Abbau von Bodenschätzen | Erdöl / Erdgas | Kalk | Mineralbad | Raseneisenstein | Sand / kiesiger Sand |
Sandstein | Steinkohle | Ton | Toneisenstein | Torf |
Aufschlussbohrung "Iburg 4"
Nur 109 m nordnordwestlich der Bohrung
"Iburg 3" wurde die Aufschlussbohrung "Iburg 4"
(Flur 6, Flurstück 63) niedergebracht. Gründstückseigentümer
war die Gewerkschaft Hamm-Osnabrücker Kohlenwerke aus
Gelsenkirchen, die ihren Sitz im Jahre 1961 nach Iburg verlegt
hatte.
Im Hause Gösling in der Großen Straße 62
in Osnabrück betrieb Carl Dütting (geb. 14.05.1849, gest. 30.03.1936)
die Weinhandlung "Carl Dütting". Carl Dütting,
treibende Kraft eines Konsortiums hannoverscher Industrieller,
legte Mitte 1867 bei dem Königlichen Oberbergamt zu Dortmund auf
zwei von ihm entdeckte Steinkohlenflöze in der Bauernschaft
Eppendorf des einstigen Kirchspiels Borgloh (heutiger Ortsteil
von Hilter a.T.W.) unter dem Namen "Zufällig" und
"Zufällig II" Mutung ein. Ihm wurde am 27.03.1868 das
Eigentum jener Kohlenfelder von je 500.000 Quadratlachtern
verliehen. 1873 kamen die Felder "Zufällig I" und die
Felder "Zufällig III bis IX" hinzu. Durch Urkunde vom
30. Januar 1875 wurden die Felder als "Hamm-Osnabrücker
Kohlenwerke" konsolidiert. Carl Dütting wurde zum
Repräsentanten des Kohlenwerkes bestimmt. Nach wenigen Jahren
kam es zum Konkurs und Carl Dütting kaufte am 09. Oktober 1879
das ganze Werk für 1.000 Mark. Die Steinkohle wurde immer dort
gefördert, wo sie am leichtesten zu gewinnen war. Der Betrieb
war durchweg unbedeutend: im Jahre 1898 wurden z.B. mit fünf
Bergleuten nur 61 t Wealden-Steinkohlen gefördert. Es fehlte an
einer fachmännischen Leitung und so musste der Betrieb
zwangsläufig 1903 zum Erliegen kommen.
Diesmal stand als Bohrturm ein 40,15 m
hoher Großraummast "Gulliver" (Gerät "S 3")
zur Verfügung, dessen letzter Standort die Tiefbohrung "Bevergern
1" (niedergebracht 1960, ca. 3,8 km südlich von Bevergern (Stadtteil
von Hörstel) an der Straße von Riesenbeck nach Emsdetten) war.
Der Großraummast "Gulliver"
(auch "A-Mast" genannt) wurde am Boden montiert und mit
einem eigenen Hebewerk der Bohranlage aufgestellt bzw. nach
Beendigung der Bohrung wieder umgelegt. Schließlich mussten die
Zeiten für Auf- und Abbau der Bohranlage so kurz wie möglich
gehalten werden, denn "... nur eine Bohranlage die bohrt
kann Öl oder Erdgas finden."
Zweck dieser Bohrung war den Zechstein und das unterliegende Karbon auf Speichergesteine und deren Porenfüllung zu untersuchen.
Bohrbeginn war der 08.12.1960, nachdem der Bohrbetriebsplan am 13.10.1960 zugelassen wurde; die Bohrung wurde gemeißelt, Spülproben wurden in 2 m Abständen und ab 1.400 m in 1 m Abständen untersucht. Das benötigte Wasser wurde durch einen Brunnen erschlossen, außerdem konnte die Bohrung durch das Stadtleitungswasser versorgt werden.
"Neue Tagespost (NT)", 07.12.1960 |
Verantwortliche Personen auf der
Bohrstelle waren:
Betriebsführer Heinrich Schatte, Oberbohrmeister August Kasten
und Friedrich Fröhlich, Bohrmeister Ernst Heiners und Herbert
Strümper, die Schichtführer Hermann Staal, Willi Kulm, Heinz
Ziesemer, Rudi Wiedemann und Hindrick Geertzen sowie für den Auf-
und Abbau Wilhelm Moser.
