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Aufschlussbohrung "Ostbevern II"
Die Bohrung "Ostbevern II" war von den Firmen Gewerkschaft Elwerath (später: BEB Erdgas und Erdöl GmbH), Deutsche Erdöl A.G. (DEA; später: Deutsche Texaco AG) und Wintershall AG angesetzt worden um den Zechstein und das Oberkarbon auf Gasführung zu untersuchen. Reflexionsseismische Untersuchungen am Rand der Münsterländischen Kreidetafel hatten in diesem Bereich die Transgression von flach liegender Oberkreide über einem schwach gefalteten Karbon ergeben.
Die Bohrung "Ostbevern I" wurde in Westbevern-Brock (Ortsteil von Telgte) niedergebracht.
Im August 1952 wurde mit dem Landwirt Wilhelm Eggert sen. ein Pachtvertrag abgeschlossen, um auf einer Teilfläche des Geländes "Auf den Äckern" (Gemarkung Ostenfelde, Flur 9, Flurstück 162) in Ostenfelde Erdgas zu erbohren. Bohrunternehmer war die Wintershall Aktiengesellschaft - Erdölwerke Emsland -. Vorab wurde der an der geplanten Bohrstelle vorbeiführende Weg ausgebaut, um die schweren Materialien befördern zu können, die zur Errichtung und Inbetriebhaltung eines Bohrturmes, der sich ca. 30 m von der heutigen Straße "Auf den Äckern" befand, notwendig sind. Dann wurde ein Betonfundament erstellt, auf dem ein Stahlgitterturm errichtet wurde. Für die zum Bohren benötigte Spülung musste zuvor eine Brunnenbohrung geteuft werden.
Neue Tagespost (NT), 16.09.1952 | Neue Tagespost (NT), 10.10.1952 Auf dem linken Bild im Hintergrund befindet sich der "Hof Metker" (heute: Auf den Äckern 6) |
Am 20.10.1952 begann der maschinelle
Bohrbeginn im Rotary-Bohrverfahren - geplant war die Bohrung
nötigenfalls bis zu einer Teufe von 2.600 m.
Kerne sollten beim Antreffen der Oberkreide sowie in 250 m
Abständen, bei jedem Gebirgswechsel und im Karbon nach Anweisung
gezogen werden.
Vorarbeiter war Erwin Wallstein, der mit Ehefrau und einem Sohn beim Landwirt Eggert in Logie (Wohnen und Essen / ehem. Schultenhof, Ostenfelde Nr. 5) weilte.
Die Verrohrung bestand in den ersten 12,10 m aus 21 1/2'' Rohren und bis zur Teufe von 64 m aus 13 3/8'' Rohren.
Der erste gezogene Kern in ca. 28 m Teufe erbrachte Emscher-Mergel. Die folgenden Schichten der Oberkreide erwiesen sich als sehr abrasiv, was langsamen Bohrfortschritt und häufigen Meißelwechsel verursachte. Im Dezember 1952 war man bei einer Teufe von 1.000 m angelangt.
Neue Tagespost (NT), 23.12.1952 |
Die Sicherung des Bohrloches erfolgte durch einen Hauptabsperrschieber sowie durch Shaffer-Preventer (Sicherheitsschieber) unter- und oberhalb des Auslaufstückes, dessen Abgang mit 6 5/8'' Schiebern und einem Hosmer-Preventer (für einen Betriebsdruck von 206 Bar ausgelegt) versehen waren.
Stahlgitterturm, 01.03.1953 (Aufnahme: Hugo Mittelberg, Osnabrück) |
Drehtisch auf der Arbeitsbühne, 01.03.1953 (Aufnahme: Hugo Mittelberg, Osnabrück) |
Bohrgestänge im Bohrturm, 01.03.1953 (Aufnahme: Hugo Mittelberg, Osnabrück) |
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Flaschenzug mit angehängtem Spülschlauch, 01.03.1953 (Aufnahme: Hugo Mittelberg, Osnabrück) |
Bohrturmantrieb mit Hebewerk, 01.03.1953 (Aufnahme: Hugo Mittelberg, Osnabrück) |
Absperrventil (Preventer) im Kellerraum, 01.03.1953 (Aufnahme: Hugo Mittelberg, Osnabrück) |
Nachdem bei einer Teufe von 1.363,6 m das Bohrgestänge riss, zudem das Zechstein nicht vorhanden war und auch im angelangten steilstehenden Oberkarbon (hohes Westfal B) keine speicherfähigen und gasführenden Sandsteine angetroffen wurden, wurde die Bohrung mit "nicht fündig" am 10. Februar 1953 eingestellt.
Das vereinfachte geologische Profil lautete:
Teufe: |
Gestein (Epoche): |
0,0 m - ca.20,0 m | Sand und Geschiebemergel (Pleistozän) |
ca. 20,0 m - ca. 1.000,0 m | Mergel, Kalkmergel und Mergelstein (Emscher) |
ca. 1.000,0 m - 1.265,0 m | Mergelstein (Turon) |
1.265,0 m |
<< Störung (?) >>> |
1.265,0 m - ca. 1.345,0 m | Tonstein und Anhydrit (Röt) |
ca. 1.345,0 m | << Störung >> |
ca. 1.345,0 m - 1.363,6 m | Schieferton und Tonstein (Oberes Westfal B, Oberkarbon) |
Folgende geologische Bearbeiter waren an
der Bohrung beteiligt:
Dr. Hans-Joachim Fabian (Wintershall AG), Dr. Helmut Fahrion (Gewerkschaft
Elwerath / Mikropaläontologie) und Dr. Gerhard Kremp (Wintershall
AG / Mikropaläontologie, Schichtenverzeichnis).
Folgende Messungen wurden durchgeführt:
Widerstands- und Potentialmessungen, Gammastrahlung,
Abweichungsmessungen und seismische Geschwindigkeitsmessungen.
Am 03. März 1953 brannte das Anwesen "Ossege", Ostenfelde Nr. 12, fast bis auf die Grundmauern ab. Da es im Hause noch kein Telefon gab, wurde die Feuerwehr vom an der Bohranlage vorhandenen Telefon gerufen.
Neue Tagespost (NT), 03.03.1953 |
Am 11.03.1953 wurde die Bohrung verfüllt: zwei Meter unter Tage wurden die 13 3/8'' Rohre abgeschnitten und in den Rohrschnitt ein Holzstopfen eingeführt. Die weitere Verfüllung sah folgendermaßen aus:
Teufe: |
Verfüllung: |
0,0 m - 1,0 m |
Mutterboden |
1,0 m - 2,0 m |
Zementplatte (1,50 m x 1,50 m) |
2,0 m - 110,0 m | Dickspülung |
110,0 m - 200,0 m | Zementstopfen mit 200 Sack Zement |
200,0 m - 1.190,0 m | Dickspülung |
1.190,0 m - 1.290,0 m | Zementstopfen mit 210 Sack Zement |
Die aus dem Erdinnern geförderten Schlämme, die in einem eigens dafür angelegten Teich (ca. 10 m x 20 m) gelenkt wurden, wurden mit Erde vermischt und an Böschungen und Grabenrändern niedergebracht. Das Betonfundament des Bohrturmes wurde losgesprengt und das Land von Eggert wieder eingeebnet.
Die Bohrfirma zog nach Funden von Erdöl in Barnstorf ("Aldorf 1") dorthin weiter.
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