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Aufschlussbohrung "Iburg 3"

Mit Datum vom 30. September 1959 erhielt die Katholische Kirchengemeinde Iburg einen Brief der PREUSSAG AG - Zweigniederlassung Erdöl und Bohrverwaltung -, Hannover. Darin bemerkt die Bohrverwaltung, dass als Folgepunkt der Untersuchungsbohrung "Iburg 2" in jedem Falle am ostwärtigen Stadtrand von Iburg die Bohrung "Iburg 3" niederzuzbringen sei: "Nach den geologischen Unterlagen kommt für das Abteufen dieser Bohrung nur die in Ihrem Besitz befindliche Parzelle 65 in der Flur 6 in Frage." In diesem Bereich wurde nämlich eine O-W-streichende Aufwölbung vermutet.

Am Donnerstag, den 08.10.1959, um 10:30 Uhr traf man sich auf dem vorgenannten Grundstück zu einem Gespräch: Vertreter der PREUSSAG AG und Mitglieder des Kirchenvorstandes der Kath. Kirchengemeinde zu Iburg; als Verhandlungsführer der Kirchengemeinde wirkte, in Vertretung des seinerzeit erkrankten Dechantes Aloys Kirfel, Kaplan Dr. phil. Josef Schewe.

 
Briefkopf der PREUSSAG AG   Vertragsunterzeichnung

Bereits am 09.10.1959 wurde ein üblicher Anpachtungsvertrag von der PREUSSAG AG, am 12.10.1959 von der Kath. Kirchengemeinde Iburg, namentlich von Dr. Josef Schewe und zwei Mitgliedern des Kirchenvorstandes, Georg Herzog und dem Rendanten N.N., unterschrieben.
Dr. Schewe (geb.: 1921, gest.: 1978) war 1972 Domvikar und nebenamtlicher Leiter sowie von 1974 - 1978 Direktor des Diözesanmuseums in Osnabrück.

Der Anpachtungsvertrag sah folgende Entschädigungssätze vor:

Leistungen: Entschädigungssätze:
Pachtzins1 für den Bohrplatz:     0,15 DM/m2
außerhalb gepachteter Fläche: Anlegen unterirdisch verlegter Rohrleitungen2 bei Kulturland: 0,30 DM/lfdm3 oder
0,15 DM/lfdm zuzügl. Fruchtentschädigung
    bei Waldland: 0,06 DM/lfdm
    bei Ödland: 0,02 DM/lfdm
  Anlegen unterirdisch verlegter Kabel bei Kulturland: 0,15 DM/lfdm oder
0,075 DM/lfdm zuzügl. Fruchtentschädigung
    bei Waldland: 0,03 DM/lfdm
    bei Ödland: 0,01 DM/lfdm
  Aufstellen von Masten an Gräben, Wegen oder am Rande einer Koppel: 3,00 DM je Mast/Jahr
    in einer Koppel: 6,00 DM je Mast/Jahr
  Verankerung der Sturm- und Rettungsseile der Anlage:   6,00 DM je Verankerung/Jahr
  Legung von Feldbahngleisen:   0,30 DM/lfdm
  Restflächen zwischen Gräben und Gleisen
(soweit nicht bestellbar):
  0,15 DM/m2
  Umwälzung von Bohrtürmen
(ohne Nutzung für andere Bohrzwecke):
  0,50 DM/lfdm
  Besonders große Wirtschaftserschwernisse durch
oberirdische Rohrleitungen, Feldbahngleisen und Wegen:
  Sondervergütung
1 Wiederherstellung der gepachteten Fläche in den ursprünglichen Zustand durch den Pächter (bei Arbeiten durch den Verpächter Entschädigungszahlung)
2 bei Wegnahme der Leitungen nochmalige Zahlung
3 laufender Meter

Die Bohranlage mit dem 30 m hohen Klappmast "SL 1", die zuvor für die Bohrung "Iburg 2" zur Verfügung stand, wurde für diese Bohrung weitergenutzt. Gebohrt wurde im Rotary-Verfahren, d.h. mit einem rotierenden Bohrgestänge.
Verantwortliche Personen auf der Bohrstelle waren:
Betriebsführer Heinrich Schatte, Oberbohrmeister Friedrich Fröhlich, 1. Bohrmeister Gerhard Neumann, Bohrmeister Hans Kryschweski, die Schichtführer Johann Wolterink, Horst Lerbs und Theo Knoop sowie für den Auf- und Abbau Wilhelm Moser.

Die geplante Verrohrung sollte durch 9 5/8'' Rohre mit einer Zementierung bis 97,8 m erfolgen.