Bohrung "Iburg 4" (Aufnahme: Kurt Löckmann, Osnabrück) |
BAm 08.02.1961 ereignete sich ein Unfall: der bei Vorprüfarbeiten als Helfer eingeteilte Bohrarbeiter Ferdinand Klaenne rutschte auf dem glatten Boden aus und fiel in die Abrußflamme. Er trug leichte Verbrennungen davon und konnte seine Arbeit nach sechs Tagen wieder aufnehmen.
Das vereinfachte geologische Profil lautete:
Teufe: |
Gestein (Epoche): | Bemerkungen zu Porenfüllungen: |
0,0 m - 3,0 m | Lehm (Quartär) | |
3,0 m - 75,0 m | Tonmergelsteine, Tonsteine und Feinsandsteine (Mittel-Alb) | |
75,0 m - 152,0 m | Fein- bis Mittelsandstein (Osning-Sandstein) | |
152,0 m | << Transgression>> | |
152,0 m - 295,0 m | Tonmergelsteine, Tonsteine und Mergelsteine (Ober-Malm 6 - ?1) | im Münder Mergel (262,0 m - 268,0 m) schwache Ölspuren |
295,0 m - 355,0 m | Tonsteine und Feinsandsteine (Kimmeridge) | |
355,0 m | << Transgression (?) >> | |
355,0 m - 424,0 m | Tonsteine und Feinsandsteine (Dogger) | |
424,0 m - 437,0 m | Tonstein (Lias zeta) | |
437,0 m - 510,0 m | Tonstein (Lias epsilon) | Posidonienschiefer mit Öl- und Gasspuren |
510,0 m - 539,0 m | Tonstein (Lias delta u. ? Lias gamma) | |
539,0 m | << Überschiebung >> | |
539,0 m - 552,0 m | Tonstein (Lias epsilon) | |
552,0 m | << Störung >> | |
552,0 m - 783,0 m | Tonstein (Lias gamma - Lias alpha 1 u. ? Rhät) | |
783,0 m - 801,0 m | Tonsteine und Tonmergelsteine (Keuper) | |
801,0 m - 830,0 m | Tonmergelstein (Oberer Muschelkalk) | |
830,0 m - 866,0 m | Kalksteine und Tonmergelsteine (Mittlerer Muschelkalk) | |
866,0 m - 983,0 m | Kalkstein (Unterer Muschelkalk) | |
983,0 m - 1.070,0 m | Kalkstein, Tonstein und Schluffstein (Röt) | |
1.070,0 m - 1.116,0 m | Tonstein (Röt-Salinar) | |
1.116,0 m - 1.197,0 m | Tonstein und Kalkstein (Solling-Folge) | |
1.197,0 m | << Transgression >> | |
1.197,0 m - 1.280,0 m | Tonsteine und Kalksandsteine (Unterer Buntsandstein) | |
1.280,0 m - 1.290,0 m | Tonstein (Hauptanhydrit, Zechstein) | |
1.290,0 m - 1.330,0 m | Tonstein und Dolomit (Plattendolomit) | Gasspuren am Bohrkopf |
1.330,0 m | << Störung oder Transgression >> | |
1.330,0 m - 1.400,0 m | Sandsteine und Schluffsteine mit Steinkohlen-Flözen (obere Bochumer Schichten, Westfal A) | |
1.400,0 m - 1.794,0 m | Sandsteine und Schluffsteine mit Steinkohlen-Flözen (mittlere Bochumer Schichten, Westfal A) |
In einer Teufe von 1.330 m gelangte der Bohrmeißel in die oberen Bochumer Schichten des Westfal A. In den Bochumer Schichten wurden bis zur Endteufe von 1.794,0 m insgesamt 25 Flöze (Fett- und Eßkohlen) angetroffen. Die Mächtigkeiten betrugen zwischen 0,3 m und 5,5 m.
