osnabrück-Stadt, Osnabrück-Land und
Bersenbrück aus dem Oberbergamt in Dortmund dem Oberbergamt in
Clausthal-Zellerfeld unterstellt und diese durch
Ausführungsverordnung dem Bergrevier Süd-Hannover zugeordnet,
welches 1907 eingerichtet worden war.
Dem Bergrevier Süd-Hannover stand der Erste Bergrat Hans Willert
vor.
Das Bergamt Hannover wurde am 01.07.1867
gegründet.
Eine ausführliche Beschreibung der
vorgesetzten Behörden zum Ibbenbürener Steinkohlenbergbau
findet sich in dem von Hans Röhrs und Hubert Rickelmann
herausgegebenen Buch "Der Ibbenbürener Steinkohlenbergbau:
von den Anfängen bis zur Gegenwart" sowie in der von Hans
Röhrs herausgegebenen Schrift "Erz und Kohle. Bergbau und
Eisenhütten zwischen Ems und Weser"!
Vom 1. Januar 1816 an unterstand das Bergamt Ibbenbüren dem neu
gebildeten Oberbergamt in Dortmund. Nachdem im Jahre 1857 das
Bergamt Ibbenbüren wieder aufgehoben und mit dem Bergamt Bochum
vereinigt wurde, entstand ab 1862 in Ibbenbüren die "Königliche
Berginspektion", die ab 1903 in "Königliche
Berginspektion I" umbenannt wurde.
1934: Preußen - Oberbergamt Clausthal-Zellerfeld - Bergrevier Hannover
Die beiden hannoverschen Bergreviere Nord-Hannover
und Süd-Hannover wurden 1934 zum Bergrevier
Hannover zusammengelegt.
Dem Bergamt Hannover wurden die Regierungsbezirke Aurich und
Osnabrück sowie die Länder Schaumburg-Lippe, Oldenburg und
Bremen zugeteilt.
Leiter des Bergreviers ist zu diesem Zeitpunkt Oberbergrat Oskar
Fähndrich (gest.: 31.07.1948), der zuvor das Bergrevier Nord-Hannover
leitete.
Auf Grund des Art. 7 Art. 16 der Weimarer Reichsverfassung vom 11. August 1919 wurde dem Reich die Gesetzgebung über das Gewerbe und den Bergbau zuerkannt. Infolge des "Gesetzes zur Überleitung des Bergwesens auf das Reich" vom 28.02.1935 wurde das Bergwesen Reichsangelegenheit (Reichsgesetzblatt, 1935, Teil I, Nr. 23), das vom Reichswirtschaftsministerium geleitet wurde.
Von 1939 bis 1947 war Erster Bergrat Hans Willert Leiter des Bergreviers Hannover.
Auf Grund des § 1 Abs. 2 des "Gesetzes über den Aufbau der Reichsbehörden" vom 30.09.1942 (Reichsgesetzblatt, 1942, Teil I, Nr. 107) wurde das Oberbergamt Clausthal-Zellerfeld (bisher preußische Landesbehörde) mit Wirkung vom 1. April 1943 Reichsbehörde.
Während des 2. Weltkrieges wurden nochmals Eisenerze aus Restpfeilern im Schacht "Kielmannsegge" am Nordhüggel abgebaut.
Nach dem 2. Weltkrieg kam es erneut in den Bereichen Oesede, Borgloh und Wellendorf zu einem "wilden Bergbau" auf Steinkohle mit einfachsten Betriebsmitteln.
Ab 1945 wurde die Bergaufsicht wieder von Landesbergbehörden wahrgenommen.
Unter der Beteiligung des Landkreises Osnabrück, der umliegenden Gemeinden und einiger Privatpersonen wurde 1947 die "Hasberg Bergwerksgesellschaft mbH" gegründet. Hauptabbaugebiete waren der Hasberg, der Lohnberg südlich von Borgloh sowie der ehemalige "Kronprinzenschacht".
Auf Weisung der in der Villa Hügel (Essen-Bredeney) beheimateten North German Coal Control (NGCC), dem Kontrollorgan über den Bergbau in der britischen Zone, wurde 1946 zwischen den Oberbergämtern Clausthal-Zellerfeld und Dortmund vereinbart, dass die Steinkohlenbergwerke Ibbenbüren, Mieke, Minden und Obernkirchen-Barsinghausen in bergpolizeilicher Hinsicht der Aufsicht des Oberbergamtes Dortmund unterstellt werden. Das Bergamt Hannover unterstand in allen Angelegenheiten, die die genannten Werke betrafen, dem Oberbergamt Dortmund.