Am 22. Oktober 1959 fand der erste Bohrtag statt. Zweck dieser Bohrung war die Untersuchung des Malm und Keuper auf Speichergesteine und deren Porenfüllung.

Zeitungsartikel vom 17.11.1959
Das inzwischen abgerissene "Haus Klare" im Vordergrund (rechts neben dem Bohrturm)
hatte die Anschrift "Zum Freden 21"

Das vereinfachte geologische Profil lautete:

Teufe:

Gestein (Epoche): Bemerkungen zu Porenfüllungen:
0,0 m - ca. 6,0 m Quartär  
ca. 6,0 m - ca. 20,0 m Mergelstein (Ober-Alb)  
ca. 20,0 m - ca. 100,0 m Mergelsteine, Tonmergelsteine, Tonsteine und Feinsandsteine (Mittel-Alb)  
ca. 100,0 m - 170,0 m Feinsandstein (Osning-Sandstein) Tetrachlorkohlensstoffauszüge zeigten teilweise unter UV-Licht
schwach gelbliche Lumineszenz
170,0 m << Transgression>>  
170,0 m - 328,0 m Feinsandstein, Tonstein und Kalkstein (Ober-Malm 6 - 1(?)) im tiefen Ober-Malm waren einige sandige Tonflasern schwach ölimprägniert
bzw. schwitzten beim Erwärmen fleckenhaft dunkelbraunes Öl aus -
Schalentrümmerkalke des tiefsten Ober-Malm zeigten beim Anschlagen
Geruch nach Schwefelwasserstoff
328,0 m - 374,0 m Tonstein und Tonmergelstein (Kimmeridge)  
374,0 m << Transgression (?) >>  
374,0 m - ca. 400,0 m Tonstein (Dogger gamma)  
ca. 400,0 m - 536,0 m Tonstein (Dogger beta)  
536,0 m - 552,0 m Tonstein (Lias zeta)  
552,0 m << Transgression >>  
552,0 m - 604,0 m Tonstein und Posidonien-Schiefer (Lias epsilon) Kerne im Posidonien-Schiefer hatten beim Anschlagen einen schwach
benzinösen Geruch
604,0 m - ca. 668,0 m Tonstein (Lias delta)  
ca. 668,0 m - 765,0 m Tonstein (Lias gamma bis Lias alpha)  
765,0 m << Störung >>  
765,0 m - 804,0 m Tonstein und Tonmergelstein (Mittlerer Keuper)  
804,0 m - 838,0 m Kalk- und Tonsteine (Oberer Muschelkalk)  
838,0 m - 868,7 m Kalk- und Tonsteine (Mittlerer Muschelkalk)  

Folgende geologische Bearbeiter waren an der Bohrung beteiligt:
Dr. Alfred Schuster (Preussag / Lithologie, Stratigraphie, Schichtenverzeichnis), Dr. Karl Hoffmann (Nieders. Landesamt für Bodenforschung / Makrofauna Dogger u. Lias), Prof. Dr. Franz Bettenstaedt (Preussag / Mikrofauna), Dr. Gerhard F. Lutze (Preussag / Mikrofauna), Dr. Günther Bischoff (Gewerkschaft Elwerath / Mikrofauna), Franz Elstner (Gewerkschaft Elwerath / Mikrofauna) und Dr. Helga Huffmann (Preussag / Gesteinsphysik).

Am 19. Januar 1960 führte die Fa. Schlumberger Ltd. folgende Auswertungen durch:
Electriclog (spezifischer elektrischer Widerstand der Gesteine), Microlog (spezifischer elektrischer Widerstand der unmittelbaren Umgebung des Bohrloches), Kaliber (Messung des Bohrlochdurchmessers), Dipmeter (Messung von Fallen und Streichen der durchteuften Schichten) und Abweichungsmessungen.
Die Fa. Prakla GmbH (ehem. "Gesellschaft für praktische Lagersstättenforschung") führte am 20. Januar 1960 noch einen Akustiklog (Laufzeit der Schall-Kompressionswellen) durch.

Die Gesamtabweichung von der Vertikalen betrug bei der Endteufe 66,9 m mit einem Azimut von 337°20' (bezogen auf magnetisch Nord).

Vom 21. bis zum 26. Januar 1960 wurde das Bohrloch folgendermaßen verfüllt:

Teufe:

Verfüllung:
0,0 m - 0,50 m Mutterboden
0,50 m - 1,50 m Betonplatte
1,50 m - 20,0 m Beton
20,0 m - 67,3 m Dickspülung
67,3 m - 294,5 m 11,5 t Normal-Zement
294,5 m - 868,7 m in zwei Stufen mit 30 t Halliburton-Tiefbohrzement

 

Zeitungsartikel vom 23.02.1960

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