Flöz: |
Teufe: | flüchtige Bestandteile: |
1 | 1.366,5 m - 1.367,0 m (0,5 m) | 27,4 % |
2 | 1.380,8 m - 1.381,8 m (1,0 m) | 26,3 % |
3 | 1.387,3 m - 1.388,7 m (1,4 m) | |
4 | 1.403,0 m - 1.406,2 m (3,2 m) | 24,8 % |
5a | 1.420,6 m - 1.421,6 m (1,0 m) | 22,8 % |
5b | 1.422,5 m - 1.423,5 m (1,0 m) | 22,8 % |
6 | 1.429,2 m - 1.429,7 m (0,5 m) | 23,8 % |
7 | 1.430,7 m - 1.431,2 m (0,5 m) | |
8 | 1.440,0 m - 1.440,5 m (0,5 m) | 23,3 % |
9 | 1.443,0 m - 1.443,4 m (0,4 m) | |
10 | 1.450,6 m - 1.451,0 m (0,4 m) | 23,5 % |
11 | 1.490,2 m - 1.490,6 m (0,4 m) | 21,3 % |
12 | 1.493,2 m - 1.493,6 m (0,4 m) | |
13 | 1.516,2 m - 1.517,0 m (0,8 m) | |
14 | 1.574,3 m - 1.575,8 m (1,5 m) | 17,1 % |
15 | 1.577,9 m - 1.578,4 m (0,5 m) | |
16 | 1.590,0 m - 1.591,3 m (1,3 m) | 17,4 % |
17 | 1.624,5 m - 1.625,0 m (0,5 m) | 18,4 % |
18 | 1.686,0 m - 1.686,5 m (0,5 m) | 17,1 % |
19 | 1.692,5 m - 1.698,0 m (5,5 m) | 17,9 % |
20 ("Röttgersbank") |
1.702,0 m - 1.702,3 m (0,3 m) | 18,6 % |
21 ("Wilhelm") |
1.717,7 m - 1.718,0 m (0,3 m) | 20,4 %) |
22 ("Johann") |
1.733,5 m - 1.734,5 m (1,0 m) | 14,0 % |
23 | 1.739,1 m - 1.739,9 m (0,8 m) | 14,1 % |
24 | 1.751,0 m - 1.752,0 m (1,0 m) | 16,6 % |
25 | 1.760,0 m - 1.760,5 m (0,5 m) |
Eine Analyse einer Gasprobe mit 41,66 Vol.% Luft ergab (nach Dr. W. GREVE, PREUSSAG AG):
Methan (CH4): | 80,23 Vol.% |
Ethan (C2H6): | 8,21 Vol.% |
Propan (C3H8): | 2,42 Vol.% |
Isobutan (C4H10): | 0,37 Vol.% |
n-Butan (C4H10): | 0,45 Vol.% |
Isopentan (C5H12): | 0,03 Vol.% |
n-Pentan (C5H12): | 0,03 Vol.% |
Stickstoff (N): | 8,26 Vol.% |
Folgende geologische Bearbeiter waren an
der Bohrung beteiligt:
Dr. Alfred Schuster (Preussag / Lithologie, Stratigraphie,
Schichtenverzeichnis), Prof. Dr. Franz Bettenstaedt (Preussag /
Mikrofauna), Dr. B. Lutze (Preussag / Mikrofauna), Dr. Hans
Füchtbauer (Gewerkschaft Elwerath / Dünnschliff-Untersuchungen
im Muschelkalk) und Dr. Helga Huffmann (Preussag / Gesteinsphysik).
An den Untersuchungen der Karbon-Gesteine waren beteiligt:
Dr. Werner Ernst (Nieders. Landesamt für Bodenforschung /
Kernbeschreibung), Dr. Horst Pietzner (Geologisches Landesamt
Nordrhein-Westfalen / Kluftmineralien), Dr. Eva Paproth (Geologisches
Landesamt Nordrhein-Westfalen / Fauna), Dr. Heinrich Fiebig (Geol.
Abteilung der Westfälischen Berggewerkschaftskasse / Fauna und
Flora), Dr. Karl-Heinz Josten (Geologisches Landesamt Nordrhein-Westfalen
/Flora), Dr. Wolfgang Knauff (Geologisches Landesamt Nordrhein-Westfalen
/ Mikrofauna) und Dr. Marlies Teichmüller (Geologisches
Landesamt Nordrhein-Westfalen / Inkohlung).