Im November 1947 schlossen sich einige Privatpersonen zusammen und gründeten zur Wahrnehmung eines Notbergbaus die Gesellschaft "Herrenrest".
Aufgrund des Artikels III der Verordnung Nr. 46 (Auflösung der Provinzen des ehemaligen Landes Preußen in der Britischen Zone und ihre Neubildung als selbständige Länder) der Militärregierung - Britisches Kontrollgebiet - wurde 1948 durch Anweisung der Militärregierung mit der Wahrnehmung der Aufgaben der Bergbehörden in den Kreisen Tecklenburg, Minden, Lübbecke und Halle/Westf. sowie im Stadt- und Landkreis Herford das Oberbergamt Dortmund als obere und das Bergamt Hamm als untere Bergbehörde beauftragt.
Ab 1950 war Erster Bergrat Ernst Grimm Leiter des Bergreviers Hannover (bis 1955).
Zu diesem Zeitpunkt erfuhr der privat betriebene Steinkohlenbergbau einen beachtlichen Aufschwung: Anton Brinkhege aus Borgloh förderte am Hasberg und ab 1956 im "Kronprinzenschacht", Franz Schriever aus Ebbendorf nördlich von Wellendorf am Strubberg sowie nördlich des Ortskerns von Kloster Oesede und Heinrich Rahenbrock in Kloster Oesede.
1950: Niedersachsen - Oberbergamt Clausthal-Zellerfeld - Bergamt Hannover (E)
Beim Bergamt Hannover wurden 1950
zwei selbständige Abteilungen eingerichtet, wovon eine die
Bezeichnung Bergamt Hannover (E) erhielt. Dieses Bergamt war für
die Regierungsbezirke Aurich, Osnabrück und den
Verwaltungsbezirk Oldenburg zuständig.
Leiter des Bergamtes war zu diesem Zeitpunkt der Erste Bergrat
Ernst Grimm.
Am 4. Dezember 1950 wurde die Abteilung E nach
Meppen verlegt.
Durch die Aufschlüsse in dem erdöl- und erdgashöffigen Teil
des Emslandes waren ein großes Gasfeld und fünf große
Erdölfelder nachgewiesen worden. Diese bedeutenden bergbaulichen
Unternehmungen waren vom Bergamt Hannover nicht mehr zu
überwachen (Oberbergamt Clausthal-Zellerfeld 1965).
Das Bergamt Hannover wurde 1995 aufgelöst; der Landkreis Diepholz, die Städte Diepholz, Twistringen sowie die Samtgemeinden Altes Land Lemförde, Barnstorf und Rehden wurden aus dem Bergamt Hannover dem Bergamt Meppen zugewiesen.
1951: Niedersachsen - Oberbergamt Clausthal-Zellerfeld - Bergamt Meppen
Es wurden zunächst vier Räume in einem privaten Wohnhaus in der Widukindstraße 1 angemietet; dort waren private Mieter und ebenfalls in einigen Räumen die Polizei untergebracht.
Mit Verordnung vom 30. April 1951
wurden neben Oldenburg und Aurich auch Osnabrück vom Bergamt
Hannover abgetrennt und rückwirkend zum 1. April zu einem neuen
Bergamtsbezirk mit Dienstsitz in Meppen zusammengefasst.
Bergrat Ottomar Schlosser wurde erster Leiter des Bergamtes
Meppen.
Nachdem nach und nach die anderen Mieter ausgezogen waren, konnte das Bergamt am Standort Widukindstraße zwei Etagen und den Keller übernehmen.
Die Suche nach Erdöl und Erdgas im südlichen Osnabrücker Land bei Iburg (heute: Bad Iburg) in den Jahren 1952 bis 1961 endeten mit der Bemerkung "nicht fündig"; somit war dort das Bergamt nur kurze Zeit mit der Genehmigung des Bohrvorhabens und des -betriebsplans sowie der Bergaufsicht involviert.
1952 bestanden noch 12 Kleinzechen im Raum Kloster Oesede und Borgloh (Heidemann 2009).
Bergwerksfelder im Raum Oesede - Borgloh, 1952 |
Im März 1953 wurde neuer Eigentümer der Bergrechte am Dörenberg die Fa. Steinkohlenbergwerke Victor-Ickern aus Castrop-Rauxel - 1955 erloschen die Bergrechte für das Feld "Dörenberg".
Als am 5. Juli 1956 die feierliche
Wiedereröffnung des Schachtes "Kronprinz" erfolgte
sprach Bergrat Schlosser:
"Der Borgloher Steinkohlenbergbau wird [...] auf lange Sicht
hin bestehen bleiben und für die Volkswirtschaft des
Osnabrücker Bezirks gewisse Bedeutung haben."