Die Kohlen-Spülproben wurden von Dr. Johannes Hartlieb (Geologisches Landesamt Nordrhein-Westfalen) ausgewaschen und nach Herstellung von Körnerschliffen mikroskopiert. Die Leitmerkmale der Spülproben veröffentlichte vorgenannter Bearbeiter in der Reihe "Fortschritte in der Geologie von Rheinland und Westfalen" 1962. So enthielt z.B. die Probe Nr. 4899 aus 1.492,0 m - 1.493,0 m Teufe (Mittlere Bochumer Schichten des Westfal A) Vitrit, Brandschiefer, Schieferton (vielfach mit Siderit und Pyrit), Quarz, Siderit und etwas Bleiglanz.
Folgende Messungen wurden durchgeführt:
Laterolog 7 (spezifischer elektrischer Widerstand in fokussierter
Anordnung zur Auflösung feiner Wechsellagerungen), Microlog (spezifischer
elektrischer Widerstand der unmittelbaren Umgebung des Bohrloches),
Kaliber (Messung des Bohrlochdurchmessers), Focuslog (Mikro-sphärisch
fokussiertes Protokoll der gespülten Zonen), Gamma-Ray-Log (Messung
der natürlichen Gammastrahlung der Gesteine), Akustiklog (Laufzeit
der Schall-Kompressionswellen), Nuclear Log (Messung der
Wechselwirkungen zwischen den Formationen und den Strahlungen),
Zementlog (Inspektion der Ringraumzementierung), Dipmeter (Messung
von Fallen und Streichen der durchteuften Schichten) und
Abweichungsmessungen. Zudem fanden Geophonversenkmessungen (Ermittlung
von Scherwellengeschwindigkeiten) und Untersuchungen im Peters-Gaschromatographen
statt. Die Untersuchungen wurden zu unterschiedlichsten Zeiten
und von verschiedenen Firmen (Atlas, Prakla) durchgeführt.
Letzter Bohrtag war am 25.05.1961 - die Endabweichung betrug 17 m nach Azimut 199°. Die Bohrung wurde mit "nicht fündig" eingestellt.
Die Verrohrung bestand aus 18 5/8''
Rohren bis 26,7 m zementiert, aus 13 3/8'' Rohren bis 234,9 m
zementiert, aus 9 5/8'' Rohren bis 1.083,8 m zementiert sowie aus
5'' Rohren bis 1.792,0 m zementiert.
Bis zu einer Teufe von 899,77 m wurden die Rohre gezogen.
Am 20. Oktober 1961 wurde der Sondenplatz befahren: der Bohrlochkeller war ordnungsgemäß abgesperrt und zugedeckt; die Fundamente waren noch nicht beseitigt.
Vom 07.08. bis zum 08.08. sowie am 24.08.1961 wurden die untersten 729 m verfüllt, die Verfüllung des restlichen Bohrloches endete am 20.09.1961 und erfolgte folgendermaßen:
Teufe: |
Verfüllung: |
0,0 m - 2,0 m | Mutterboden und Zementplatte |
2,0 m - 12,0 m | Zement |
12,0 m - 150,0 m | Dickspülung |
150,0 m - 200,0 m | Zement |
200,0 m - 860,0 m | Dickspülung |
860,0 m - 880,0 m | Zement |
880,0 m - 1.065,0 m | bei 880,0 m: 9 5/8'' DC-Packer / Dickspülung |
1.065,0 m - 1.342,6 m | bei 1.169,0 m: 5'' DM-Packer / Zement [24.08.1965] |
1.342,6 m - 1.750,0 m | Zement [07. - 08.08.1961] |
1.750,0 m - 1.794,0 m | Dickspülung [07.08.1961] |
Mit Verfügung vom 03.08.1962 endete die Bergaufsicht über das Gelände: "Das Bohrloch ist verfüllt. Das Gelände ist so hergerichtet, daß Gemeinschäden nicht zu erwarten sind."
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