Die gesamte Kohle wurde fast ausschließlich mit Lastwagen an das
Kalk- und Zementwerk Dyckerhoff in Lengerich/Westf. geliefert.
Im Rahmen dieser Veranstaltung wurde dem ehemaligen
Betriebsführer Ernst Arimont für seine Verdienste um den
Bergbau durch den Präsidenten des
Oberbergamtes Clausthal-Zellerfeld, Berghauptmann Kurt Wunderlich,
das Bundesverdienstkreuz am Bande verliehen.
Im Jahre 1961 schlossen die Bergbaubetriebe von Franz Schriever und Heinrich Rahenbrock.
Im Juli 1963 wurde der Eisenerzbergbau im Hüggel endgültig eingestellt - zuletzt war im "Tagebau II" noch Erz abgebaut worden.
Am 30. September 1963 endete die Förderung im Schacht "Kronprinz".
Auf Bergrat Schlosser folgte im April 1967 Bergdirektor Prof. Dipl. Ing. Gotthard Fürer (bis 1978).
Am 8. Dezember 1968 beschloss das Oberbergamt
in Clausthal-Zellerfeld:
"Die im Berggrundbuch des Amtsgerichts Iburg eingetragenen
Eisenerzbergwerke "Hüls und Sicherheit" werden gem. §
161 ABG [Allgemeines Berggesetz] aufgehoben, nachdem der
Eigentümer freiwillig darauf verzichtet hat."
1979 folgte als Leiter des
Bergamtes Meppen Dipl. Ing. Franz Josef Rölleke (bis 1992).
Fürer war später von 1978 bis 1991 und Rölleke von 1996 bis
2001 Präsident des Oberbergamtes Clausthal-Zellerfeld.
Nachwort
Am 13. August 1980 wurde das Bundesberggesetz verabschiedet, welches am 12. Januar 1982 in Kraft trat.
Zum 31. Dezember 2001 wurde
das Bergamt Meppen aufgelöst; letzter Leiter des Bergamtes
Meppen war Bergdirektor Dipl. Ing. Lothar Lohff.
Lothar Lohff war von 2002 bis 2005 letzter
Präsident des Landesbergamtes Clausthal-Zellerfeld.
Zum 1. Januar 2002 wurde
Meppen eine Außenstelle des Landesamtes für Bergbau, Energie
und Geologie (LBEG). Das LBEG ist neben Niedersachsen für Bremen,
Hamburg und Schleswig-Holstein zuständig.
Das Landesamt für Bergbau, Energie und Geologie ist als
zuständige Gefahrenabwehrbehörde auch für die Überwachung des
Altbergbaus im südlichen Osnabrücker Land zuständig.
Seit dem 1. Januar 2001 wurden die Aufgaben des Landesoberbergamtes in Nordrhein-Westfalen in die neu gegründete Abteilung "Bergbau und Energie in NRW" (Abteilung 6) der Bezirksregierung Arnsberg überführt.
Zum 1. Januar 2006 wurde das
"Niedersächsische Landesamt für Bodenforschung (NLfB)"
mit dem "Landesbergamt Clausthal-Zellerfeld"
zusammengeführt und als "Landesamt für Bergbau, Energie
und Geologie (LBEG)" neu aufgestellt. Die neue Fachbehörde
ist dem niedersächsischen Ministerium für Wirtschaft, Arbeit
und Verkehr nachgestellt.
Der Hauptsitz ist Hannover, ein weitere Dienstsitz befindet sich
in Clausthal-Zellerfeld, darüber hinaus existiert eine
Außenstelle in Meppen.
Angegliedert ist dem LBEG das "Niedersächsische Bergarchiv"
in Clausthal, einer Außenstelle des Hauptstaatsarchivs Hannover.
Findbücher aus dem Landesarchiv NRW zum hiesigen Bergbau finden Sie hier!
Fazit
Durch die zahlreichen unterschiedlichen örtlichen Zuständigkeiten können Archivmaterialien über den einstigen Bergbau in unterschiedlichen Archiven lagern: in Firmen- und privaten Archiven, in den Niedersächsischen Landesarchiven in den Abteilungen Hannover und Osnabrück sowie im Landesarchiv Nordrhein-Westfalen.
Dank
Für weiterführende Hinweise zum Abbau im Hüggel danke ich Herrn Rainer Rottmann, Hagen a.T.W., ganz herzlich!
1 Hüggel bezeichnet einen Höhenzug
südlich von Hasbergen mitsamt seinen Ausläufern.
2 Zu den Buntmetallerzen zählen Kupfer-, Blei-, Zink-
und Zinnerze.
3 Die Bergwerksregistratur geht nach Angaben von
Johann Heinrich Terheyden (III) nur bis auf das Jahr 1741 zurück.
4 Angaben aus dem "Hof- und Staats-Handbuch für
das Königreich Hannover" und dem "Handbuch über den
Königlich Preussischen Hof und Staat".
5 Bezeichnung zu Zeiten der französischen Besatzung (1803
- 1805, 1806 - 1813).
6 Georg Heinrich August Fricke wurde in
Salzderhelden (Ortsteil des Fleckens Einbeck) geboren, er
heiratete am 14. Mai 1834 in der Domkirche zu Osnabrück die am
30. Juli 1815 in Borgloh geborene Agnes Catharina Gertrud
Kruse. Am 31. Januar 1835 erblickte die Tochter Antoinette in
Borgloh das Licht der Welt, im Juli 1854 folgte der Sohn Wilhelm
August Alexius.
7 Christian Georg Heinrich Bauer stammte aus
Osterwald (Ortsteil des Fleckens Salzhemmendorf) - er wurde mit
Erlass des Ministers für Handel vom 22. März 1872 zum Bergwerks-Direktor
ernannt. Im Jahre 1873 wechselte er an die Berginspection am
Osterwalde - zum 1. Mai 1876 wurde er zum Bergrath ernannt und
gleichzeitig pensioniert.
Er war verheiratet mit Marianne Louise Agnes "Jenny"
Kruse (geb.: 27. April 1816 in Schledehausen), Tochter von Carl
und Gertrud Kruse, geb. Dütting.
8 Carl Dütting (geb.: 30.04.1820, gest.: 19.12.1901)
war ein Onkel des später im Ruhrgebiet tätigen Bergwerks- und
Generaldirektors Christian Dütting (geb.: 20.12.1862, gest.: 21.07.1921).
Literaturnachweis:
Anonymus: Die Bergwerks-Produktion im Bezirk des Kgl. Oberbergamtes zu Dortmund. Glückauf, Nr. 8, Dortmund 1896.
Bergamt Meppen (Hrsg.): Der Bergbau in Oldenburg, Ostfriesland und im Emsland. 25 Jahre Bergamt Meppen 1951 - 1976. Meppen 1976.
Bödige, Nikolaus: Hüggel und Silberberg. Ein historisch-geologischer Beitrag zur Landeskunde von Osnabrück. Osnabrück 1906.
Grolms, Bernhard: Steinkohlenbergbau in Kloster Oesede sowie Borgloh - Wellendorf - Hankenberge - Glane - Oesede. Georgsmarienhütte 2020.
Heidemann, Josef: Steinkohlebergbau im Kirchspiel Borgloh. Borgloh 2009.
Müller, Hermann: Der Georgs-Marien-Bergwerks- und Hütten-Verein. Erster Theil: Die Geschichte des Vereins. Zweiter Theil: Beschreibung der Besitzungen, deer Betriebsanlagen und der Einrichtungen des Vereins. Osnabrück 1896.
Neyer, Carsten & Beermann, Werner: Vom Hüggelerz zum Hüttenstahl. Hasberger Erz für die Georgsmarienhütte. Erfurt 2016.
Oberbergamt Clausthal-Zellerfeld: Das Oberbergamt in Clausthal-Zellerfeld und der Bergbau in seinem Bezirk. Berlin-West, Basel 1965.
Ohloff, Gerhard (Hrsg.): Bad Rothenfelde. Vom Salzwerk zum Heilbad. Bad Rothenfelde 1971.
Röhrs, Hans: Erz und Kohle. Bergbau und Eisenhütten zwischen Ems und Weser. Ibbenbüren 1992.
Rohde, Paul: Geschichte der Steinkohlenförderung im Amt Iburg, OsnMitt 27. Osnabrück 1902.
Rottmann, Rainer: Die Osnabrücker Zinkgesellschaft, Heimat-Jahrbuch "Osnabrücker Land 2004". Osnabrück 2004.
Rottmann, Rainer: Die Beckeroder Eisenhütte. Hagen a.T.W. 2006.
Rottmann, Rainer: Silbererzbergbau im Stertenbrinker Holz und am Silberberg in Hagen a.T.W. Hagen a.T.W. 2021.
Terheyden, Johann Heinrich: Mineralogisch-bergmännische Beschreibung des Oberemsdepartements, insbesondere des ehemaligen Fürstentums Osnabrück. Borgloh 1812 (NLA OS Rep. 620 Nr. 101).
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